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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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ich das winzige Innenleben sehen kann. Die Maschine kommt mir wie ein lebendiges Wesen vor.
    »Wir verwenden Uran«, fährt der Älteste fort. »Das Uran wird in den Reaktor geleitet, und hier …« Er zeigt auf einen kleinen Kasten außerhalb des Reagenzglases, zu dem Rohre und Kabel führen. »… hier wird das Uran nach dem nuklearen Brennstoffzyklus wieder aufbereitet. Eigentlich sollten wir das Uran immer wieder verwenden können.«
    Die entscheidenden Worte – eigentlich sollten wir – entgehen mir natürlich nicht. »Und dem ist nicht so?«
    »Die Aufbereitung des Urans funktioniert nicht so, wie wir erwartet haben«, gibt der Älteste zu. »Eigentlich sollte die Wirksamkeit des Urans dadurch erhalten bleiben.«
    »Und das klappt nicht?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein.«
    »Und was bedeutet das?«
    Ich spüre, dass der Älteste gerne den Blick abwenden würde, aber ich halte unseren Augenkontakt aufrecht.
    »Kurz gesagt? Wir werden langsamer. Und langsamer. Anfangs hatten wir noch achtzig Prozent unserer Maximalleistung, dann sechzig. Jetzt erreichen wir manchmal noch vierzig Prozent, aber meistens ist es deutlich weniger.«
    »Ist das der Grund, wieso sich die Landung verspätet? Brauchen wir deswegen noch so lange?«
    Der Älteste schnaubt – seine erste echte Gefühlsregung, seit wir den Maschinenraum betreten haben. »Fünfundzwanzig Jahre hinter dem Zeitplan? Schön wär’s. Wir haben noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Bis jetzt liegen wir zweihundertfünfzig Jahre hinter unserem Zeitplan zurück.«

63
    Amy
    Der Doktor erwartet uns bereits im vierten Stock. Er wirkt kein bisschen erstaunt, uns zu sehen, also nehme ich an, dass die Empfangsschwester ihn über ihren Knopf im Ohr vorgewarnt hat.
    »Steela, wie geht’s?«, fragt der Doktor mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Amy, ab hier übernehme ich; du kannst in dein Zimmer gehen.«
    »Nein, danke«, sage ich, und Steelas Hand krallt sich in meinen Arm.
    »Was?« Der Doktor schaut mich verblüfft an.
    »Ich bleibe bei Steela.«
    »Aber …«
    »Ich will es so«, verkündet Steela mit fester Stimme.
    Der Doktor runzelt die Stirn.
    »Ich gehe nirgendwohin«, versichere ich dem Doktor.
    Die Lippen des Doktors werden zu einer dünnen weißen Linie. »Also gut«, sagt er und wirft einen Blick auf den Floppy in seiner Hand. »Bett 36 ist frei.« Er steuert die dritte Tür auf dem Flur an. An den Türen sind keine biometrischen Scanner, sondern echte Schlösser – der Doktor holt einen großen Schlüssel aus der Tasche.
    In dem großen Raum stehen zehn Betten, fünf auf jeder Seite. Der Doktor führt Steela zum letzten in der Reihe, dem einzigen, das noch frei ist.
    »Wir haben auf dich gewartet«, sagt der Doktor zu Steela. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. »Es ist viel einfacher, einen ganzen Raum auf einmal vollzumachen«, murmelt er noch.
    Er zeigt auf das ordentlich gefaltete Krankenhausnachthemd, das auf dem Bett liegt. Steela sieht mich an. Mit zitternden Händen öffnet sie den obersten Knopf ihrer Tunika.
    »Gönnen Sie ihr ein bisschen Privatsphäre«, zische ich. Der Doktor scheint nicht zu begreifen, weshalb ich ihn am Ellbogen nehme und ihn wegdrehe. Während wir darauf warten, dass Steela sich umzieht, mustere ich ihn – er dreht mir den Rücken zu und beschäftigt sich mit den Instrumenten, die auf dem Tisch an der Wand liegen. Er ist nicht mal auf die Idee gekommen, dass es Steela unangenehm sein könnte, sich vor ihm auszuziehen. Er sieht sie nicht als ein menschliches Wesen mit Gefühlen. Das liegt bestimmt daran, dass er schon zu lange den Doktor für die einfältigen Versorger gespielt und darüber vergessen hat, wie echte Menschen überhaupt sind.
    »Ich bin fertig«, sagt Steela mit zittriger Stimme.
    Sie sitzt auf dem Krankenhausbett, die Beine gerade ausgestreckt und die Decke über den Knien. Ich sehe mich unauffällig um und muss feststellen, dass alle anderen Patienten dieselbe Haltung eingenommen haben.
    Ihre Kleidung liegt ordentlich gefaltet am Fußende. In dem Krankenhausnachthemd, das viel dünner ist als ihre normalen Sachen, sieht Steela kleiner, schwächer und kränker aus als vorher. Und noch ängstlicher. Sie zittert, aber ich denke nicht, dass das von dem kühlen Luftzug kommt, der durch den Raum weht.
    »Was ist das?«, fragt sie mit ängstlicher Stimme.
    »Nur Zugänge.« Der Doktor hält die Nadeln hoch, die er ihr in die Venen stechen will. »Für … Nährstoffe.«
    »Wieso nehmen Sie

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