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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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hat offenbar niemals funktioniert. Sie haben sich jede so ein Biest eingefangen, sind von so einer wie Sylvenia harpuniert worden – und eine nach der anderen aus dem Wald wieder rausgeflogen. So wie ich. Aber der Schleier ist über dem Auge kleben geblieben. Wie bei mir. Keine Ahnung, warum sie überhaupt unbedingt wollen, dass dieses verfluchte Auge freigelegt wird. Aber es muss mit dem Datum zusammenhängen – mit diesem 9.9. Weil ihnen die Zeit immer knapper geworden ist, haben sie schließlich mich losgeschickt – und die Sache ist wieder danebengegangen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Marian. Er sprach nicht gleich weiter, aber jetzt tat er nur noch so, als ob er nachdenken würde. In Wirklichkeit sammelte er all seinen Mut zusammen. Für das, was er gleich sagen würde. Sagen musste.
    Schließlich drehte er seinen Kopf so nach links, dass seine Lippen fast ihr Ohr berührten. »Wir müssen da noch mal rein«, flüsterte er. »Du und ich. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr.«
    Sie verkrampfte sich in seinem Arm, aber sie protestierte mit keinem Wort. Er wartete, ob sie doch noch was sagen wollte, aber Billa blieb still. Nur ihr hektisches Atmen verriet, wie alarmiert sie war.
    »Dieses Auge«, fuhr er fort, »muss so was Ähnliches wie das Pfortenglas sein, das Meister Justus angefertigt hat. Durch das Auge können die Hexendämonen von ih rer Geisterwelt in unsere Welt überwechseln – und mit dem Bann hat Meister Justus diesen Übergang damals verschlossen.«
    »Ja, schon …«, machte Billa, doch Marian wollte sich jetzt nicht unterbrechen lassen. Er hatte Angst, dass ihm seine Gedanken sonst wieder entschlüpfen würden – er sah die Lösung ja selbst erst ganz nebelhaft vor sich.
    »Kleinen Moment, Billa«, sagte er. »Ich glaub, wir sind kurz davor, das Rätsel zu knacken. Überleg doch mal: Die Hexen versuchen total verbissen, dieses Auge freizukriegen, durch das sie wieder in den Wald reinkämen – Meisterin Barixa und alle anderen. Jede von ihnen würde aber nach kurzer Zeit wieder rausgeschleudert, wie ich es neulich zusammen mit Julian erlebt habe und wie es dir genauso passiert ist. Also müssen sie dort et was vorhaben, was ihnen ungeheuer wichtig ist – und was sich in den wenigen Augenblicken erledigen lässt, die sich jede von ihnen dort auf dem Hexenhügel halten kann.« Er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. »Stell es dir ganz genau vor, Billa: Sie kommen da unten aus dem Auge rausgeschossen, zischen den steilen Gang hoch, dann durch das Drachenmaul. Was glaubst du, wie lange bist du da draußen gewesen und hast nach Jakob gerufen?«
    »Na ja – ein, zwei Minuten halt.« Sie setzte sich ruck artig auf. »Du meinst, sie wollen irgendwas mit den Go lems machen? In diesen paar Augenblicken, bis sie wieder aus dem Wald rausgeflogen sind?« Noch während sie das sagte, begann sich ihre Stimme zu verändern. Auf einmal klang sie wieder wie Rost, und als Billa ihn ansah, brannten in ihren Augen blaue Feuer. »Das ist doch Blödsinn«, krächzte sie. »du hast ja selbst gehört, was dieser Meister Justus gesagt hat – außer ihrem Schöpfer hat niemand über die Golems Gewalt.«
    Auch Marian setzte sich auf. Billas Augen spuckten Flammen, und als er das Laura-Medaillon unter seinem T-Shirt hervorzog, stieß sie einen zornigen Schrei aus. »Da hast du das Mistding versteckt! Gib her, verdammt!« Sie warf sich auf ihn, kratzte ihn mit ihren Fingernägeln, versuchte keuchend und japsend, ihm das Medaillon wegzuschnappen.
    Doch Marian hielt es so, dass sie nicht drankam. Wie vorhin streichelte er zärtlich über die Glasscheibe vor ihrem Fotogesicht, von dem im Dunkeln bloß ein heller Fleck unter noch helleren Haaren zu sehen war. »Wir beide müssen noch mal zum Hexenhügel«, sagte er und sah dabei nur ihr Bild an. »Wie wir das schaffen sollen, weiß ich auch noch nicht. Und was wir da überhaupt ausrichten können, erst recht nicht. Aber wir müssen es rausfinden, und zumindest hab ich eine Idee, wen wir um Rat fragen können.«
    »Doch nicht etwa deine Logenbrüder?« Ihre Stimme klang schon wieder mehr nach Billa als nach Sylvenia – kratzig, aber nicht wie zersplittertes Glas oder wie rostiges Eisen.
    »Nee, die nicht.« Er grinste sie an. Auch die Flämmchen in ihren Augen loderten nur noch ganz schwach. »Wenn du mich küsst, verrat ich dir, wen ich meine.«
    Und einen langen Augenblick später: »Den ›Wanderer‹ hat meine Mutter ihn genannt –

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