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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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heiß.«
    Arthur gehorchte. John stand auf, zog das Sakko aus und rollte die Ärmel seines maßgeschneiderten schwarzen Hemdes hoch. Er trug immer schwarze oder weiße Hemden, weil man da den Achselschweiß am wenigsten sah.
    »Geht’s wieder?«, fragte John Arthur.
    »Mir geht’s gut«, sagte der. Arthur hatte zu Blue Genes Bedingungen gehört. Er hatte erklärt, wenn John und Arthur ihn zu der Monstertruck-Show begleiteten, würde er mit zu der Wahlkampfveranstaltung kommen und dort tun, was John von ihm verlangte, außer eine Rede zu halten. »Warum sitzt keiner da vorn?« Arthur zeigte auf die ersten drei Reihen, die abgesperrt waren.
    [105] »Das ist für den Fall, dass die Monstertrucks abheben und auf die Sitze fliegen«, antwortete Blue Gene.
    » Passiert das denn?«, fragte John.
    »Nö. Nicht dass ich wüsste. Man kann die Trucks nämlich per Fernsteuerung ausschalten, falls etwas schiefläuft. Nur keine Angst.«
    »Ich habe keine Angst«, sagte John.
    »Ich meinte Arthur.«
    John überspielte das Missverständnis mit einem kurzen Lacher. Er hatte wirklich keine Angst vor den Monstertrucks. Doch das Publikum war etwas anderes: Er stellte sich vor, wie sich alle Zuschauer ihm zuwandten, immer näher kamen, ihn bedrängten, ihn erstickten.
    »Hunderteinundfünfzig Tage«, sagte er, bemüht, an etwas Positives zu denken.
    »Wie meinen?«, fragte Blue Gene.
    »Ich habe nur laut nachgedacht. Noch hunderteinundfünfzig Tage bis zum Wahltag.«
    »Hmm.«
    »Weißt du, ich werde gewinnen. Es liegt so ein Knistern in der Luft. Darauf haben wir mein ganzes Leben lang gewartet.« Blue Gene verdrehte die Augen, so dass John versucht war, ihm zu sagen, dass sein Atem nach Zigaretten stank. »Dein Augenverdrehen kannst du dir sparen. Diese Wahl ist der Beginn meiner Bestimmung. Mit jeder Faser meines Wesens spüre ich, dass ich genau das tue, was ich tun sollte. Es ist Gottes Plan. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das verstanden habe, aber jetzt bin ich bereit für meine Bestimmung. Es fühlt sich richtig an.«
    »Ist mir egal, Mann. Wenn’s deine Keimdrüsen stärkt.«
    [106] »O Gott. «
    »Was denn?«
    »Du hast keinerlei Respekt für das, was Mom, Dad und ich mit meiner politischen Laufbahn erreichen wollen, stimmt’s?«
    »Was genau wollt ihr denn erreichen?«
    »Eine Menge, aber wenn alles wie geplant läuft und wenn alle mit mir zusammenarbeiten, erreichen wir unser Ziel: den Weltfrieden. Wir wollen den endgültigen Frieden, der Bestand hat. Eigentlich nichts Neues. Das, was jeder Politiker will, nehme ich an.«
    »Tja, klar. Ich wusste schon, dass du Frieden und all so was willst, aber Moms Traum war nicht besonders friedlich. Gestern hab ich überlegt, wie dieser Ausdruck hieß. Neuraler Tod? Ich hab völlig verdrängt, wie ihr das genannt habt, aber ich fand’s echt unheimlich.«
    »Was du da erwähnst, ist lediglich eine mögliche wissenschaftliche Erklärung dessen, was in ihrem Traum geschieht.« John sah zu Arthur hinüber, ob der mithörte. Der spielte mit seiner Nase. John lehnte sich zu Blue Gene hinüber und sagte leise: »Wir können ein anderes Mal darüber reden, aber bitte nicht vor Arthur.«
    Blue Gene nickte.
    »Ich hätte dir nie erzählen dürfen, was sie in ihren Träumen gesehen hat.«
    »Du warst besoffen.«
    Die drei saßen zwischen einer fünfköpfigen Familie auf der einen und zwei Männern auf der anderen Seite. Zu Johns Erleichterung war er nicht völlig eingekesselt, weil die Sitze vor ihm leer waren. Doch als der Song »Sweet Child [107] o’Mine« von Guns N’ Roses verklang, nahmen ein Mann mit Pferdeschwanz und eine Frau in einem T -Shirt mit dem Schriftzug LEGALIZE IT über einem Hanfblatt vor ihm Platz. John atmete tief durch.
    Es war eine kleine Halle, die man drei Jahre zuvor für Highschool-Basketballspiele gebaut hatte. Der Bau des Civic Center hatte viele empört, weil dafür Gelder verwendet wurden, die eigentlich für den Bau eines Kulturzentrums vorgesehen gewesen waren. John war erst einmal im Civic Center gewesen, bei einem Wohltätigkeitstennismatch zwischen John McEnroe und Jimmy Connors, das Henry Mapother organisiert hatte. Zu der Monstertruck-Show waren gut und gerne doppelt so viele Menschen gekommen wie damals zu dem Tennisspiel.
    Als »The Stroke« von Billy Squier aus den Lautsprechern dröhnte, sah es so aus, als wäre die Veranstaltung ausverkauft. John betrachtete die lärmende Masse, die meisten Leute waren unruhig und mussten sich durch die Reihen

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