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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Preis«, fügt Chris hinzu. Er sieht – gequält aus. Als müsste er eine Entscheidung treffen, könnte es aber nicht. Ich frage mich, ob er mehr über Emmas Tod weiß, als ich dachte, oder ob er entdeckt hat, was sie so paranoid gemacht hat.
    Und dann – bevor ich zurückweichen oder auch nur erschrocken sein kann – beugt sich Chris über mich und drückt seine Lippen auf meine. Dieser Kuss überrascht mich so, dass ich den Mund aufmache – und sofort spüre ich seine Zunge auf meiner, anfangs zögerlich, dann aber entschiedener, als wollte er mich mit diesem Kuss von irgendetwas überzeugen. Als wollte er mich für sich beanspruchen. Meine Wangen fangen an zu glühen, und ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Bisher habe ich immer gedacht, dass meine Liebe zu Junior nicht zählt, weil außer ihm niemand zur Wahl stand.
    Und hier ist Chris, nur ein paar Jahre älter als ich, klug und stark und mutig – und mir wird klar, dass ich durchaus eine Wahl habe.
    Ich weiche zurück, bis er mich loslässt. Dann gehe ich ein paar Schritte von ihm weg und versuche, wieder zu Atem zu kommen. Einen klaren Gedanken zu fassen. Mein rasendes Herz wieder unter Kontrolle zu kriegen.
    »Es – es tut mir leid«, sagt Chris sofort.
    Ich bin nur froh, dass es so dunkel ist und er nicht sehen kann, dass ich knallrot geworden bin.
    »Ich dachte – ist egal. Es tut mir leid«, sagt er noch einmal. »Ich habe dich aus Juniors Haus kommen sehen, aber ich dachte nicht … Ich wusste nicht, dass ihr beide mehr seid als nur Freunde …« Er tritt nervös von einem Bein aufs andere und weicht meinem Blick aus. »Ich meine … ich hatte gehofft …«
    »Schon okay«, sage ich, noch immer atemlos.
    Auf dem Pfad, den wir in den Wald getrampelt haben, will ich zum Shuttle und zur Kolonie zurückgehen, doch ich stolpere schon bei den ersten Schritten über eine Wurzel. Chris springt schneller herbei, als ich es für möglich gehalten hätte, und rettet mich davor, auf die Nase zu fallen.
    »Danke«, sage ich, als ich wieder stehe.
    Chris lässt mich los und tritt verlegen zurück. »Freunde?«, fragt er. Es ist ein Friedensangebot, eine Entschuldigung.
    Ich nehme beides an. »Freunde«, bestätige ich, aber mir fällt natürlich auf, dass er zu dicht bei mir steht, und ich spüre, dass er sofort die Arme um mich schlingen wird, sobald ich ihm den kleinsten Hinweis gebe, dass ich mehr von ihm will.

[zurück]
44 Junior
    Bis ich angezogen und nach unten gerannt bin, kann ich gerade noch sehen, wie Chris und Amy auf der anderen Seite der Wiese im Wald verschwinden. Anscheinend gehen sie zum Shuttle. Amy ist noch ein weiterer Test eingefallen oder so. Das ist alles. Das muss alles sein.
    Ich folge ihnen nicht. Sie würden mich auf der Wiese sehen und außerdem ist es nicht sicher. Ihnen unbewaffnet und allein zu folgen, ist vermutlich das Dümmste, was ich jetzt tun kann.
    Aber ich überlege ernsthaft, es trotzdem zu tun.
    Ich entscheide mich dagegen und kehre in die Kolonie zurück. Ich rede mir zwar ein, dass ich nach meinen Leuten schauen will, aber die Wahrheit ist, dass ich auf Amys Rückkehr warte. Und versuche, mir nicht vorzustellen, was sie mit Chris macht. Allein. Im Dunkeln.
Zusammen
.
    Ich ignoriere die Häuser mit den schnarchenden Erdgeborenen, aber in jedem unserer Gebäude ist mindestens einer von meinen Leuten wach. Ich stoße auf Heller, einen der ehemaligen Versorger, der auf der Eingangsstufe sitzt und in den Nachthimmel starrt. Hinter ihm sehe ich mindestens zwei Dutzend schlafende Leute. Es ist nicht bequem, aber wir haben getan, was wir konnten, und haben aus Kleidungsstücken und Decken Betten gebaut.
    »Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken«, sagt Heller leise, als er mich sieht.
    Ich bezweifle, dass er dasselbe Mädchen meint, an das
ich
pausenlos denken muss, also frage ich nach. »An wen?«
    »Lorin.« Die erste Person, die auf dem Planeten getötet wurde, die erste Gefallene in einem Kampf gegen Aliens, die wir nicht einmal kennen. »Sie war ein guter Mensch. Sie hat den Tod nicht verdient.«
    »Ich glaube, so funktioniert das nicht«, bemerke ich.
    Heller schüttelt den Kopf. Er starrt immer noch in den Sternenhimmel, und ich frage mich, ob er nach der
Godspeed
Ausschau hält und sich wünscht, sie niemals verlassen zu haben.
    Nachdem ich meine Runde gedreht habe, schleiche ich wieder zurück zum ersten Haus, in dem Amy mit ihren Eltern wohnt. Ich spähe in ihr Fenster, aber sie ist noch nicht wieder

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