Go West - Reise duch die USA
dass in Miami überwiegend Spanisch gesprochen wird. Das hat seine Ursache in der Nähe zu Kuba und den vielen Einwanderern, die von dieser Insel und aus weiteren lateinamerikanischen Ländern stammen. Hätten wir Heidi nicht kennengelernt und durch sie den Kontakt zu Tom nicht bekommen, wir wären sicher ein, zwei Nächte hiergeblieben. So aber fuhren wir nur durch die Stadt und wohl als Einzige mit einem klapprigen Daihatsu an der Promenade entlang, um uns bestaunen zu lassen. Es reizte uns schon auszusteigen, aber der Tag war bereits weit fortgeschritten, und wir wollten nicht riskieren, dass Serge sich vergebens die Mühe gemacht hatte, uns in Homestead ein Motel zu reservieren.
Da sich der Overseas Highway von Homestead bis Key West erstreckt und keine andere Straße mehr davon abzweigt, beschlossen wir, dann auf dem Rückweg Miami zu entdecken.
In Homestead angekommen, war es nicht schwer, das Value Place Motel zu finden. Man kann es uneingeschränkt empfehlen. Es liegt nicht weit vom Eingang des Parks und dem highway zu den Keys entfernt, man wohnt in sauberen Zimmern und wird von sehr freundlichen Mitarbeitern umsorgt. Der Preis von rund achtzig Dollar plus Steuern geht in Ordnung. Übrigens: Ihr könnt handeln! In den USA geht alles. Vor allem, wenn die Konkurrenz groß ist, kann man durchaus einen eigenen Vorschlag für den Übernachtungspreis unterbreiten. Ein kleiner Hinweis darauf, dass das Motel um die Ecke einem einen bestimmten Preis bietet, erhöht die Chance, dass der Mensch an der Rezeption darauf eingeht. Für uns Europäer ist das gewöhnungsbedürftig, hat man sich aber mal überwunden, macht es richtig Spaß. Jedenfalls, das Value Place ist eine gute Wahl, und es hat noch einen Vorteil, nämlich den, dass man gleich um die Ecke jede Menge Restaurants zur Auswahl hat.
Bevor wir zum Abendessen in ein Steakhaus gingen, riefen wir Tom an.
»Hi girls!« , hörte ich eine tief brummende Stimme aus dem Hörer. Liz zwinkerte mir zu.
»Hi Tom! Heidi hat …«
»… hat mich schon auf euch vorbereitet.« Tom lachte. »Ich weiß, ihr wollt in die Everglades . Und wenn euch jemand was darüber erzählen kann, dann bin ich das wohl.«
»Hast du denn Zeit trotz eures Familientreffens?«
»Na ja, ich muss Fisch und Garnelen besorgen.« Ich konnte ihn nur gedämpft hören, aber Liz hielt ihr Handy so weit vom Ohr weg, dass wir ihre Unterhaltung mitbekamen. »Aber die ganzen Tanten und Onkel können gern auf mich warten. Außerdem ist das ja erst am Wochenende. Ich mach euch einen Vorschlag. Ich hab morgen noch Touren mit dem airboat , aber wenn ihr die Glades wirklich kennenlernen wollt, sollten wir zu Fuß gehen. Kennt ihr die Zufahrt zum Nationalpark?«
Liz verneinte.
»Okay, ich sag euch, wo wir uns treffen. Es gibt ein visitor center in Flamingo am Parkeingang. Das ist ausgeschildert, und ihr werdet es schon finden. Seid um siebzehn Uhr da, aber wartet dort und zahlt keinen Eintritt! Wenn meine letzte Tour zu Ende ist, nehm ich euch mit zu einer Stelle, die keiner kennt.«
»Danke, Tom!«, rief Gina aus dem Hintergrund.
»Keine Ursache, Ladies !«, dröhnte Tom. »Also, bis morgen. Und vergesst nicht, genügend mosquito repellant mitzubringen. Um diese Jahreszeit fressen euch die Moskitos sonst auf.«
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Liz. »Wir haben einen Kanister dabei.«
Tom erklärte Liz noch, wie wir zum Parkeingang finden würden, dann verabschiedeten wir uns und gingen was futtern.
Da wir am nächsten Tag viel Zeit hatten, bis wir uns mit Tom treffen würden, nutzten wir diese, um in einer nahe gelegenen mall bummeln zu gehen. Das Florida City Outlet Center ist gigantisch, und wir hatten Mühe, die mall auch nur halbwegs zu durchstreifen, ehe wir am Nachmittag aufbrachen, um Tom zu treffen.
Nach Flamingo führt die Main Park Road , und als wir am visitor center eintrafen, war es kurz vor fünf. Es war ein unglaublich schwüler Nachmittag. Ich fragte mich eigentlich jeden Tag, warum es nicht andauernd gewitterte. Ich geb euch einen Rat: Fahrt nach Möglichkeit von November bis Juni nach Florida, wenn es irgendwie geht. Denn von Juli bis August ist zwar die Temperatur nicht sonderlich höher als in den übrigen Monaten, dafür liegt die Luftfeuchtigkeit oft bei hundert Prozent. Das haut dich um. Wenn du aus einem arktisch abgekühlten Supermarkt ins Freie trittst, zerquetscht dich der Dampfhammer. Es gibt jeden Tag Gewitter. Und damit meine ich keine Gewitter, sondern Wutanfälle von
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