Godspeed | Die Ankunft
Jahrhunderten nichts von der Erde gehört.«
Ich bemerke, wie Lieutenant Colonel Bledsoe hinter ihm das Wort
Jahrhunderte
murmelt. Aber Colonel Martin zeigt keine Regung.
Ich gehe zu dem Computer auf der Brücke. Das Metall fühlt sich warm an, die beiden Sonnen haben es aufgeheizt. Der Bildschirm blinkt immer noch und fordert die Eingabe des militärischen Autorisierungscodes.
Colonel Martin stellt sich vor den Computer, doch dann zögert er. Ich starre ihn an und hebe eine Braue. Er dreht sich wieder zum Computer um und tippt hastig den Code ein.
Der Bildschirm erwacht zum Leben, und ich trete einen Schritt vor, um besser sehen zu können. Nur zögernd rückt Amys Vater ein Stück zur Seite, um mir Platz zu machen. Mehrere Minuten ist auf dem Bildschirm nichts außer einem sich drehenden Globus zu sehen und außerdem ein blinkender Balken mit der Aufschrift KONTAKT WIRD HERGESTELLT … SIGNAL EMPFANGEN … KONTAKT WIRD HERGESTELLT . Dann öffnet sich der Globus und in seinem Innern taucht das Bild eines Satelliten auf. KONTAKT IST HERGESTELLT steht jetzt auf dem Schirm.
Colonel Martin wirft mir einen triumphierenden Blick zu, aber ich konzentriere mich nur auf den Bildschirm. Ist es wirklich so einfach? Ein zehnstelliger Code, und plötzlich können wir mit der Sol-Erde reden, als wäre sie nicht Lichtjahre entfernt?
Eine Stimme ertönt und dieselbe Nachricht ist auch auf dem Bildschirm zu lesen. Mir bleibt fast die Luft weg. Wir hatten schon seit Gens keine Kom mehr mit Sol-Erde. Und jetzt … ist da auf einmal eine Stimme, die durchs ganze Universum gekommen ist, nur um mit uns zu reden.
Und alles, was wir dafür gebraucht haben, war ein dämlicher Autorisierungscode.
Gratulation, Godspeed! Sie haben Ihr Ziel erreicht – den Planeten, der das binäre Zentauri-System umkreist.
Die tiefe Stimme spricht langsam und monoton, aber ich bin trotzdem froh, dass der Text auch auf dem Bildschirm zu lesen ist.
Wir wissen, dass Ihre Reise lange gedauert hat, aber wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die Sonden, die vor der Landung des Schiffs ausgeschickt wurden, nicht nur ergeben haben, dass die Welt bewohnbar ist, sondern auch, dass es dort profitable Energievorkommen gibt. Aus diesem Grund haben wir auf der Erde hart daran gearbeitet, einen Weg zu finden, den Aufbau und die Entwicklung der Kolonie, die Sie begründen, zu unterstützen.
Die wollen die Kolonie unterstützen? Wieso haben sie nicht dem
Schiff
geholfen? Als wir vor so vielen Jahren die Kom-Verbindung verloren haben, wieso hat Sol-Erde da nicht versucht, den Kontakt wieder herzustellen? Natürlich sollte ich über diese Kommunikation staunen, aber ehrlich gesagt empfinde ich nur Wut. Die hätten uns beim Landen helfen können. Die hätten uns schon
vor
der Landung helfen können. Wieso haben sie uns im Stich gelassen, zwischen den Sternen gestrandet, bis wir es endlich auch allein geschafft haben?
Seit dem Start der interstellaren Arche Godspeed ist die Entwicklung des Reisens in ferne Galaxien weiter fortgeschritten. Bereits jetzt kreist eine Raumstation um den Planeten, den Sie gerade kolonisieren, was für eine verbesserte Satellitenkommunikation zwischen unseren Planeten sorgt. Außerdem ist eine Ihrer ersten Aufgaben, eine der Sonden zu finden, die vom Schiff ausgesandt wurden – diese sind mit fortschrittlichster Technik ausgerüstet und werden unsere Kommunikation weiter verbessern.
Colonel Martin betrachtet hoch konzentriert den Bildschirm, aber ich wünschte mir, dass der Sprecher einen Moment schweigt, damit wir uns besprechen können.
Im Augenblick Ihrer Landung wurde ein Signal an die Financial Resource Exchange gesendet. Wir können Ihnen versichern, dass zurzeit ein Shuttle mit Hilfsmitteln und Vorräten für Ihre Kolonie auf den Weg gebracht wird. Die fortgeschrittene Technik wird dafür sorgen, dass das Shuttle in Kürze bei Ihnen eintrifft.
Ich starre den Bildschirm an. In Kürze? Was soll das heißen? Die
Godspeed
hat dreihundert Jahre gebraucht, um den Planeten zu erreichen.
Ich werfe Colonel Martin einen fragenden Blick zu. Seine Hände zucken über den Reglern. Er weiß nicht, was er tun soll – den Sprecher unterbrechen und nach Einzelheiten ausfragen oder lieber bis zum Ende der Ansprache warten?
Die Stimme wird jetzt deutlich ernster.
Wir müssen Sie jedoch dringend vor den Gefahren auf dem Planeten warnen. Zunächst möchten wir Sie darauf hinweisen, dass sich sowohl das Shuttle als auch die
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