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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Bild, das er für Amy gemalt hat. Amy hat es aufbewahrt und im Shuttle gelassen, weil es dort sicher war. Und jetzt ist es nur noch Asche.
    Ich stolpere und falle beinahe über eine schwere Metallplatte. Darauf ist ein Adler eingraviert und unter ihm das Wort
Godspeed
. Das Namensschild des Shuttles. An einer Seite ist es so verkohlt, dass die Buchstaben nicht mehr zu lesen sind.
    Es war nicht viel, aber das Shuttle war meine letzte Verbindung zur
Godspeed
. Es war das letzte Stück vom Schiff, das ich noch hatte. Der letzte Überrest von etwas, das mein Zuhause war. Und jetzt ist es weg.
    Ich drehe das Namensschild mit einem Fuß um. Darunter liegt eine perfekt geformte Halbkugel aus Glas.
    Ich hebe sie vorsichtig auf. Erst da merke ich, dass es keine Halbkugel ist, sondern eine Kugel, die nur zur Hälfte in der Erde gesteckt hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir an Bord des Shuttles irgendetwas Kugelförmiges hatten.
    Das Licht fällt darauf und ich sehe die darin herumwirbelnden Goldpunkte. Die Solarenergie.
    Ohhh, shit
.
    »Colonel Martin?«, rufe ich nervös.
    Einer der anderen Offiziere schaut zu mir. Als er sieht, was ich in den Händen halte, brüllt er nach Colonel Martin und rennt los, um ihn zu holen.
    Die Glaskugel ist ungefähr so groß wie mein Kopf, aber ich spüre, dass sie aus dünnerem Glas ist als der Würfel, den Amy hat. Ich zweifle keinen Moment daran, dass dieses Glas zerbrechlich ist – es ist ein Wunder, dass es noch heil ist.
    »Verdammte Sch–«, flucht Colonel Martin, als er mich sieht. »Wieso hast du das aufgehoben?«
    »Ich wusste doch nicht, was es ist …«, sage ich. Meine Hände sind schweißnass, was es noch schwieriger macht, die Glaskugel festzuhalten.
    »Leg das hin … vorsichtig … ganz vorsichtig …«, befiehlt Colonel Martin. »Alle anderen gehen zurück.«
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie die Soldaten nervös zurückweichen und sich nach einer Deckung umschauen. Ich beuge die Knie und senke den Glasball so vorsichtig ab, wie ich kann. Zwei Zentimeter über dem Boden zögere ich. Mein Gesicht ist weniger als einen halben Meter von einer Glasbombe entfernt, wie sie vermutlich auch das gesamte Shuttle gesprengt hat.
    »Vorsichtig!«, ruft Colonel Martin.
    »Ich
weiß
«, fauche ich.
    Mit einem leisen
klink!
landet die Glaskugel auf dem Boden.
    Ich trete zurück. Sie rollt ein paar Zentimeter. Alle halten die Luft an, aber die Kugel kommt zur Ruhe.
    Sobald ich hinter einem Baum in Deckung gegangen bin, zieht Colonel Martin seine Pistole und zielt damit auf die Kugel. Dann schießt er.
    Die Glaskugel platzt wie ein Luftballon und die darin gespeicherte Energie entlädt sich in einer Explosion, die mich einen Moment lang blendet. Blinzelnd betrachte ich den Schaden.
    Ein Krater von einem Meter Tiefe ist alles, was übrig geblieben ist.
    Colonel Martin geht darauf zu. Er runzelt angesichts der Verwüstung die Stirn und flucht lange und laut.
    »Alles klar, Männer«, ruft er. »Jetzt wissen wir, womit wir es zu tun haben. Ausschwärmen und weitersuchen – aber Vorsicht!«
    Die Soldaten verteilen sich.
    Colonel Martin kommt auf mich zu.
    »Damit ist es bewiesen«, sage ich. »Das waren Aliens.«
    Er antwortet nicht.
    »Haben wir irgendwelche Waffen, die es mit ihnen aufnehmen können?«
    Er dreht sich zu den Überresten des Shuttles um. »Wenn wir welche hatten, sind sie jetzt weg.«
    Verdammt. Die Waffenkammer war im Shuttle. Jetzt haben wir nur noch die Waffen, die jeder bei sich trägt.
    »Nur gut, dass es sich so früh am Tag ereignet hat«, sagt Colonel Martin. »Andernfalls hätten wir mit massiven Verlusten rechnen müssen.«
    Amy. Amy hat fast jeden Tag bei ihrer Mutter im Genlabor verbracht. Ich schließe die Augen und sehe sie wieder inmitten der Explosion, wie auch schon in der Sekunde, als das Shuttle hochging – in dem zerfetzten Wrack, zur Unkenntlichkeit verbrannt.
    »Wir müssen etwas tun«, sage ich und meine Emotionen machen meine Stimme so rau wie die Kanten des Shuttles.
    Colonel Martin sieht mir direkt in die Augen. »Ich weiß.«
    Bisher habe ich immer gedacht, dass Orion mit seiner Vermutung, dass wir Sklaven sein würden, recht hatte, aber mittlerweile glaube ich eher, dass Colonel Martin vorhat, Soldaten aus uns zu machen.

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47 Amy
    Ich dränge mich durch die Menschenmenge, die auf die Rückkehr von Dad und seinen Männern wartet. Doch es ist nicht Dad, der aus dem qualmenden Wald kommt.
    Es ist Junior.
    Unsere Blicke treffen

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