Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
sein kann, wenn man eine leistungsfähige und flexible Methode besitzt, Muster wie diese Bongard-Muster zu repräsentieren.
Mir scheint, daß Bongards Probleme mit großer Sorgfalt ausgearbeitet wurden und ihnen eine Qualität der Universalität in dem Sinn zu eigen ist, daß jedes eine einzigerichtige Antwort besitzt. Natürlich könnte man hier einwenden, daß das, was wir „richtig“ nennen, letzten Endes damit zusammenhängt, daß wir Menschen sind, und Wesen in einem anderen Sternensystem könnten völlig anderer Ansicht sein. Ich habe zwar keine konkreten Beweise, aber dennoch einen gewissen Glauben, daß Bongards Probleme auf einem Sinn für das Einfache beruhen, der sich nicht auf die Bewohner unserer Erde beschränkt. Meine frühere Äußerung, daß es vermutlich wichtig sei, mit solchen sicherlich auf die Erde beschränkten Gegenständen wie Kämmen, Zügen, Gummibändern usw. vertraut zu sein, kollidiert nicht mit der Vorstellung, daß unser Sinn für das Einfache universal ist, denn wichtig ist nicht irgendeines dieser Einzelobjekte, sondern die Tatsache, daß sie, zusammengenommen, einen großen Raum überspannen. Es ist wahrscheinlich, daß jede andere Zivilisation ein riesiges Repertoire von Artefakten, natürlichen Gegenständen und verschiedenartigen Erfahrungen besitzt, aus denen sie genau wie wir schöpft. Ich glaube somit, daß die Fähigkeit, Bongard-Probleme zu lösen, sehr nahe am Kern der „reinen“ Intelligenz liegt, wenn es überhaupt so etwas gibt. Deshalb ist hier ein guter Ausgangspunkt, wenn wir die Fähigkeit erforschen wollen, „innere Bedeutung“ in Mustern oder Botschaften zu sehen. Leider haben wir nur eine kleine Auswahl dieser äußerst anregenden Sammlung reproduziert. Ich hoffe, daß viele Leser die ganze Sammlung kennenlernen, die sich in Bongards Buch findet.
Einige der Probleme beim visuellen Erkennen von Mustern, die wir Menschen anscheinend vollständig in unser Unterbewußtsein gedrückt haben, sind ganz erstaunlich. Dazu gehören:
Erkennen von Gesichtern (Invarianz von Gesichtern bei Veränderung durch Alter, Ausdruck, Beleuchtung und Entfernung, Blickwinkel usw.);
Erkennen von Wanderpfaden in Wäldern und Gebirgen — irgendwie hat mich das immer als eine unserer subtilsten Leistungen beim Muster-Erkennen beeindruckt — und doch können auch Tiere es tun;
Lesen eines Textes, ohne zu zögern, in Hunderten, wenn nicht Tausenden von verschiedenen Schriftarten.
Botschaften übermittelnde Sprachen, Rahmen und Symbole
Eine Möglichkeit, die Komplexität des Muster-Erkennens und andere Herausforderungen von AI-Programmen zu handhaben, bietet Carl Hewitts sogenannter „actor"-Formalismus (ähnlich der Sprache „Smalltalk“, die von Alan Kay und anderen entwickelt wurde), bei dem ein Programm als eine Anzahl interagierender Akteure geschrieben wird, die einander komplizierte Botschaften hin und her übermitteln können. In einem gewissen Sinn ähnelt das einer heterarchischen Sammlung von Prozeduren, die einander aufrufen können. Der Hauptunterschied liegt darin, daß Prozeduren im allgemeinen nur eine kleine Menge von Parametern hin- und herschieben, während die von Akteuren ausgetauschten Botschaften von beliebiger Länge und Komplexität sein können.
Akteure, die Botschaften austauschen können, werden zu einigermaßen autonomen Einheiten — ähneln sogar autonomen Computern, deren Botschaften beinahe wie Programme sind. Jeder Akteur kann seine eigene, für ihn bezeichnende Methode der Interpretation beliebiger Botschaften besitzen; so hängt also die Bedeutung einer Botschaft von dem Akteur ab, der sie auffängt. Das kommt daher, daß der Akteur in sich ein Stück des Programms hat, das Botschaften interpretiert: es kann also so viele Interpreter geben wie Akteure vorhanden sind. Natürlich kann es viele Akteure mit identischen Interpretern geben, und das könnte sogar ein großer Vorteil sein, genauso wie es äußerst wichtig ist, daß in einer Zelle eine Menge von identischen Ribosomen durch das Zytoplasma fließt, die alle eine Botschaft — in diesem Falle mRNS — in gleicher Weise interpretieren.
Es ist interessant, darüber nachzudenken, wie man den Begriff des Rahmens mit dem des Akteurs verschmelzen kann. Nennen wir einen Rahmen, der fähig ist, komplexe Botschaften zu erzeugen und zu interpretieren, ein Symbol:
Rahmen + Akteur = Symbol
Wir sind nun an dem Punkt angekommen, an dem wir darüber sprechen, wie man diese schwer zu fassenden
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