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Göring: Eine Karriere (German Edition)

Göring: Eine Karriere (German Edition)

Titel: Göring: Eine Karriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Loerzer mit. Nur haarscharf, so die Biographie weiter, sei der eigenwillige Leutnant an einem mehrwöchigen Arrest vorbeigeschrammt. Ob die Anekdote wahr ist oder lediglich den frühen »heldischen« Willen des Protagonisten bekunden soll, ist unklar. Die Personalakte Görings enthält nur den nüchternen Passus: »Am 16. Oktober 1914 zur Ausbildung als Beobachter zur Fliegerersatzabteilung 3 nach Darmstadt kommandiert.«
    Wenn ich oben in der Luft bin und auf die Erde hinunterblicke, dann komme ich mir erst richtig lebendig vor. Dann fühle ich mich wie ein kleiner Gott.
    Göring
     
    In den nächsten sieben Monaten unternahm Göring an der Seite Loerzers Erkundungsflüge an der Westfront: in den Argonnen und bei Verdun. Seine Aufgabe in den primitiven Maschinen erforderte Mut und Schwindelfreiheit. Die Beine gegen die Seitenwand seines Sitzes geklemmt, musste er sich weit herauslehnen, um mit einem schweren Fotoapparat Bilder von den feindlichen Stellungen am Boden zu machen. Die Aufnahmen brachten ihm erstmals Anerkennung von ganz oben ein. Laut Kriegstagebuch seiner Einheit durfte er seine Bildmeldungen mehr als einmal »persönlich« an den Gefechtsständen des Korps abliefern. Am 25. März 1915 empfing er für eine wichtige Meldung gemeinsam mit Loerzer aus der Hand des Kronprinzen das Eiserne Kreuz erster Klasse. Der schneidige Leutnant mit dem scharf geschnittenen Gesicht und den breiten Schultern machte Eindruck im Offizierskasino des Kronprinzen, wo er ein gern gesehener und regelmäßiger Gast wurde. Schnell wurde ihm dabei bewusst, dass dem Ruhm eines Beobachters Grenzen gesetzt waren. Als die ersten Fokker-Kampfeinsitzer für die Front fertiggestellt waren, bewarb Göring sich als Pilot. Ab 1. Juli 1915 wurde er auf der Fliegerschule Freiburg im Schnellverfahren ausgebildet; bereits Anfang Oktober flog er seinen ersten Kampfeinsatz.
     
    Er hätte keinen besseren Weg wählen können, um sich einen Namen zu machen. Die Männer der neuen Fliegertruppe waren die Helden der Nation. Während auf den Schlachtfeldern Flanderns Hunderttausende im Kampf um wenige Meter Boden krepierten, beschworen die Flieger die Erinnerung an ritterliche Kämpfe Mann gegen Mann. Hoch über dem Schlamm der Schützengräben fochten sie mit ihren primitiven Maschinen, auf die Maschinengewehre montiert waren, tödliche Duelle aus. Über die unsichtbare Front hinweg verband die Kombattanten das Gefühl, einem elitären Club anzugehören. Fiel ein abgeschossener Offizier dem Gegner in die Hände, so lud man ihn nicht selten in das Offizierskasino ein, bevor man ihn ins Gefangenenlager brachte. Fliegerasse wie Manfred von Richthofen, der legendäre »Rote Baron«, wurden gefeiert wie Fußballstars, ihre Abschusszahlen von begeisterten Jugendlichen wie Spielergebnisse notiert. In diesem Kreis machte sich Göring als Draufgänger einen Namen. Als er im Mai 1917 zum Führer der Jagdstaffel 27 ernannt wurde, hatte er acht offizielle Abschüsse auf seinem Konto; im November des Jahres waren es bereits 15. Nicht alle Abschüsse, die Göring für sich reklamierte, wurden anerkannt. In der Hektik der Kämpfe, in die meist mehrere Flieger verwickelt waren, war es schwierig auszumachen, wer welchen Gegner getroffen hatte und ob dieser auch wirklich abstürzte. Oder es war kein Beobachter in der Nähe, der den Abschuss bestätigen konnte. Manches blieb Spekulation. Sein Fliegerkamerad und Freund Bruno Loerzer erzählte viele Jahre später, Göring habe seine Erfolge bewusst übertrieben und ihm, Loerzer, zu Gleichem geraten, weil man sonst nicht weiterkomme. Doch auch wenn Göring sich zuweilen mit fremden Federn schmückte, an der Gesamtbilanz seiner Kriegsjahre dürfte dies wenig ändern: Er war ein mutiger und erfolgreicher Jagdflieger.

     

     
    Oben: »Anerkennung von ganz oben«: Flugbeobachter Göring und Pilot Loerzer posieren vor ihrem Doppeldecker Marke »Albatros«, Juni 1915
    Unten: »Kampfeslustige Elite«: Nach dem Tod Manfred von Richthofens (im Führersitz) übernahm Göring (Bildmitte, unter Richthofen) das Kommando über den »Richthofen-Zirkus«

     
    Oben: »Ich will kein Alltagsmensch sein«: Göring, der es auf 15 Abschüsse gebracht haben soll, am Steuer seines Jagdflugzeugs
    Unten: »Wie ein kleiner Gott«: Die Verleihung des »Pour le Mérite« steigerte Görings Selbstbewusstsein ins Unermessliche
     
    In diese Zeit fallen auch die ersten ernsteren Beziehungen zum anderen Geschlecht. Aus einem Blockhaus bei Stenay

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