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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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ohne sich was dabei zu denken.« Er war jetzt ziemlich außer Atem. Auf seinen Lippen hatte er noch den Geschmack von Billas Mund. »Aber ich glaube, sie hat trotzdem ins Schwarze getroffen: Bestimmt weiß in ganz Croplin niemand mehr als er von Pforten, durch die man zwischen den Welten hin und her wandern kann.«

53

    Billa lenkte ihre Kalesche bis zu der Stelle, wo Linda vorletzten Samstag mit ihrem Golf gestrandet war. Vor neun Tagen erst! Es kam Marian total unwirklich vor. Hätte ihm jemand gesagt, dass er seit neun Wochen oder sogar Monaten in Croplin wäre – er hätte es ohne das leiseste Erstaunen geglaubt.
    »Krasse Endzeitwelt«, sagte Billa und zeigte in Rich tung Moor. So weit man überhaupt schauen konnte, erstreckte sich die braune Ödnis. Schwefelgelbe Schwa den schwebten darüber. Hier und dort ragte ein abgestorbener Baum auf, mit total kahlen Ästen, auf denen eine Art Ra benvögel hockten.
    Sie stiegen aus, gingen an dem schwarzen Cadillac vorbei und zwischen den Bäumen hindurch auf die Rückseite des Hauses zu. Diesmal kam es Marian gar nicht so finster und runtergekommen vor – kein Wunder, mittlerweile kannte er ja auch Klothas Hof. Von der moorgräflichen Schlossruine mal ganz zu schweigen.
    Zusammen mit Billa war er letzte Nacht noch in die Katakombe unter der ehemaligen Schlosskapelle hinuntergeklettert. »Hier sind Arestios und Zenturius in den armen Freund Odilo gefahren«, hatte er ihr erklärt. Die Skelette in den Steinsarkophagen waren mittlerweile al lesamt zu Staub zerfallen. Er hatte Billa beschrieben, wie Zenturius den bedauernswerten Odilo dazu gebracht hatte, wie ein wütender Kampfmönch durchs Gewölbe zu wirbeln. Und noch während er so redete, war ihm wieder mal eine seiner Blitzideen gekommen: Anscheinend war Sylvenia ein viel schwächerer Dämon als die Geister, die in den Körper des armen Odilo gefahren waren. Arestios und Zenturius nämlich hatten vollkommen die Kontrolle über ihr »Gefäß« übernommen – Sylvenia dagegen schaffte es im Allgemeinen gerade mal, Flammen aus Billas Augen lodern und ihre Stimme klingen zu lassen, als ob zwei rostige Eisenstücke gegeneinandergerieben würden. Und wenn Billa sich anstrengte, konnte das »Biest« gegen ihren Willen fast genauso wenig ausrich ten, wie er selbst gegen Julians Willen angekommen war.
    Dabei hatte Sylvenia draußen am Hexenhügel überhaupt nicht den Eindruck gemacht, als ob sie bloß ein schwächlicher Dämon aus der hintersten Reihe wäre. Schließlich war sie sogar die Gehilfin der mächtigen Meisterin Barixa. Mit der zusammen hatte sie den Baum zauber gewirkt, der zwei Dutzend Riesenbäume aus dem Boden gerissen und gegen die Golems geschmettert hatte.
    Und das hieß also …
    Aber es war wieder mal ein schlechter Augenblick, um über solche verwickelten Sachen nachzudenken. Mittlerweile hatte er mit Billa im Schlepptau den kleinen Hof überquert und an der Hintertür des Hauses gerüttelt. Doch anders als beim letzten Mal war die Tür verrammelt.
    »Sein Auto ist da, also kann auch der Professor nicht weit sein«, sagte Marian. »Probieren wir es vorne.«
    Das war allerdings leichter gesagt als getan. Um von der Hinter- zur Vordertür zu gelangen, musste man einen schmalen Garten an der linken Seite des Hauses durch queren. Und was immer Hanno Bußnitz dort gesucht ha ben mochte – er hatte gründlich gesucht. Der Garten bestand praktisch nur noch aus Löchern und Haufen aufgeschütteter Erde, die der Professor allem Anschein nach aus den Löchern rausgeschaufelt hatte. Man hatte mehr oder weniger nur die Wahl, durch lose Erdhaufen zu waten oder sich durch längliche Löcher im Boden hindurchzuarbeiten.
    »Hat er Leichen ausgebuddelt?« Billa hockte sich auf einen Erdhügel und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Oder züchtet dein Wanderer vielleicht Maulwurfmutanten?«
    Gute Frage, wollte Marian gerade antworten, da hörten sie einen sehr eigenartigen Ton. Ein grelles, heulendes Pfeifen. Er kam von der Vorderseite des Hauses her, und es klang wie nichts, was Marian jemals vorher gehört hatte.
    »Knochenflöte«, flüsterte Billa.
    »Was?«, zischte er zurück.
    »Dein Wanderer macht Musik auf einer Knochenflöte.« Billa stand wieder auf und klopfte sich Erde von ihrer Reiterhose. »Jakob hat eine ganze Sammlung von sol chen Dingern – aus dem Amazonasgebiet und von was weiß ich noch überall her. Teilweise aus Menschenknochen – hat er jedenfalls immer behauptet.«
    Es klang

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