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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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mit den Fingern gegessen und nicht einmal mehr die Teller benutzt. Überall waren Krümel und Zuckerguss – auf der Tischdecke, in unseren Haaren, unter unseren Fingernägeln – und niemand störte sich daran.
    Das war der glücklichste Tag meines Lebens.
    Am nächsten Morgen hat mich Evie geweckt und mir geholfen, meine paar Habseligkeiten in einen Beutel zu packen. Ich würde das nächste Jahr bei den Schlachtern verbringen.
    »Wer war der Mann, der gestern da war?«, fragte ich.
    Evie weinte, als sie meine Sachen zusammenfaltete, aber über meine Frage musste sie doch lachen. »Dummkopf! Das war doch der Älteste!«
    Ich schließe die Augen und denke wieder daran, wie der Zuckerguss unter meinen Zähnen geknackt hat, als ich die Torte gegessen habe.
    Ich werfe einen Blick auf mein Bett, auf die abgenutzte Decke, die ich schon als Kind besaß und die der Älteste für mich aufgehoben hat – oder für sich. Ich nehme die Decke vom Bett, drücke sie mir ans Gesicht und denke daran, was der Älteste für mich war. Daran, was dieses Schiff für mich war und was es nie sein wird.
    Einen Moment lang vergesse ich, dass heute der Tag ist, an dem ich das Schiff verlassen werde. Ich schließe die Augen und atme den Duft von tausend Träumen ein.
    Biep, biep-biep. Eine Dra-Kom-Nachricht.
    »Es ist alles bereit; wir können mit der Landung beginnen, Sir«, sagt Shelby in meinem Ohr.
    Mit einem Lächeln verlasse ich mein Zimmer. »Gehen wir nach Hause.«

56
    Amy
    Ich wache früh auf. Nach dem Anziehen teste ich meine Dra-Kom, aber sie piept immer noch nutzlos. Ich will Junior sehen. Aber er wird keine Zeit für mich haben – er hat ein Schiff zu landen.
    Wir werden landen. Auf dem neuen Planeten. Ich atme aus, zittrig, aber auch voller Erleichterung und Vorfreude. Jetzt spielt nichts mehr eine Rolle. Nicht Orions blöde Schnitzeljagd und auch nicht Barties lächerliche Revolution – wir haben den Planeten .
    Ich gehe sofort hinunter aufs Kryo-Deck. Es fühlt sich merkwürdig an, obwohl ich es die letzten drei Monate jeden Tag getan habe. Aber da habe ich noch geglaubt, dass ich meine Eltern nie wiedersehen würde. Heute lehne ich mit dem Rücken an den Kammern und betrachte die gefrorenen Körper meiner Eltern – und es fühlt sich falsch an.
    Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt weiß, dass wir sie bald wieder zum Leben erwecken werden.
    Es gibt so vieles, das ich ihnen erzählen will – wie viel stärker ich geworden bin. Von Harley und Luthor und Junior. Ich will jede Erinnerung, jede Sorge und jeden Gedanken mit ihnen teilen.
    Aber ich weiß auch, dass ich das nicht muss. Denn wir sind da.
    In einiger Entfernung höre ich das unverkennbare Geräusch einer zuschlagenden Tür. Es kommt nicht aus dem Genlabor hinter mir. Es ist eine der Türen am anderen Ende des Kryo-Decks … eine der verschlossenen Türen.
    Das ist er. Das ist derjenige, der die Hinweise manipuliert hat. Er muss es sein.
    Ich rase los, weil ich ihn unbedingt erwischen will.
    Aber es ist niemand da.
    Und dann bemerke ich einen schmalen Lichtstrahl, der durch die Tür der Waffenkammer fällt.
    Ich atme tief durch. Die Tür zur Waffenkammer … das bedeutet, wer immer da drin ist, hat alle Waffen. Und ich bin vollkommen unbewaffnet … abgesehen von der Handvoll Phyduspflaster, die ich Victria abgenommen habe.
    Ich schleiche weiter voran. Wegzurennen wäre entschieden klüger. Wenn ich wenigstens herausfinde, wer uns in die Irre geschickt hat …
    Die Tür knarrt.
    Aber es ist niemand im Raum. Nur für alle Fälle gehe ich sofort zu dem Regal mit den kleineren Handwaffen. Ganz oben liegen die Pistolen. Es war kein Scherz, als ich Luthor gedroht habe. Ich weiß, was eine Waffe ist und wie man sie benutzt. Ich nehme einen der roten Plastikbeutel heraus und reiße die Versiegelung mit den Fingern auf. Der Geruch von Waffenöl dringt in meine Nase, als ich den Revolver aus dem Beutel in die Hand gleiten lasse. Er ist ziemlich klein und hat einen kurzen Lauf, aber er eignet sich trotzdem für Patronen vom Kaliber 38. Die Kugeln sind in einer separaten Box verstaut, die ebenfalls in Plastik eingeschweißt ist. Ich halte die Waffe beim Laden gut fest. Eigentlich ist meine Hand zu klein für den Griff, aber Hauptsache ist, dass ich den Abzug erreiche.
    Ich sehe genauer nach, auch hinter den Regalen, die Waffe fest umklammert. Aber es ist niemand da.
    Dann fällt es mir wieder ein – ich kam hierher, weil ich das Zuschlagen einer Tür gehört

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