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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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Neonlampen eine viel gedämpftere, fast schon schummrige Beleuchtung getreten, dunkel genug jedenfalls, dass Elizabeth ihre Cartier-Sonnenbrille besser abnahm.
    Der Eingangsbereich war nicht mehr unterteilt; die zweite [501] Flucht von Türen war komplett entfernt worden. Als Elizabeth die Sonnenbrille in ihrer schwarzen Louis-Vuitton-Handtasche verstaute, hörte sie eine Stimme aus der Vergangenheit.
    »Hidey, Mrs. Mapother.«
    Das Gesicht war kaum wiederzuerkennen, viel älter und schmaler, als Elizabeth es in Erinnerung hatte, und die aus der Nase ragenden Schläuche irritierten, doch es war unverkennbar ihre müde, herzliche Stimme, die auf eine alles andere als vornehme Herkunft schließen ließ. Elizabeth rang sich ein Lächeln ab.
    »Hallo, Bernice.«
    Bernice, die einen Hosenanzug mit Blumenmuster trug, erhob sich mit einem schmerzerfüllten »Aua« aus ihrem Strandkorb. Sie lächelte gezwungen. »Ist schon Jahre her, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Das stimmt.« Elizabeth dachte daran, wie sie und Henry Bernice’ Briefe an Blue Gene verbrannt hatten, und konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Wie geht es Ihnen?«
    »Oh, in letzter Zeit geht’s mir hier echt ein wenig besser. Und Ihnen?«
    »Gut, danke. Ich habe oft an Sie gedacht.«
    »So ging’s mir auch.«
    Elizabeth probierte im Stillen mehrere Satzanfänge, doch keiner klang richtig. Sie überlegte, was sie über Bernice wusste: wie gern Sie Bluesmusik mochte, Soap Operas und alle Filme, in denen Burt Reynolds mitspielte, doch das fand sie alles unpassend.
    Elizabeth sah in die Halle hinter Bernice und bemerkte, dass der ehemalige Wal-Mart komplett umgebaut worden [502] war. Die frühere Nutzung ließ sich nur noch an vereinzelten Spuren erahnen. Geblieben waren die weißen Bodenfliesen und die weißen Säulen mit den Wandtelefonen. Verschwunden waren dagegen die zahllosen Regalreihen, die einmal diesen gewaltigen Raum unterteilt hatten. So konnte Elizabeth nun von einem Ende der Halle zum anderen sehen, was ihr klarmachte, wie geräumig diese großen, kistenförmigen Läden wirklich waren.
    Statt Kaufwilliger verteilten sich überall Grüppchen von Menschen, die meisten davon Jugendliche, aber auch alle anderen Altersgruppen. Sie trugen Baseballmützen, Cowboystiefel, Tarnklamotten, Piercings und Jogginghosen, doch im Großen und Ganzen herrschte hier Jeansstoff vor. Es klang, als amüsierten sich alle köstlich. Einige saßen im Kreis herum, andere standen, mit roten Plastikbechern in den Händen, wieder andere saßen auf Decken. In einer Ecke spielten ein paar junge Schwarze Basketball, unter ihnen war auch ein großer, weißer Jugendlicher. In einer anderen Ecke hatte man eine große Projektionsleinwand aufgebaut, und die Leute dort sahen sich einen Film an, irgendwas mit Steve Martin. Das ganze Szenario war für Elizabeth ein bisschen zu viel auf einmal.
    »Sie wollen bestimmt Blue Gene sprechen?«
    »Ja.«
    »Ich spür ihn für Sie auf«, sagte Bernice und löste ein schwarzes Walkie-Talkie von ihrem Hosenbund.
    »Freedom Hawk?« Sie betrachtete das Walkie-Talkie, als erwarte sie eine Antwort.
    »Ich bin hier, Chumba Wumba«, tönte es aus dem kleinen Lautsprecher in ihrer von Adern durchzogenen Hand.
    [503] »Es ist Besuch für dich da. Wo steckst du?«
    »Ich bin unterwegs in den Sitzungsraum. Schick ihn nach hinten.«
    »Es ist deine Mama.« Wieder betrachtete Bernice das Gerät und wartete auf eine Reaktion, doch diesmal vergeblich. Der Blick, den Bernice Elizabeth zuwarf, besagte, dass man ihr diese Unhöflichkeit nicht ankreiden könne.
    »Er ist wohl böse auf mich?«
    »Ach, er ist auf die ganze Welt böse. Auf die ganze Situation ist er böse.«
    »Glauben Sie, dass er wenigstens mit mir spricht ?«
    »Ich denk schon. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm.«
    »Ach, das müssen Sie nicht machen.«
    »Irgendwie doch. Es ist mein Job. Folgen Sie mir… ach ja, ich muss Sie fragen, ob Sie etwas essen oder trinken möchten.« Bernice wies mit dem Kopf auf das rechts vom Eingang befindliche Café. Davor hing eine Tafel mit der Aufschrift »Heute – Gegrilltes«. Mit Tabletts bewaffnete Menschen standen Schlange und warteten auf ihre Portionen.
    »Nein, danke.«
    »Auf Kosten des Hauses.«
    »Ich habe schon gegessen.«
    »Na dann…«
    Vorbei an kleinen Gruppen leger gekleideter Menschen folgte Elizabeth Bernice und deren Sauerstoffflasche langsam auf geradem Weg quer durch den Raum nach hinten. Ihr Blick wurde von einem quadratischen Stück Wand

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