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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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mich. Inzwischen weiß ich, wieso Amy ihren Vater unbedingt wiederhaben wollte. Colonel Martin spricht mit so selbstsicherer Stimme, dass ich beinahe glaube, dass er meine Probleme verschwinden lassen kann, indem er ihnen einfach befiehlt, dass sie sich auflösen sollen.
    Beinahe.
    »Die Dinge sind ganz anders, als ich es erwartet habe«, sagt er etwas schwermütig. »Ich habe nicht damit gerechnet, das Kommando übernehmen zu müssen.«
    Ich auch nicht.
    »Ich bin dazu nicht bereit.«
    War ich auch nicht.
    »Aber jetzt hat sich alles geändert.«
    Ich weiß.
    Colonel Martin kippt seinen Stuhl zurück und schaut in den Himmel. »Neue Kolonien zu erschließen, war schon immer schwierig. Bei der Besiedelung Amerikas trennten ein Ozean und eine monatelange Schiffsreise die Siedler von jeder Hilfe, die sie in ihrem Heimatland zurückgelassen hatten. Bei uns ist die Distanz noch viel größer.«
    Ich folge seinem Blick in den Himmel, aber ich denke nicht an die Sol-Erde und wie weit weg sie ist. Ich denke an die
Godspeed
. Sie ist uns viel näher, aber doch unerreichbar.
    »In diesen ersten Kolonien starben viele Menschen. Sie nannten Amerika ›Die Neue Welt‹, aber das hier verdient diese Bezeichnung viel mehr, findest du nicht, mein Sohn?«
    »Warum erzählen Sie mir das alles?«, frage ich, und es ist mir egal, wie unhöflich ich mich dabei anhöre.
    »Mein Sohn, ich möchte, dass du deine Situation überdenkst. Mir ist klar, dass hier einiges passiert ist, während wir Erdenbewohner eingefroren waren, und dass du das Kommando übernehmen musstest. Das war sicher nicht leicht.«
     
    »Nein, nein, nein, nein«, hat Shelby gefleht. Kurz bevor ich sie sterben ließ.
     
    »Und ob du es glaubst oder nicht«, sagt Colonel Martin, »ich weiß genau, unter welchem Druck du stehst. Ich kann sehen, dass diese Leute, die auf dem Schiff geboren wurden, von dir erwarten, dass du all ihre Probleme löst. Aber das kannst du nicht, stimmt’s?«
     
    Drei von meinen Leuten liegen tot im Kryo-Bereich und das ist meine Schuld. Bartie und mehr als achthundert andere Leute kreisen immer noch um die Zentauri-Erde und sie werden in dem Wrack der
Godspeed
leben und sterben und auch das ist meine Schuld.
     
    »Mein Sohn«, sagt Colonel Martin wieder, und irgendwie gefällt es mir. »Ich denke, du weißt, was du jetzt zu tun hast.«
     
    »Sie werden uns zu Sklaven oder Soldaten machen«, hat Orion gesagt. »Sie werden uns für sich arbeiten lassen oder uns töten.«
     
    »Ich werde Ihnen meine Leute nicht einfach übergeben«, verkünde ich und wende mich ab. Ein Luftzug weht durch die offene Tür herein und durch meine Haare. Sofort fühle ich mich stärker.
    »Das habe ich nie verlangt, mein Sohn.«
    »Und hören Sie auf, mich
mein Sohn
zu nennen.« Ich bin niemandes Sohn.
    »Junior.« Colonel Martin spricht meinen Namen aus, als würde er einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund hinterlassen. »Hier geht es um mehr als nur um dich und mich. Wir dürfen uns nicht gegenseitig im Weg stehen.«
    »Ich lasse mich von niemandem kontrollieren«, versichere ich ihm. »Also auch nicht von Ihnen. Ich bin zwar jünger als Sie, aber es sind 1456 Leute an Bord, die hinter mir stehen.«
    Colonel Martin erhebt sich und lässt seinen Sitz herumwirbeln. »Das weiß ich«, sagt er, und jetzt ist jede Freundlichkeit aus seiner Stimme verschwunden. »Ich dachte nur, man könnte vernünftig mit dir reden –«
    »Das kann man auch«, sage ich. »Sie haben recht – es war nicht einfach. Und mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht in der besten Position bin.« Das war mir schon klar, als Bartie gegen mich rebelliert hat. Als die Menschen lieber auf dem Schiff geblieben sind, statt mir zu folgen. Als drei Leute gestorben sind, nur weil sie mir vertraut haben.
    »Ich bin nicht gegen Sie«, füge ich hinzu. »Ich bin nur nicht überzeugt, dass es entweder Sie oder ich sein müssen. Ich habe nichts dagegen, dass wir uns von Ihnen führen lassen, aber ich werde meinen Leuten nicht befehlen, Ihnen blindlings zu gehorchen.«
    »Aber du stehst hinter mir? Unterstützt meine Befehle?«
    »Wenn ich sie für vernünftig halte, ja. Ich stehe neben Ihnen.«
    Falls ihm auffällt, dass ich den Wortlaut ein wenig geändert habe, lässt er es sich nicht anmerken. »Der erste Punkt ist einfach: Wir müssen Kontakt zur Erde aufnehmen.«
    »Wir hatten seit Gens keine Kom mehr«, sage ich.
    »Wie bitte?«, fragt Colonel Martin barsch.
    »Wir haben schon seit

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