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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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da. Wie lange sind die beiden schon weg? Ist ihr etwas passiert? Ich weiß nicht, was mir mehr Angst macht – die Vorstellung, dass den beiden etwas geschehen ist, oder der Gedanke, dass sie so viel Spaß miteinander haben, dass sie gar nicht zurückkommen wollen.
    Etwas leuchtet jenseits der Zeltleinwand von Amys Zimmer. Ich gehe in Deckung und schleiche an eines der anderen Fenster, um genauer zu sehen, was da vorgeht.
    »Ich habe die ganzen Lügen satt«, sagt Amys Mutter, Dr. Martin. Ganz meine Meinung. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, damit ich kein Wort verpasse.
    »Keine Lügen mehr«, beteuert Colonel Martin ernsthaft. »Ich habe nur versucht, meine Befehle zu befolgen.«
    »Du und deine Befehle.« Dr. Martin klingt zwar gereizt, aber es hört sich trotzdem an, als verstünde sie ihren Mann. »Also darum geht es?«
    Das Licht im Gebäude verändert sich, und ich entdecke etwas Kleines, Flaches, das trotz der Dunkelheit zu leuchten scheint … Ich schnappe nach Luft und halte mir schnell die Hand vor den Mund.
Die Schuppe.
Es ist die dünne flache Schuppe, die ich im Tunnel gefunden habe, kurz bevor Chris mich nach oben befördert hat.
    »Wer hätte gedacht, dass so was so wertvoll ist?«, sagt Amys Mutter und betrachtet das Ding staunend.
    »Ich glaube –« Colonel Martin verstummt plötzlich. »Was war das?«
    Ich lausche angestrengt und höre, was Colonel Martin aufgefallen ist. Schritte, auf der anderen Seite des Hauses.
    »Wahrscheinlich nur Amy, die nach Hause kommt«, sagt Dr. Martin. Das Licht im Haus erlischt, weil Colonel Martin die Schuppe hastig abdeckt.
    Ich flitze so leise wie möglich ums Gebäude herum. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Chris und Amy sich in die Augen schauen. Ich verstecke mich im Schatten.
    »Danke, dass du mitgekommen bist«, sagt Amy. »Und du weißt schon. Wegen eben.«
    Eben?
Eben?
Was ist eben passiert?
    »Sprechen wir nicht mehr darüber. Und … äh …« Chris wirkt verlegen.
    Und dann …
    … beugt er sich zu Amy herab …
    … schließt die Augen, kommt ihr immer näher …
    Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich werde dem widerlichen Kerl den Kopf abreißen –
    Amy tritt zurück und weicht seinem Annäherungsversuch geschickt aus. »Freunde, schon vergessen?«, ermahnt sie ihn sanft.
    Meine Fäuste lockern sich. Ich bin ein solcher Idiot.
    Chris grinst etwas gequält. »Klar«, sagt er. »Freunde.« Er sieht ihr nach, als sie im Haus verschwindet. Aber an der Art, wie er hinter ihr herstarrt, erkenne ich genau, dass er alles tun würde, um Amy dazu zu bringen, dass sie dem Wort
Freunde
eine ganz neue Bedeutung verleiht.

[zurück]
45 Amy
    Ich wache am nächsten Morgen schon lange vor Sonnenaufgang auf. Der Boden ist kalt und hart, aber das ist nicht der Grund, wieso ich nicht schlafen konnte. Ich brauche meinen Schlafsack nicht. Ich brauche Junior. Der Gedanke an den vergangenen Abend zaubert mir unwillkürlich ein albernes Grinsen ins Gesicht.
    Ich höre leise Stimmen und ziehe den Zeltvorhang zur Seite.
    »Morgen, Schatz«, sagt meine Mom liebevoll, als sie und Dad mich bemerken. »Kaffee?«
    Ich nicke und gehe mit einem Gähnen zum Tisch. Mom taucht einen Faltbecher aus Metall in einen Eimer kaltes Wasser und rührt ein Tütchen Instantkaffee hinein.
    »Fast wie zu Hause«, sagt Dad, stößt mit seinem Faltbecher meinen an und nimmt einen Schluck von dem kalten, bräunlichen, klumpigen Gebräu. Er verzieht das Gesicht zu einer Grimasse und ich muss lachen.
    Das Frühstück besteht aus getrockneten Rationen in Päckchen mit FRX -Aufdruck. Eipulver, das mit Wasser angerührt wird, und Kekse, die eher wie Cracker schmecken. Ich frage mich, wie viele von diesen Päckchen wir noch haben. Unsere Leute gehen sparsam damit um – und essen außer Sichtweite der Schiffsbesatzung, die von ihrer Trockennahrung lebt.
    Dad tunkt seinen »Keks« in den »Kaffee«, wie er es auf der Erde auch immer getan hat.
    »So«, sagt Mom und streift sich die Krümel von der Bluse. »Ich gehe ins Labor.«
    Ich muss sofort wieder an das denken, was ich in der vergangenen Nacht mit Chris entdeckt habe. Ich will es ihnen sagen, halte mich aber im letzten Moment zurück. Ich bin noch nicht bereit dazu. Erst muss ich mit Junior darüber reden.
    Dad schaut nach draußen und stellt fest: »Chris ist nicht da. Ich werde dich zum Shuttle begleiten. Amy, kommst du mit?«
    Nein, ich will nicht mit – aber ich folge den beiden nach draußen, wo gerade die Sonnen

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