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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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hat und so tut, als wäre er arm. Was wohl erklärt, weshalb er das alles macht, Gratisessen verteilt und so was.«
    Die Nachricht von Blue Genes Wohltätertum verbreitete sich immer weiter, und in der dritten Oktoberwoche begann Grant Frick damit, innerhalb und außerhalb sämtlicher evangelikalen Kirchen in den einundzwanzig Countys des Wahlbezirks aggressive Wahlkampfreden zu halten. Den versammelten Gemeinden erzählte er dann, falls sie es noch nicht gehört hätten, in Bashford hätten die Mapothers ein tolles Gebäude eröffnet, eine Art Jugendtreff und Unterkunft für vom Schicksal Benachteiligte. Man habe ihnen vielleicht weismachen wollen, das sei ein guter Ort, eine Hochburg christlicher Werte, ein regelrechter CVJM . Doch Frick versicherte seinen Zuhörern, dieses »Commonwealth-Center«, wie es sich nannte, sei keine utopische Einrichtung, wie die [496] Mapothers den Menschen weismachen wollten. Frick sagte, er habe das Gebäudeinnere selbst in Augenschein genommen und, um die Wahrheit zu sagen, noch nie einen derart verkommenen Hort der Ausschweifungen gesehen.
    Alle Reden folgten dem gleichen Strickmuster. Nachdem Frick erklärt hatte, das neue Projekt der Mapothers sei im Grunde nichts weiter als eine Oase für Exzesse aller Art – Drogen, Alkohol, Sex und vielleicht sogar homosexuelle Orgien –, erinnerte er die Wähler an den moralischen Zeigefinger, den John Hurstbourne Mapother in seinen öffentlichen Auftritten und Fernsehspots erhoben hatte. Frick machte sich nie die Mühe, zu erwähnen, dass nur ein Mapother, der noch dazu kein Politiker war, etwas mit dem Gebäude zu tun hatte. Er schloss seine Reden mit der Behauptung, sollte Mapother gewinnen, würde sich dieser geballte Hedonismus wohl im gesamten Bundesstaat ausbreiten. »Lassen Sie sich von diesem Gerede über Glauben und Familie nicht täuschen«, sagte Frick zum Schluss. »Mapother steht für nichts als Geld, und sein Geld wird uns allen nichts als Unheil bringen, so wie es diesen Leuten im Commonwealth-Center Unheil gebracht hat. Schließlich sind die Mapothers nicht durch ihre Tugendhaftigkeit zur reichsten Familie im County geworden.«
    Da Fricks Anschuldigungen auf einmal Brisanz in einen bisher ereignislosen Wahlkampf brachten, konnten die Lokalzeitungen die vielleicht guten, vielleicht bösen Taten eines gewissen Blue Gene Mapother nicht länger ignorieren. Reporter fragten John nach seiner Reaktion. Der wiegelte sie als »Lügen und Spekulationen« ab. Doch mittlerweile tauchte das Wort mutmaßlich immer öfter im selben Satz [497] wie sein Nachname auf. In manchen Umfragen war Johns Vorsprung bereits geschrumpft. Ob die erwähnten Anschuldigungen gegen Blue Genes neues Projekt nun zutrafen oder nicht, im Mapother’schen Lager stimmten alle darin überein, dass das Gebäude entweder unter strenge Beobachtung gestellt oder ganz geschlossen werden müsse.
    Doch ehe die Mapothers entscheiden konnten, wie sie sich zu der Sache verhalten wollten, wurden im Commonwealth-Center zwei Männer verhaftet, weil sie Minderjährigen Rauschgift verkauft hatten. Ein Fernsehteam war schon vor Ort, ehe Henry auch nur einen einzigen Anruf tätigen konnte. Als er den Bericht gesehen hatte, rief er Oral Haynes an und bat ihn mit aufgesetzter Höflichkeit, doch bitte nie wieder jemanden im Unternehmen seines Sohnes festzunehmen. Haynes erklärte, so einfach sei das nicht, in den letzten Tagen seien verschiedentlich Beschwerden über das Commonwealth-Center bei ihm eingegangen, die er eigentlich habe ignorieren wollen, bis er darauf aufmerksam gemacht worden sei, dass dort Drogen an Kinder verkauft würden, was er in seinem Amtsbereich keinesfalls dulden könne. Das Gespräch endete mit der Zusage des Polizeichefs, er werde möglichst oft ein Auge zudrücken, aber Mr. Mapother solle unbedingt in Erwägung ziehen, seinen Sohn zu bitten, das Gebäude zu schließen, bevor Schlimmeres geschehe. Unterdessen hielt Frick hämische Reden und gab Pressemitteilungen heraus, in denen er den Wählern riet, sich auf solche Verhältnisse einzustellen, falls ein Mapother Macht über die Menschen bekäme: dass jemand unbekümmert mit Geld um sich warf, um die amerikanischen Werte zu unterminieren.
    [498] Schon am nächsten Tag wurde Elizabeth in das alte Wal-Mart-Gebäude entsandt. Man war übereinstimmend der Ansicht, dass Blue Gene sie wohl am wenigsten hasste.
    Elizabeth hatte an diesem Samstagnachmittag Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden, als sie mit

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