Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
Exkrementen aufgebaut. Links außen sieht man, wie eine Arbeiter-Termite ein Fäkalien-Kügelchen niederlegt. Andere Arbeiter, die die Kügelchen in ihren Kiefern hinaufgetragen haben, fügen sie nun an den wachsenden Enden der Säule an. Wenn eine Säule eine gewisse Höhe erreicht hat, beginnen die Termiten, offensichtlich durch den Geruch geleitet, sie in einem gewissen Winkel in Richtung auf die Nachbarsäule weiterzuführen. Ein fertiger Bogen ist im Hintergrund zu sehen. [Zeichnung von Turid Hölldobler, aus: E. O. Wilson, The Insect Societies, Cambridge, Mass. 1971, S. 230.]
der verknüpft und sollten doch auseinandergedröselt werden können. Das könnte die Identifikation eines neuralen Netzes mit sich bringen, eines Netzes plus eines Erregungsmodus — oder möglicherweise etwas von ganz anderer Art. Wie dem auch sei, wenn Symbole ein Teil der Wirklichkeit sind, dann gibt es vermutlich eine natürliche Methode, sie in einem Gehirn kartographisch zu erfassen; wenn jedoch schließlich gewisse Symbole in einem Gehirn identifiziert wären, würde das nicht bedeuten, daß eines davon in Isolation erweckt werden könnte.
Die Tatsache, daß ein Symbol nicht in Isolation erweckt werden kann, beeinträchtigt die separate Identität des Symbols nicht. Ganz im Gegenteil: die Identität einesSymbols liegt gerade in seinen Möglichkeiten, mit den anderen Symbolen (über potentielle Auslösungsmechanismen) in Verbindung zu stehen. Das Netz, mit dem Symbole sich gegenseitig potentiell auslösen können, stellt für das Gehirn das Arbeitsmodell des wirklichen Universums dar, aber auch das von Alternativuniversen, die es in Betracht zieht (und die für das Überleben des Individuums in der wirklichen Welt genauso wichtig sind wie die wirkliche Welt selbst).
Die Symbole von Insekten
Unsere Fähigkeit, Einzelfälle aus Klassen und Klassen aus Einzelfällen zu machen, liegt unserer Intelligenz zugrunde und bildet einen der wichtigsten Unterschiede zwischen menschlichem Denken und den Denkvorgängen bei anderen Lebewesen. Nicht daß ich jemals zu einer anderen Art gehörte und aus erster Hand erfahren hätte, was für ein Gefühl man hat, wenn man wie sie denkt — aber von außen ist es offensichtlich, daß keine andere Art allgemeine Begriffe bildet, so wie wir das tun, oder sich hypothetische Welten vorstellt — Varianten der Welt, so wie sie ist, die die Frage lösen helfen, welchen Pfad man in Zukunft wählen soll. Man betrachte zum Beispiel die berühmte „Bienensprache“ — informationsträchtige Tänze, die von zum Bienenstock zurückkehrenden Arbeitsbienen ausgeführt werden, um andere von dem Ort, wo Nektar zu finden ist, zu unterrichten. Während vielleicht in jeder Biene eine Anzahl rudimentärer Symbole steckt, die durch einen solchen Tanz aktiviert werden, liegt kein Grund für die Annahme vor, daß eine Biene ein der Erweiterung fähiges Symbolvokabular besitzt. Bienen und andere Insekten besitzen anscheinend nicht die Fähigkeit zu verallgemeinern — d. h. neue Klassensymbole aus Einzelfällen zu entwickeln, die wir fast als identisch betrachten würden.
Ein klassisches Experiment mit solitären Wespen teilt Dean Wooldridge in seinem Buch Mechanical Man mit; ich zitiere:
Wenn die Zeit des Eierlegens kommt, errichtet die Wespe Sphex zu diesem Zweck einen Bau und sucht sich eine Grille, die sie so sticht, daß diese gelähmt, aber nicht tot ist. Sie schleppt die Grille in den Bau, legt ihre Eier daneben, verschließt den Bau, und fliegt dann davon, um nie mehr zurückzukehren. Bald schlüpfen die Larven aus den Eiern und ernähren sich von der gelähmten Grille, die nicht verwest ist, da sie so aufbewahrt wurde, wie das bei den Wespen der Tiefkühlung entspricht. Für den menschlichen Verstand sieht ein so umsichtig organisiertes und anscheinend zweckgerichtetes Vorgehen überzeugend nach Logik und Voraussicht aus — bis man zusätzliche Einzelheiten prüft. Zum Beispiel geht die Wespe so vor, daß sie die gelähmte Grille zum Bau bringt, an der Schwelle liegen läßt, hineingeht, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist, wieder herauskommt und dann die Grille hineinzerrt. Wenn diese um ein paar Zentimeter verschoben wird, während die Wespe ihre Inspektion durchführt, bringt sie sie beim Verlassen des Baus zurück zur Schwelle, aber nicht in den Bau hinein, und wiederholt dann die Vorbereitungsarbeiten, nämlich den Bau zu betreten und nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Wenn die Grille erneut um
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