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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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Ach, natürlich!
    Achilles: Ich nenne die Fäden, die anscheinend Kōans ergeben, „wohlgeformte“ Fäden.
    Schildkröte: Warum sagen Sie mir nichts über das Entscheidungsverfahren, das Ihnen gestattet, falsche Kōans von richtigen zu unterscheiden?
    Achilles: Darauf wollte ich zu sprechen kommen. Wenn man einen Kōan, oder je nachdem Nicht-Kōan, vor sich hat, ist das erste, daß man ihn in einen dreidimensionalen Faden übersetzt. Nun muß man nur noch herausfinden, ob der Faden Buddha-Natur hat oder nicht.
    Schildkröte: Aber wie macht man DAS ?
    Achilles: Nun, mein Meister sagte, daß der Große Tutor einen Faden nur flüchtig anzuschauen brauchte, um zu sagen, ob er Buddha-Natur habe oder nicht.
    Schildkröte: Was aber, wenn man das Stadium der „Erleuchtung der Erleuchtung“ nicht erreicht hat? Gibt es keine andere Methode zur Feststellung, ob ein Faden Buddha-Natur hat?
    Achilles: Doch, es gibt einen, und hier kommen wir zu der Kunst der Zen-Fäden. Das ist eine Technik zur Erzeugung unzählig vieler Fäden, die alle Buddha-Natur haben.
    Schildkröte: Was Sie nicht sagen! Und gibt es eine entsprechende Methode, Fäden zu machen, die KEINE Buddha-Natur haben?
    Achilles: Warum wollten Sie das tun?
    Schildkröte: Ach, ich dachte bloß, das könnte nützlich sein.
    Achilles: Sie haben einen höchst ausgefallenen Geschmack. Man stelle sich vor: mehr an den Dingen interessiert sein, die die Buddha-Natur NICHT haben als an denen, die sie HABEN !
    Schildkröte: Halten Sie das meinem unerleuchteten Zustand zugute. Aber machen Sie weiter. Sagen Sie mir, wie man einen Faden macht, der TATSÄCHLICH Buddha-Natur hat.
    Achilles: Nun, Sie müssen damit anfangen, daß Sie eine Schleife des Fadens in einer der fünf zulässigen Anfangsstellungen über Ihre Hände streifen, also zum Beispiel folgendermaßen (Er nimmt einen Faden auf und macht daraus eine einfache Schleife um einen Finger an jeder Hand.)
    Schildkröte: Welches sind die vier anderen zulässigen Ausgangsstellungen?
    Achilles: Man hält jede für eine selbstverständliche Art, einen Faden aufzunehmen. Sogar Novizen nehmen Fäden oft in solchen Stellungen auf. Und diese fünf Fäden haben alle Buddha-Natur.
    Schildkröte: Natürlich.
    Achilles: Sodann gibt es einige Regeln zur Manipulation von Fäden, vermittels derer man komplexere Fadenfiguren herstellen kann. Insbesondere ist es Ihnen erlaubt, den Faden mit gewissen fundamentalen Handbewegungen abzuändern. Zum Beispiel können Sie hier hinüberreichen — und dann so ziehen — und dann so drehen. Mit jeder Operation verändern Sie die Gesamtkonfiguration des über Ihre Hände gelegten Fadens.
    Schildkröte: Es sieht genau so aus wie die Fadenspiele von Kindern!
    Achilles: Richtig! Nur, wenn Sie den Vorgang betrachten, werden Sie sehen, daß einige dieser Regeln den Faden komplexer machen und andere ihn vereinfachen. Aber gleichgültig welchen Weg Sie gehen — solange Sie die Regeln zur Manipulation von Fäden befolgen, hat jeder Faden, den sie erzeugen, Buddha-Natur.
    Schildkröte: Das ist wirklich wunderbar. Wie steht es aber mit dem Kōan, der in dem von Ihnen hergestellten Faden verborgen ist, wäre der nun echt?
    Achilles: Nun, nach dem, was ich gelernt habe, muß er es sein. Da ich ihn gemäß den Regeln hergestellt habe und von einer der fünf selbstverständlichen Stellungen ausgegangen bin, muß der Faden Buddha-Natur haben, und deshalb muß er einem echten Kōan entsprechen.
    Schildkröte: Wissen Sie, was für ein Kōan das ist?
    Achilles: Wollen Sie, daß ich das Zentraldogma verletze, Sie Schelm, Sie?
    (Und mit gefurchter Stirne und dem Code-Buch in der Hand geht Achilles Zoll um Zoll die Schnur entlang und notiert für jede Faltung ein Triplett von geometrischen Symbolen aus dem seltsamen phonetischen Kōan-Alphabet, bis er beinahe ein Servie tte voll hat.)
    Fertig!
    Schildkröte: Großartig! Hören wir ihn uns an.
    Achilles: Gut:
    Ein Wandermönch fragte eine alte Frau nach dem Weg nach Taizan, einem beliebten Tempel, der demjenigen, der dort betete, Weisheit verleihen sollte. Die alte Frau sagte: „Geh immer gerade aus!“ Nachdem der Mönch ein paar Schritte getan hatte, sagte sie zu sich selbst: „Er ist auch nur ein gewöhnlicher Kirchgänger.“ Jemand berichtete Jōshū von diesem Vorfall. Er sagte: „Warte, bis ich die Sache untersucht habe.“ Am Tag darauf ging er hin und stellte die gleiche Frage, und die alte Frau gab die gleiche Antwort. Jōshū bemerkte: „Ich habe die alte

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