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Göring: Eine Karriere (German Edition)

Göring: Eine Karriere (German Edition)

Titel: Göring: Eine Karriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Deutschland, so Hitlers Kalkül, wäre dann Herr über Europa und den Balkan. Hitler wies das OKW an, umgehend Pläne für den Aufmarsch im Osten vorzubereiten. Göring lehnte einen Krieg gegen die Sowjetunion nicht grundsätzlich ab, wohl aber zu jenem Zeitpunkt. Seiner Ansicht nach durfte Deutschland keinesfalls in die Falle eines Mehrfrontenkriegs geraten, solange England nicht besiegt war. Zu tief saß ihm die Erfahrung des Ersten Weltkriegs im Gedächtnis. Vergeblich versuchte der Reichsmarschall, seinem »Führer« den Ostfeldzug auszureden und ihn dazu zu bringen, zunächst die Kämpfe um Großbritannien abzuwarten.
    Wenn Sie es befehlen, mein Führer, werfe ich den Engländern so lange Bomben aufs Haupt, bis sie mürbe sind.
    Göring, August 1940
     
    Am 13. August, dem so genannten »Adlertag«, schickte Göring seine Geschwader über den Ärmelkanal. Eine der wichtigsten Luftschlachten des Krieges – die »Battle of Britain« – nahm ihren Lauf. Göring hatte hochfliegende Pläne: Täglich wollte er tausend Flugzeuge einsetzen – zwei Drittel davon Jäger, die es in Luftkämpfen mit der Royal Air Force aufnehmen sollten, und rund ein Drittel Bomber für die Demoralisierung des Gegners am Boden. Schon in den ersten Tagen erwies sich die RAF als ein mehr als ebenbürtiger Gegner. Die Überlegenheit ihrer Spitfire-Maschinen gegenüber den deutschen Stukas und Messerschmitts war offensichtlich. Die britische Luftwaffe verfügte zudem über das beste Radarleitsystem der Welt, ihre Piloten operierten auf vertrautem Terrain und konnten für ihre Manöver auf größere Treibstoffmengen zurückgreifen als ihre von weit her herbeifliegenden Gegner. Statt die Insel in vier Wochen sturmreif zu bombardieren, entblößte die Schlacht die technischen Schwachstellen der deutschen Luftwaffe. Der schwere Begleitjäger vom Typ Me 110 erwies sich als zu schwerfällig im Luftkampf. Auch die Kampfleistungen des »Wunderbombers« Ju 88 blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück. In den ersten Wochen der Luftschlacht erlitten die deutschen Geschwader höhere Verluste als während des gesamten Frankreichfeldzugs. Für Görings erfolgsverwöhnte Luftwaffe war dies ein schwerer Schlag.
    Die engste Umgebung von Hitler nannte ihn immer »Meier«. Hitlers Diener und meine Frau, die war immer sehr spöttisch, und wir, das Hauspersonal, nannten ihn Meier.
    Herbert Döhring, Verwalter von Hitlers »Berghof«
     
    Bei einem der zahllosen Flüge über den Ärmelkanal verirrte sich am 24./25. August ein Bomber nach London. Zum ersten Mal fielen deutsche Bomben auf die City. Churchill reagierte sofort. Am 25. August rächten sich die Briten mit dem ersten Angriff auf Berlin. Der Schaden hielt sich in Grenzen, doch für die Bevölkerung war die überraschende Attacke ein Schock. Die scharfzüngigen Berliner verpassten Göring den Beinamen »Meier«, hatte er doch zu Beginn des Kriegs getönt, er wolle »Hermann Meier« heißen, sollten je feindliche Bomber Berlin erreichen. Göring fühlte sich durch den Angriff der Briten persönlich beleidigt und drängte darauf, »mit dem Rest« der britischen Luftverteidigung Schluss zu machen. Auch in Hitlers Augen war die Bombardierung Berlins ein Prestigeverlust. Bis dahin hatte er die Bombardierung ziviler Ziele abgelehnt, da er auf eine Verständigung mit Großbritannien hoffte. Jetzt befahl er Göring, für den Angriff auf Berlin Vergeltung zu üben. Der Bombenkrieg eskalierte.
    Ab dem 7. September 1940 flogen hunderte deutsche Piloten zunächst tagsüber, später auch nachts Einsätze gegen die Hauptstadt des Inselreichs. Demonstrativ setzte sich Göring als Herr der Lage in Szene. Am ersten Tag der Angriffe auf London reiste er von Berlin in die Niederlande und verkündete vor versammelter Presse, er habe persönlich die Leitung der Luftwaffe übernommen. Am nächsten Tag stand er mit seinen Generälen westlich von Calais auf den Klippen des Cap Gris-Nez und beobachtete voller Stolz, wie die deutschen Bomber in Richtung London dröhnten. Der erste Großangriff der Luftwaffe auf die City galt hauptsächlich der Hafenregion, den Docklands. Die Verluste waren nach damaligen Maßstäben hoch: 306 Tote und 1337 Schwerverletzte im Stadtgebiet und 142 Tote in den Vororten. Der »Blitz«, wie die Briten die Serie der nächtlichen Bombardements nannten, wurde auf der Insel zum Schreckenswort. Bis November gingen die Angriffe auf London weiter und forderten etwa 10 000 zivile Todesopfer. Hatte Göring

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