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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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deutet mit einem Kopfnicken auf Doc, der inzwischen das Ende der Schläuche erreicht hat. Eine kleine elektrische Einheit rutscht aus dem Mund des Mannes und er sinkt tiefer in die Kühlflüssigkeit.
    »Nun?«, fragt der Älteste. »War es eine Fehlfunktion ? Schon wieder?«
    »Einen Moment noch.« Doc beugt sich über die elektrische Box. Er drückt einen Knopf und es öffnet sich ein Deckel. Doc zieht ein kleines rundes Metallteil heraus, das auf seine Fingerspitze passt. Der Älteste reicht Doc den Floppy, den er mir weggenommen hat, und Doc drückt den Computerchip darauf.
    »Nun?« , wiederholt der Älteste drohend.
    »Er ist abgeschaltet worden«, sagt Doc mit ernster Stimme.
    »Abgeschaltet?«
    »Wovon reden Sie?«, frage ich.
    »Davon.« Doc zeigt auf die blinkende schwarze Box am Kopfende des Glassargs. »Jemand hat ihn herausgeholt und den Schalter umgelegt.« Er wirft dem Ältesten einen Blick zu. »Jemand mit Zugangsberechtigung.«
    »Das hat jemand mit Absicht gemacht?«, frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne.
    Doc sieht wütend aus, und ich hoffe, dass nicht ich der Grund dafür bin. »Jemand ist hier heruntergekommen. Hat diese Lade herausgezogen. Und diesen Schalter umgelegt. Und ist dann weggegangen, als die Kühlflüssigkeit auftaute, als der Mann da drinnen langsam zum Leben erwachte und qualvoll starb, ertrunken in seiner eigenen Flüssigkeit.«
    Ich will Doc nicht länger ansehen, aber wohin soll ich sonst schauen? Zum Ältesten, hinter dessen versteinerter Miene die Wut tobt? Oder auf den Toten mit den offenen Augen?
    »Wer würde so was tun?«, frage ich.
    »Wer könnte so was tun?«, fragt der Älteste.
    »Nur wenige wissen von diesem Deck«, sagt Doc und sieht dabei erst mich und dann den Ältesten an. »Wir, aber auch einige von den Wissenschaftlern. Und die, die in dem anderen Labor arbeiten, wissen natürlich auch Bescheid.«
    Ein anderes Labor ?, denke ich und werfe Doc einen Blick zu. Aber meine Frage verkneife ich mir – ich muss aufpassen, was ich sage, sonst erzählen die beiden mir gar nichts mehr. »Wieso?«, frage ich stattdessen. »Was spielt es für eine Rolle, wer von dieser Anlage weiß – wieso sollte jemand so was tun? Absichtlich jemanden töten, der eingefroren ist?«
    Schweigen.
    »Wieso es passiert ist, spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist, wer das war – und dann entsprechend zu verfahren.« Die Stimme des Ältesten klingt kalt und grausam.
    »Aber …«
    Doc stellt sich vor mich und zieht den Ältesten ein paar Schritte weg. »Schwören Sie«, flüstert er. »Schwören Sie, dass das nicht irgendein kranker Test ist, mit dem Sie Junior auf die Probe stellen wollen.«
    Der Älteste sieht Doc angewidert an, als wäre er empört, dass er überhaupt auf so eine Idee kommt, aber eine Antwort gibt er ihm trotzdem nicht.
    »Erledigen wir das«, sagt der Älteste zu mir. Er drängt sich an Doc vorbei und legt einen Hebel am Tisch um, der mir bisher noch nicht aufgefallen ist. Der Tisch löst sich von der kleinen Tür, in der die Box des Toten untergebracht war, und der Älteste schiebt den Tisch auf seinen Rollen den Gang hinunter. Die Kryo-Flüssigkeit schwappt hin und her. Die Schritte des Ältesten werden von dumpfen Schlägen übertönt, und ich weiß, dass sie der Körper verursacht, der in der Flüssigkeit immer wieder gegen die Glaswände stößt.
    »Komm mit«, sagt Doc. Wir folgen den nassen Flecken auf dem Boden vorbei an endlosen Reihen kleiner Türen. Vorbei an drei Reihen schmaler Metallspinde, von denen jeder mit einem einfachen Zahlenschloss gesichert ist. Vorbei an mehreren Schreibtischen voller Papiere und Diagramme. Einen Flur hinunter. Und am Ende des Flurs ist eine Luke aus dickem, mattgelb lackiertem Metall mit einem runden Bullauge in der Mitte.
    Das Schloss an der Tür sieht alt aus – es ist ein Tastenfeld, kein Daumenscanner. Es muss noch zur Originalausstattung des Schiffs gehören, denn wir haben im Laufe der Jahre das meiste umgerüstet. Ich beobachte, wie der Älteste den Code eingibt. Er ist leicht zu merken: Godspeed.
    Der Älteste lässt die Tür aufschwingen und schiebt den Tisch hindurch.
    »Was soll das«, beginne ich, aber der Älteste hat die Tischkante bereits angehoben und den schweren Glassarg zu Boden krachen lassen. Mr William Robertson, Nummer 100, wippt einmal hoch, als die Hälfte der Flüssigkeit ausläuft.
    Der Älteste schiebt mich zurück in den Gang und wirft die Luke hinter sich zu.
    »Was soll das

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