Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
aktiven Symbole von Kapitel XI und XII implementieren kann. In diesem Kapitel wird nunmehr „Symbol“ diese Bedeutung haben. Kommen Sie sich übrigens nicht zu dumm vor, wenn Sie nicht sofort erkennen, wie diese Synthese vorzunehmen ist. Es ist nicht klar, aber es ist sicherlich eine der verheißungsvollsten Richtungen von AI. Ferner ist es ziemlich sicher, daß sogar die beste Synthese dieser Begriffe im Endeffekt viel weniger mächtig sein wird als die tatsächlichen Symbole des menschlichen Geistes. In diesem Sinne ist es voreilig, die Synthese von Rahmen und Akteur „Symbol“ zu nennen, aber es ist eine optimistische Betrachtungsweise.
Kehren wir zurück zu einigen Problemen, die bei der Weitergabe von Botschaften auftreten. Sollte jede Botschaft spezifisch auf ein Zielsymbol gerichtet werden, oder sollte sie in die große Leere hinausgeschleudert werden, fast so, wie mRNS in das Zytoplasma hinausgeworfen wird, um sein Ribosom zu finden? Wenn Botschaften ihren Bestimmungsort haben, dann muß jedes Symbol eine Adresse haben, und die Botschaften werden immer an diese Adresse geschickt werden. Andererseits könnte es für Botschaften auch eine zentrale Eingangsstelle geben, wo die Botschaft einfach wartet, bis sie von einem Symbol aufgenommen wird, das sie benötigt. Das ist eine Entsprechung zum Postwesen. Die beste Lösung ist wohl, daß man beide Arten von Botschaften zuläßt, und daß man auch Vorkehrungen für verschiedene Dringlichkeitsstufen trifft — der „Eilbote“ usw. Das ganze postalische System bildet eine reiche Quelle von Ideen zur Weitergabe von Botschaften, darunter solche Kuriositäten wie vom Absender selbst adressierte und frankierte Umschläge (Botschaften, deren Absender rasche Antworten wünschen), Paketpost (äußerst lange Botschaften, die nur auf einem sehr langsamen Wege befördert werden können) und andere. Das Telefonsystem gibt weitere Anregungen, wenn man die postalischen Möglichkeiten ausgeschöpft hat.
Enzyme und Al
Eine andere, reiche Quelle für Ideen zur Vermittlung von Botschaften — ja für Informationsverarbeitung überhaupt — ist natürlich die Zelle. Einige Dinge in der Zelle lassen sich gut mit Akteuren vergleichen, insbesondere die Enzyme. Jede aktive Stelle des Enzyms wirkt als ein Filter, der nur bestimmte Arten von Substraten (Botschaften) erkennt. So hat ein Enzym also tatsächlich eine „Adresse“. Dank seiner Tertiärstruktur ist das Enzym „programmiert“, gewisse Operationen an dieser „Botschaft“ vorzunehmen und sie dann wieder freizugeben. Wenn nun auf diese Weise eine Botschaft von einem Enzym zum nächsten auf chemischem Weg weitergeleitet wird, läßt sich viel erreichen. Wir haben bereits die komplizierten Rückkopplungsmechanismen beschrieben, die entweder durch Inhibition oder durch Repression in Zellen entstehen können. Diese Mechanismen zeigen, daß es komplizierte Kontrollen von Prozessen gibt, die sich aus der Art der Botschaft, die in der Zelle existiert, ergeben können.
Eines der verblüffendsten Dinge ist, wie die Enzyme untätig herumsitzen und darauf warten, bis ein eintreffendes Substrat sie auslöst. Wenn das Substrat dann eintrifft, tritt das Enzym plötzlich in Aktion wie die Fliegenfalle einer fleischfressenden Pflanze. Diese Art von Programm ist in AI verwendet worden und trägt den Namen demon, „Dämon“. Wichtig ist hier die Vorstellung, daß man viele verschiedene „Arten“ von auslösbaren Unterprogrammen herumliegen hat, die einfach auf die Auslösung warten. In Zellen werden alle die komplexen Moleküle und Organellen aufgebaut, ein einfacher Schritt nach dem andern. Einige dieser neuen Strukturen sind oft selber Enzyme, die ihrerseits am Aufbau noch anderer Typen von Enzymen mitwirken usw. Solche rekursiven Kaskaden von Enzymen können auf das, was die Zelle tut, drastische Auswirkungen haben. Es wäre zu begrüßen, wenn die gleiche Art einfachen schrittweisen Aufbaus in AI, in die Konstruktion nützlicher Unterprogramme, aufgenommen werden könnte. Zum Beispiel hat Wiederholung die Eigenschaft, neue Schaltkreise in unsere geistige Hardware einzubrennen, so daß häufig wiederholtes Verhalten unter der Bewußtseinsschwelle codiert wird. Es wäre sehr nützlich, wenn es einen analogen Weg für die Synthese leistungsfähiger Teile eines Codes gäbe, die dieselbe Folge von Operationen ausführen wie etwas, was man auf einer höheren „Bewußtseinsstufe“ gelernt hat. Enzymkaskaden könnten ein Modell dafür
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