Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
ergründen können. Gewiß wollen wir keine Erklärungen in Begriffen wie Position und Momentum von Teilchen; wir wollen eine Erklärung, die die Neuronentätigkeit mit „Signalen“ in Verbindung bringt (Phänomene der Zwischenstufe), und die die Signale ihrerseits mit „Symbolen“ und „Teilsystemen“ verbindet, einschließlich des „Selbst"-Symbols (von dessen Existenz man ausgeht). Der Akt der Übersetzung physischer Hardware niedriger Stufe in psychologische Software hoher Stufe ist analog der Übersetzung zahlentheoretischer Aussagen in metamathematische Aussagen. Man denke daran, daß die Stufenüberschneidung, die genau an diesem Punkt stattfindet, das ist, was Gödels Unvollständigkeit und den Selbstbeweis von Henkins Satz erzeugt. Ich behaupte, daß eine ähnliche Überschneidung der Ebenen unser fast nicht zu analysierendes Gefühl des Selbst hervorruft.
Um mit dem Gehirn/Geist-System in seiner ganzen Fülle fertig zu werden, müssen wir imstande sein, bequem zwischen den Stufen hin- und herzuwechseln. Außerdem müssen wir verschiedene Arten von „Kausalität“ zulassen: z. B. die Möglichkeit, daß ein Ereignis andere Ereignisse auf einer anderen Ebene „verursachen“ kann. Manchmal sagt man, Ereignis A „verursache“ Ereignis B einfach aus dem Grund, daß eines eine Übersetzung des anderen auf einer anderen Beschreibungsebene ist. Manchmal hat „Ursache“ die übliche Bedeutung: physikalische Kausalität. Beide Arten der Kausalität — und vielleicht noch ein paar andere — müssen bei jeder Erklärung des Geistes zugelassen werden, denn wir werden Ursachen zulassen müssen, die sich in der Verwickelten Hierarchie des menschlichen Geistes nach oben wie nach unten ausbreiten können — genau wie bei der Abbildung des Zentraldogmas.
Somit wird sich am entscheidenden Punkt unseres Selbstverständnisses ein Verständnis der Verwickelten Hierarchie in unserem Geist einstellen. Meine Auffassung deckt sich so ziemlich mit der, die der Neurologe Roger Sperry in seinem ausgezeichneten Artikel „Mind, Brain and Humanist Values“ vertritt, aus dem ich ein wenig zitiere:
In meinem eigenen hypothetischen Gehirnmodell wird das Bewußtsein als ein sehr realer kausaler Faktor repräsentiert, und es nimmt einen wichtigen Platz im kausalen Ablauf und der Kontrollkette mentaler Ereignisse ein, in denen es als aktive, wirkende Kraft auftritt ... Um es sehr einfach zu sagen: es läuft auf die Frage hinaus, wer wen in der Population von Kausalkräften, die in unserem Schädel hausen, herumschubst. Es handelt sich also in anderen Worten darum, die Hackordnung unter den Kontrollkräften in unserem Schädel in Ordnung zu bringen. In unserer Hirnschale existiert eine ganze Welt verschiedener Kausalkräfte, und darüber hinaus gibt es Kräfte innerhalb von Kräften innerhalb von Kräften, wie in keinen anderen uns bekannten paar Dezilitern Universum ... Um mich kurz zu fassen: Wenn man an der Befehlskette im Gehirn emporklettert, findet man ganz oben diese umfassenden organisierenden Kräfte und dynamischen Eigenschaften, die großen Muster der zerebralen Erregung, die geistigen Zuständen oder seelischer Aktivität zugeordnet sind ... In der Nähe des Gipfels dieses Befehlssystems des Gehirns ... finden wir Ideen. Dem Schimpansen hat der Mensch Ideen und Ideale voraus. In dem hier vorgelegten Gehirnmodell wird die kausale Zeugungskraft einer Idee — oder eines Ideals — genau so wirklich wie die eines Moleküls, einer Zelle, oder eines Nervenimpulses. Ideen zeugen Ideen und tragen dazu bei, daß sich neue Ideen entwickeln. Sie interagieren miteinander und mit anderen geistigen Kräften in dem gleichen Gehirn, in benachbarten Gehirnen und dank der weltumspannenden Kommunikationsmöglichkeiten in weit entfernten, fremden Gehirnen. Und sie interagieren auch mit der äußeren Umgebung, um zusammen einen stoßartigen evolutionären Fortschritt hervorzubringen, der weit jenseits dessen liegt, was bisher auf der evolutionären Bühne aufgetreten ist, einschließlich des Auftauchens der lebendigen Zelle.
Es gibt eine berühmte Kluft zwischen subjektiver und objektiver Sprache, z. B. die „subjektive“ Empfindung von „rot“, und die „objektive“ Wellenlänge des roten Lichts. Viele Menschen sehen diese beiden Sprachen als auf alle Zeiten unvereinbar an. Ich glaube das nicht. Genauso wenig wie die beiden Ansichten von Eschers Zeichnen unvereinbar sind — von „innerhalb des Systems“ wo die Hände
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