Godspeed | Die Ankunft
aufgehen. Rund um uns kann ich hören, wie die anderen aufwachen, leise reden und herauskommen, um den neuen Tag zu begrüßen. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell wir uns an diese Siedler-Routine gewöhnt haben.
Ich lächle.
Und dann explodiert der Wald.
Dad reagiert als Erster – er wirft Mom und mich zu Boden und bedeckt unsere Köpfe mit seinen großen starken Händen. Die Luft über dem Wald brennt mit weißer Flamme und unter uns bebt die Erde – die aus massivem Gestein besteht. Ich höre panische Schreie, dieselben, die auch in meinem Kopf hallen, als ich mich hektisch nach Junior umsehe. Ein schrilles Klingen gellt in meinen Ohren, und ich weiß nicht, ob das von der Explosion herrührt oder ob es ein Zeichen dafür ist, dass meine Trommelfelle geplatzt sind.
Eine Rauchwolke steigt aus dem Wald auf, die die Sonnen verdunkelt und die Kolonie in einen schwarzen Schatten taucht. Steinbrocken und ganze Bäume fallen vom Himmel wie Hagel. Die großen Brocken landen im Wald, aber selbst hier bei uns prallen die verbrannten Überreste der Bäume auf den Steinpfad.
»Was zum Teufel ist da passiert?«, brüllt Dad. Die Soldaten beginnen, sich um ihn zu scharen, als es eine weitere kleinere Explosion gibt, ähnlich einem Nachbeben, die die übrig gebliebenen Baumwipfel erschüttert.
Ich kann den Blick nicht davon abwenden. Der schwarz verbrannten Erde.
Genau da, wo bisher unser Shuttle gestanden hat.
[zurück]
46 Junior
Die Soldaten wollen mich aufhalten, aber dazu müssten sie mich erschießen oder fesseln. Sofort nach der Explosion rase ich zum Shuttle. Amy ist jeden Morgen bei ihrer Mutter im Labor. Jeden verdammten Morgen. Wenn sie auch an
diesem
Morgen … mein Herz hämmert gegen meine Rippen und meine Augen brennen. Das darf nicht sein.
Noch vor dem Waldrand hole ich Colonel Martin und seine Männer ein.
»Wo ist Amy?«, keuche ich panisch.
Colonel Martin starrt mich an, als verstünde er nicht, was ich will. »Amy?«
»Ja, ist sie okay?«
»Amy geht’s gut. Sie ist nicht hier.«
Vor Erleichterung werden meine Knie ganz weich.
Den Sternen sei Dank!
Colonel Martin rauscht an mir vorbei und nimmt sich nicht einmal die Zeit, mich zur Kolonie zurückzuscheuchen. Ich reiße mich zusammen und folge ihm zur Explosionsstelle. Der beißende Rauch brennt in der Nase und lässt die Augen tränen.
Die Männer rücken als Einheit vor, mit mir in der Mitte. Ihre Waffen halten sie vor sich wie ein drittes Auge.
An der Explosionsstelle ist der Rauch so dicht, dass wir kaum etwas sehen können. Wir nähern uns vorsichtig an, und ich war noch nie so froh über eine Brise wie in diesem Augenblick, wo ein Windstoß den Rauch vertreibt und die Welt wieder sichtbar macht. Die Bäume sind nur noch schwarz verbrannte Stängel, die im Boden stecken. Die Erde ist aufgeworfen, als wäre sie frisch gepflügt worden, doch sie ist verkohlt.
Beim Anblick des Shuttles bleibt der ganze Trupp stehen.
Das elegante, glatte Shuttle ist in drei Teile zerrissen worden. Die Brücke ist am weitesten weg, aber auch am wenigsten beschädigt, als hätte ein Kind sie abgebrochen und in den Wald geworfen. Der Rest ist der Länge nach aufgeplatzt und das Dach aufgesprengt wie eine aufblühende Blüte aus heißem, qualmendem Metall.
»Ausschwärmen. Opfersuche. Tätersuche. Beweissicherung«, befiehlt Colonel Martin seinen Männern.
Der Boden direkt unter dem Shuttle – der schwarz verbrannte Sand, den die Raketen bei unserer Landung zu Glas verschmolzen haben – ist aufgeplatzt und zu kleinen Glaskugeln zerborsten, in denen kein Funkeln des Sonnenlichts mehr zu sehen ist. Ich frage mich, ob das Glas durch die Explosion zerbrochen ist oder ob die Aliens es für die Sprengung benutzt haben.
Ich halte mich von der leeren Hülle des Shuttles fern. Dort gibt es ohnehin nur noch scharfkantiges Metall und brennende Teile. Die Türen der Kryo-Boxen stehen offen, die Glaskästen sind zerplatzt und die Scherben liegen überall herum. Das Genlabor ist in zwei fast gleiche Hälften zerlegt worden. Ich kann die großen Röhren sehen, aus denen jetzt gelber Glibber läuft und sich mit den bohnenförmigen Embryonen von der Sol-Erde auf dem Boden ausbreitet. Die Brutkästen – die Wissenschaftler hatten angefangen, Pferde und Hunde zu züchten – sind verbrannt.
Fast unsere gesamten Nahrungsvorräte waren im Shuttle. Unersetzliche Ausrüstung. Und – diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag in den Magen – Harleys letztes
Weitere Kostenlose Bücher