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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Er steht sofort stramm, als wir auftauchen.
    »Wieso stehst du hier in der prallen Sonne?«, fragt Colonel Martin und verbessert sich sofort. »Sonnen.«
    »Ich hatte gehofft …« Chris sieht verwirrt zu mir. »Ich hatte gehofft, etwas von Emma zu hören.«
    »Tot«, ist alles, was Colonel Martin knurrt. »In den Kommunikationsraum.«
    Chris wirft mir einen fragenden Blick zu. Anscheinend kann er nicht fassen, dass Colonel Martin mich hergebracht hat. »Nach dir«, sagt er, als der Colonel den Daumen auf das Scanfeld drückt. So, wie Chris mich mustert, frage ich mich, ob er Colonel Martin nur vorgehen ließ, um mich im Vorbeigehen genauer betrachten zu können. Ich ignoriere ihn.
    Chris zögert an der Tür, doch Colonel Martin sieht ihn beinahe wohlwollend an. »Du auch, Sohn«, sagt er, und Chris schließt die Tür hinter sich.
    »Junior hat die Anlage bereits entdeckt«, erklärt ihm Colonel Martin. »Und er hat herausgefunden, dass die erste Nachricht nur eine Aufzeichnung war.«
    Chris bemüht sich, keine Miene zu verziehen, aber ich merke doch, dass er mich unauffällig mustert und auf meine Reaktion wartet.
    »Das wissen wir bisher«, sagt Colonel Martin und sieht jetzt wieder mich an. »Wir wissen, dass es vor uns schon eine Kolonie gegeben hat. Und wir wissen auch, dass unsere Vorgänger die Häuser gebaut haben, in denen wir jetzt leben, und auch diese Anlage.« Seine Schultern sinken herunter, als lastete das ganze Gewicht der Welt auf ihnen – oder das Gewicht beider Welten. »Und wir wissen auch, dass sie alle tot sind.«
    Ich halte mich am Rand des Schaltpults fest. »Wie?«, würde ich gern fragen, aber ich bringe das kleine Wörtchen nicht über die Lippen. Colonel Martin beantwortet die unausgesprochene Frage trotzdem.
    »Wir haben diese Aufzeichnungen gefunden. Oder vielmehr, Chris hat sie gefunden.« Er nickt Chris zu und erstaunlicherweise entdecke ich so etwas wie Mitgefühl in seinem Blick.
    Colonel Martin schaltet den Touchscreen ein, doch statt durch das Menü zu scrollen, wie Amy und ich es getan haben, öffnet er ein Fach auf der rechten Seite der Kontrolleinheit und holt daraus ein dünnes schwarzes Stück Plastik hervor, das etwa so lang ist wie mein Daumen. Auf den ersten Blick sieht es aus wie die schwarzen Medipflaster, die Bartie auf der
Godspeed
hat, und der Gedanke daran dreht mir fast den Magen um. Colonel Martin drückt das Plastikding in einen Schlitz am Bildschirm, und erst da erkenne ich, dass es so etwas wie eine Mem-Karte sein muss, wie wir sie auf der
Godspeed
zur Datenspeicherung verwendet haben.
    »Das haben wir bis jetzt in Erfahrung gebracht«, sagt Amys Vater und tippt auf den Bildschirm. Es taucht das Bild eines Glaswürfels auf, der aussieht wie der, den Amy von Emma bekommen hat. »Etwas in der Erde sorgt dafür, dass jedes hier produzierte Stück Glas durch einen speziellen Prozess fähig ist, Solarenergie zu speichern. Das haben die ersten Siedler entdeckt und mehrere Jahre lang Solarglas hergestellt und zur Erde geschickt. Die Anlage, auf der wir uns im Moment befinden, war das Transportzentrum. Von hier aus wurde das Glas zu einer automatisierten Raumstation befördert, die sich auf einer Umlaufbahn um den Planeten befindet, und von dort aus weiter zur Erde.«
    »Eine Raumstation!«, rufe ich aus. »Wir haben bei unserer Landung keine gesehen.«
    Colonel Martin hebt eine Braue. »Diese Welt ist
ziemlich
groß, weißt du?« Er fährt über den Bildschirm, der sofort schwarz wird.
    »Was ist mit ihnen geschehen?«, frage ich. »Den ersten Siedlern? Sie sagten, dass sie alle tot sind?«
    Colonel Martin sieht Chris an. Ich habe das Gefühl, dass die beiden überlegen, wie viel sie mir anvertrauen sollen. Als ich gerade darauf bestehen will, Antworten zu bekommen, geht Colonel Martin auf die andere Seite der Kontrolleinheit, wo sich die Audio-Kommunikation befindet. Er dreht an einem Knopf und Rauschen erfüllt den Raum.
    Aber es ist nicht nur Rauschen. Nicht ganz. Es sind auch Wortfetzen zu hören, die ich nur mit Mühe verstehe.
    »… die Gefahr zu groß … konnten feststellen … menschliches Leben …
Godspeed
 … überleben die … Hilfe kommt …«
    Ich konzentriere mich auf die Worte, doch das Rauschen und der Akzent des Sprechers machen es mir nicht leicht.
    »Es ist eine Endlosschleife«, sagt Colonel Martin, als die Nachricht wieder von vorn losgeht.
    »Sol-Erde?«, frage ich.
    Colonel Martin nickt. »Es ist natürlich nicht dasselbe wie echte

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