Go West - Reise duch die USA
tolle Überraschung für uns. »Mädchen, ich habe gerade mit Heidi telefoniert.«
»Heidi?«, fragte Liz verständnislos.
»Heidi ist eine der Managerinnen vom Breakers Hotel in Palm Beach. Und das Breakers ist eines der besten Hotels in Amerika.«
»Wow!«, kam es von Gina.
»Und …« Carl grinste von einem Ohr zum anderen. »… ich hab ihr erzählt, wie ihr hier geholfen habt. Außerdem schuldet sie mir noch was. Na, jedenfalls könnt ihr, wenn ihr wollt, eine Nacht dort verbringen, und zwar für den gleichen Preis wie bei uns.«
»Jippiiie!«, rief Liz und fiel Carl um den Hals. »Danke!«
»Habt ihr auch ein paar feine Sachen mit?«, kam es von Danah.
Ich wechselte einen Blick mit Gina und Liz. »Reichen weiße Hosen und ein schönes Top?«
»Na klar!« Danah lachte und legte mir einen Arm um die Schulter. »Frauen können anziehen, was sie wollen, sie sind immer schön. Und nun macht, dass ihr wegkommt! Und empfehlt uns weiter!«
Mini-Turtles
P alm Beach. Welche Bilder entstehen in eurem Kopf, wenn ihr diesen Namen hört? Reiche und schöne Menschen, palmengesäumter weißer Strand, teure Autos, muskelbepackte Beachboys und atemberaubende Models mit Highheels? Wenn ich euch den Traum lassen soll, dann überspringt die nächsten Zeilen.
Doch, es gibt palmengesäumte Straßen, die über ein kleines Stück auch prachtvoll wirken. Der Strand ist okay, aber nicht traumhaft, und junge Leute trifft man auch ab und zu, aber sie sind am nächsten Tag wieder weg, denn sie reisen nur für bestimmte Events an und verschwinden dann wieder. Wenn ihr Action wollt und Partys, Strandfeten und heiße Nächte, dann müsst ihr nach Ft. Lauderdale, Miami Beach oder zum verrückten Spring Break nach Panama City Beach im Nordwesten Floridas fahren. In den Osterferien kommen jedes Jahr Tausende von Studenten aus ganz Amerika nach Florida, um einen draufzumachen. Viele der Leute flüchten aus ihrem sonst strengen, manchmal auch sehr religiös geprägten Elternhaus, um während des Spring Breaks ein Mal das zu machen, was sonst verboten ist. Sex, Bier, Bikinis. Wet-T-Shirt-Contests und wilde Orgien gehören einfach dazu.
Ja, ja, ich geb’s zu, wären wir im Frühling unterwegs gewesen, hätten wir sicher mal geschaut, was da abgeht … Aber es war September, und wir fuhren nach Palm Beach.
Das Durchschnittsalter dort beträgt gefühlte achtzig Jahre. Seid ihr in Palm Beach mit dem Auto unterwegs, müsst ihr höllisch aufpassen. Da fahren zierliche hundertjährige ladies in riesigen Amischlitten herum. Das heißt, eigentlich stehen oder schleichen sie, biegen willkürlich ab oder knallen auf die Bremse, und die Farbe Rot ist ihnen unbekannt. Hupen ist zwecklos, weil sie dich weder hören noch sehen können. Alte Männer sieht man nicht so häufig, ganz einfach, weil ihre Frauen sie überlebt haben und nun das Geld ihrer dahingeschiedenen Millionäre in Klunker investieren. Palm Beach ist ein Ort für ältere wohlhabende Menschen, die sich regelmäßig Schönheitsoperationen unterziehen und zu Wohltätigkeitsveranstaltungen oder zum Bingo gehen.
Aber dann gibt es noch den westlichen Teil dieser Stadt, nämlich West Palm Beach . Und der Gegensatz ist erschreckend. Man überquert den Intracoastal Waterway und fährt auf derselben Straße, die eben noch von Juwelieren und Edelboutiquen gesäumt wurde, hinein in eine Gegend ärmlicher Behausungen. Als wir einmal an einer Ampel anhalten mussten, lösten sich aus einer Ecke drei Junkies, klopften mit glasigem Blick an unser Autofenster und hielten die Hand auf, um ein paar Dollars zu erbetteln. Liz wusste nicht, ob sie trotz der roten Ampel durchstarten oder was sie sonst tun sollte. Es war eine bedrohliche Situation, schließlich wussten wir nicht, ob sie Waffen dabeihatten. Reich sahen wir in unserem Daihatsu ja nicht gerade aus, aber man hat schon Leute wegen ein paar Cents umgebracht. Doch glücklicherweise zogen sie sich zurück, nachdem wir jedem von ihnen fünf Dollar gegeben hatten.
Palm Beach hat wie viele Städte der USA zwei Gesichter. Und dass wir das luxuriöse auf eine Weise erleben durften, wie wir es uns niemals erträumt hätten, verdankten wir Heidi. Doch um ein Haar hätten wir sie und die Welt des Luxus gar nicht kennengelernt, denn als wir am Breakers ankamen, blieb Liz vor Schreck in der Auffahrt stehen.
»Auweia!«, entfuhr es ihr. »Das ist ja ein Palast! Seht ihr die Autos da? Da kann ich mit meiner alten Karre niemals vorfahren.«
Vor dem großen
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