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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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lacht.
    »Ob du tatsächlich einer bist?«, sagt sie versonnen und ihr Blick wandert von dem Bild auf dem Schirm zu mir und wieder zurück.
    »Ob ich was bin?«
    »Ein Nachkomme von Ed!«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ach, komm schon!«, schnaubt Amy. »Bei all eurer Technologie hat doch bestimmt jemand eine Ahnentafel geführt. Ich wette, der Älteste oder dieser Doktor haben eine – das sind doch die beiden, die solche Angst vor Inzest haben.«
    »Alle Aufzeichnungen werden hier aufbewahrt. Dies ist das Archiv«, sage ich. Sie merkt nicht, wie bedrückt ich bin. Selbst wenn wir die Nachkommen von diesem Ed wirklich finden, werde ich nicht einer von ihnen sein. Meine Abstammung ist geheim. Wir können die Nachfahren von Ed zurückverfolgen bis zur Sol-Erde, aber ich kann in meinem Familienstammbaum nicht einmal einen einzigen Schritt zurückgehen.
    »Los, komm schon! Lass uns rausfinden, ob du mit Ed verwandt bist!« Sie packt meinen Arm. So aufgeregt habe ich sie nicht mehr gesehen seit … noch nie. Die Last der Sorgen, die sie mit sich herumträgt, ist vergessen, wenigstens für einen Moment. Und ich werde alles dafür tun, dass es so bleibt.
    »Das dürfte nicht allzu schwierig sein«, versichere ich ihr. »Da sein Kind das erste war, das an Bord geboren wurde, müsste es Aufzeichnungen darüber geben.«
    Meine Finger gleiten über den Schirm. Ich rufe den Suchbefehl auf und tippe ein paar Begriffe ein. Ich werde ziemlich schnell fündig.
    »Hier ist es!«
    Amy legt den Kopf in den Nacken, um alles von oben nach unten zu lesen. »Ed Senior führt zu Ed Junior …«, murmelt sie. Ihr Blick wandert langsam abwärts, bis sie schließlich verwundert aufschaut. Dann starrt sie wieder auf den Schirm und fängt halblaut an zu zählen. »Eins, zwei, drei … Dreizehn Generationen. Auf diesem Stammbaum sind dreizehn Generationen. Von Ed Junior bis zu Benita sind dreizehn Generationen verzeichnet.«
    »Und?«
    Amy fängt an, zwischen dem Modell der Sol-Erde und dem Bildschirm hin und her zu laufen. »Wie viele Generationen können in einem Jahrhundert geboren werden? Vielleicht vier oder fünf? Dann wären dreizehn Generationen also ungefähr drei Jahrhunderte, richtig?«
    Ich nicke.
    »Aber sieh dir das hier an.« Amy zeigt auf die letzte Zeile.
    Unter Benitas Namen steht: »Opfer der Seuche.«
    »Wann war die Seuche?«, will Amy wissen.
    »Vor langer Zeit«, sage ich zögernd. Ich muss an die Statue des Seuchen-Ältesten im Krankenhausgarten denken. Sie ist so verwittert, dass seine Gesichtszüge kaum noch zu erkennen sind.
    »Wie lange?«, hakt Amy eindringlich nach.
    »Länger als der Älteste. Länger als der Älteste vor ihm.«
    »Also vielleicht hundert Jahre. Das würde bedeuten, dass Benita, die dreizehnte Generation seiner Familie … sie muss ungefähr dreihundert Jahre nach dem Start des Schiffs geboren worden sein. Aber sie ist dieser Seuche zum Opfer gefallen … die vor hundert oder mehr Jahren ausgebrochen ist. Das bedeutet wiederum, dass das Schiff schon mindestens ein Jahrhundert länger unterwegs ist, als es sollte …«
    »Aber das Schiff sollte in fünfzig Jahren landen. Wir fliegen erst zweihundertfünfzig Jahre«, widerspreche ich.
    »Woher weißt du das so genau?«, fragt sie. »Lass uns die Ahnentafeln nach der Seuche aufrufen. Wenn wir zählen, wie viele Generationen danach geboren wurden, finden wir vielleicht heraus, wie lange dieses Schiff tatsächlich schon unterwegs ist.«
    Ich fühle mich, als hätte ich einen schweren Stein im Magen, der mich nach unten zieht, der das ganze Schiff nach unten zieht. »Es gibt keine Aufzeichnungen nach der Seuche. Das ist mir gerade wieder eingefallen. Doc hat gesagt, dass die Seuche so viele Opfer gefordert hat, dass sie es danach aufgegeben haben, die Stammbäume weiterzuführen.«
    »Die Paarungszeit«, nuschelt Amy vor sich hin. »Das hat nach der Seuche angefangen, stimmt’s?« Sie starrt angestrengt ins Leere. »Das kann kein Zufall sein. Diese dreizehnte Generation, Benitas Generation – zu ihrer Zeit sollte das Schiff landen. Da müssen die geplanten drei Jahrhunderte vorbei gewesen sein. Aber dann brach die Seuche aus, die Paarungszeit wurde eingeführt, die Abstammungen wurden nicht mehr aufgezeichnet …«
    »Und die Fotografie wurde verboten«, füge ich hinzu. »Es gibt keine Bilder vom Schiff seit der Seuche. Als ich jünger war, hat mich die Seuche fasziniert – sie war eines der ersten Themen im Unterricht des Ältesten –, aber

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