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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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gefahren. Aber da war ich vom Phydus total weggetreten und hatte noch nicht erkannt, dass das Leben auf diesem Schiff ganz annehmbar sein könnte, wenn Junior öfter ohne Hose herumlaufen würde.
    Bevor ich erneut protestieren kann, zieht mich Junior an sich. Die Wärme seines Körpers hüllt mich ein. Er hält mich nur sachte fest, weil er weiß, dass ich immer noch nicht sicher bin, ob ich von ihm berührt werden will, aber seine Umarmung ist zugleich so fest, dass ich sicher sein kann, dass er mich nie fallen lassen würde. Junior dreht sich zur Seite und nähert sich der Öffnung der Schwerkraftröhre. Mit der freien Hand berührt er seine Dra-Kom.
    »Bereit?«, flüstert er.
    Ich nicke nur, weil ich keine passenden Worte finde.
    Die Ströme der Schwerkraftröhre beginnen herumzuwirbeln, die kühlen Winde rauschen hinein und hinaus, lassen meine Haare flattern und unsere Kleidung am Körper kleben. Junior verstärkt seinen Griff um mich, macht einen Schritt nach vorn und lässt uns ins Nichts stürzen.
    Einen Moment lang fallen wir durch die Dunkelheit zwischen den Decks und mir schlägt das Herz bis zum Hals – nicht nur wegen der aufregenden Fahrt durch die Röhre, sondern auch, weil Junior die Arme fester um mich geschlungen hat als je zuvor. Wir werden sehr schnell nach unten gesaugt, schneller als ein Mensch fallen sollte. Ich drücke mich eng an Junior, schlinge die Arme um seinen Hals und vergrabe das Gesicht an seiner Schulter. Er hält mich weiter fest. Er ist meine einzige Sicherheit in diesem wirbelnden Chaos.
    Licht blitzt auf – wir sind durch das Technikdeck gesaust und nun auf dem Weg zum Versorgerdeck. Die Röhre macht eine leichte Kurve – das Dach des Versorgerdecks ist halbrund, und jetzt habe ich nicht mehr nur das Gefühl zu fallen, sondern zu allem Überfluss auch noch auf Junior zu stürzen. Ich überlege, mich aus seinem Griff zu lösen, aber mein Körper will die Sicherheit von Juniors Armen nicht aufgeben.
    Ich werfe einen kurzen Blick über seine Schulter und sehe das Versorgerdeck, das sich vor mir erstreckt. Ich empfinde nichts bei diesem Anblick, weder Hass noch Liebe, und deshalb schaue ich mir nicht an, wie die Felder und Gebäude immer größer werden, je mehr wir uns dem Boden nähern.
    Und dann lässt der Windstrom nach, meine Haare sinken herab – sie sind jetzt total verfilzt und verknotet – und wir wippen eine Minute lang nebeneinander in der Luft, bis der Wind ganz aufhört und wir auf der Plattform des Versorgerdecks landen.
    »Siehst du?«, sagt Junior und streicht mir die Haare hinter die Ohren. »Das war doch gar nicht schlimm.«
    Ich trete von der Plattform herunter und widerstehe dem Verlangen, auch seine Haare glatt zu streichen.
    Auf dem Pfad berühren sich unsere Schultern. Ich rücke etwas ab und gehe von nun an vor ihm.
    »Komm schon«, sage ich, kann ihm aber nicht in die Augen sehen.

31
    Junior
    Amy lehnt an der Wand des Kryo-Decks und sieht zu, wie ich mich an dem Tastenfeld der Tür links von der Außenluke versuche.
    »Ich habe es dir doch gesagt«, erklärt sie, »siebenundzwanzig funktioniert nicht.«
    »Zeig mir noch mal die Liste«, verlange ich. Amy drückt mir das zerknitterte Blatt Papier in die Hand. Meine Dra-Kom piept, aber ich ignoriere sie.
    »Die sehen aus wie die Schotten von einem U-Boot.« Das Stocken in Amys Stimme veranlasst mich, sie anzusehen.
    Ich überlege hektisch, was ein U-Boot ist. Ach ja, eins von diesen Unterwasserdingern. Ich könnte schwören, dass es die in Wirklichkeit nicht gibt. Aber andererseits hätte ich auch nie gedacht, dass der Ozean wirklich so groß und tief war, wie Amy gesagt hat.
    »Die Türen schließen alle luftdicht«, sage ich. »Genauso wie die Tür zur Brücke und die Luken zwischen den Decks. Falls das Schiff beschädigt werden sollte und ein Deck ausfällt, können wir es abschotten und …« Ich verstumme und konzentriere mich wieder auf die Liste.
    »Als ich noch klein war, hat mich mein Vater mal auf die USS Pampanito mitgenommen – ich erinnere mich nur noch daran, weil ich den Namen so albern fand, dass ich ihn ständig vor mich hingesungen habe, als ich durch die engen Gänge gerannt bin. Pampanito! Pampanito! Pam-pa-NITO! Mein Dad hat versucht, mich zu fangen, aber er hat sich in einer der engen Luken den Kopf gestoßen und sich dabei beinahe selbst k. o. geschlagen.« Sie lacht kurz auf, aber ihr Lachen verstummt schnell wieder. Ich schaue von der Liste auf – Amy starrt mit

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