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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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elektronischen Substrat von Computern, eingegeben werden können. Wie tief dieses Kopieren des Gehirns reichen muß, ist zur Zeit noch völlig unklar.
    Fähigkeit, gut Schach zu spielen? Wenn ja, dann ist AI auf dem besten Weg, da Schachprogramme den meisten guten Amateuren überlegen sind; das Niveau des Computer-Schach wird wohl weiterhin langsam steigen.
    Die Frage, welche Eigenschaften — mechanisch umgesetzt — unzweifelhaft Intelligenz konstituieren würden, wurde historisch sehr naiv betrachet. Mitunter hat es den Anschein, als enthülle jeder Schritt in Richtung auf AI nicht etwas, bei dem alle sich einig sind, daß es sich um wirkliche Intelligenz handelt, sondern bloß, was wirkliche Intelligenz nicht ist. Wenn Intelligenz Lernen, Kreativität, gefühlsmäßige Reaktion, Schönheitssinn, Bewußtsein seiner selbst einschließt, dann haben wir einen langen Weg vor uns, und es ist möglich, daß all das sich erst verwirklichen läßt, wenn wir ein menschliches Gehirn vollständig dupliziert haben.
Die Schönheit, der Krebs und die Seele
    Was sagt uns das alles über das virtuose Spiel des Krebses vor Achilles? Hier sind zwei Probleme miteinander vermengt, nämlich:
1)
Könnte irgendein Gehirnprozeß unter irgendwelchen Umständen völlig zuverlässig zwischen wahren und falschen TNT-Aussagen unterscheiden, ohne die Church-Turing-These zu verletzen — oder ist das im Prinzip unmöglich?
2)
Ist die Wahrnehmung von Schönheit ein Gehirnprozeß?
    Zunächst einmal die Antwort auf 1): Wenn Verletzungen der Church-Turing-These zugelassen werden, dann scheint für die seltsamen Geschehnisse in diesem Dialog kein grundlegendes Hindernis vorzuliegen. Uns interessiert also, ob jemand, der an die Church-Turing-These glaubt, nicht an die Fähigkeit des Krebses glaubt. Nun, es kommt ganz darauf an, an welche Version der CT-These man glaubt. Hält man sich zum Beispiel an die Öffentliche Version, dann kann man das Verhalten des Krebses sehr leicht mit ihr in Einklang bringen, indem man fordert, daß die Fähigkeit des Krebses nicht vermittelbar ist. Wer dagegen an die reduktionistische Version glaubt, dem wird es schwerfallen, an die offenbare Fähigkeit des Krebses zu glauben (wegen des in Kürze vorzustellenden Satzes von Church). Wer an die dazwischenliegende Version glaubt, kann sich ein gewisses Maß an Verschwommenheit leisten. Wer natürlich seinen Standpunkt je nach Bedarf wechselt, kann sogar noch konfuser daherreden.
    Es ist wohl angebracht, eine neue Version der CT-These vorzulegen, und zwar eine, die eine große Zahl von Menschen stillschweigend voraussetzen, und die in verschiedenen Spielarten von verschiedenen Autoren öffentlich vertreten worden ist. Einige der bekanntesten sind die Philosophen Hubert Dreyfus, S. Jaki, Mortimer Taube und J. R. Lucas, der Biologe und Philosoph Michael Polanyi (ein Holist par excellence), der bekannte australische Neurophysiologe John Eccles. Sicher gibt es viele andere Autoren, die ähnliche Ideen ausgesprochen haben, und unzählige Leser, die für sie Verständnis aufbringen. Im Nachstehenden habe ich versucht, den allen gemeinsamen Kern zusammenfassend darzustellen. Ich bin ihm vielleicht nicht in allem gerecht geworden, aber ich habe versucht, das Flair so genau wie möglich wiederzugeben.
    C HURCH -T URING -T HESE , HOLISTISCH BESEELTE V ERSION : Gewisse Dinge, die das Gehirn verrichten kann, können auf einem Computer annähernd simuliert werden, die meisten jedoch nicht und ganz gewiß nicht die interessantesten. Aber selbst wenn sie alle nachgeahmt werden könnten, wäre immer noch die Seele zu erklären, und zu ihr haben die Computer keinen Zugang.
    Diese Version hängt mit der Geschichte vom Magnifikrebs in doppelter Hinsicht zusammen. Erstens werden ihre Anhänger die Geschichte vermutlich als einfältig und unplausibel abtun — aber nicht als prinzipiell unerlaubt. Zweitens würden sie wohl behaupten, daß die Fähigkeit, Qualitäten wie etwa Schönheit zu würdigen, eine der Eigenschaften ist, die mit der schwer greifbaren Seele zu tun haben und daher ihrem Wesen nach nur Menschen, nicht aber Maschinen möglich ist.
    Auf diesen zweiten Punkt werden wir gleich zurückkommen; da wir aber schon beim Thema der „holistisch Beseelten“ sind, sollten wir die letzte Version in einer noch extremeren Fassung darlegen, und es ist diese Fassung, die eine große Zahl von Gebildeten in unserer Zeit vertritt:
    C HURCH -T URING -T HESE , T HEODORE -R OSZAK -V ERSION :

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