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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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kommentierte der Professor.
    Er öffnete eine weitere Tür und totale Dunkelheit wa berte ihnen entgegen. »Darf ich euch in mein Wohn zimmer bitten?« Bußnitz wandte sich zu Marian und Bil la um und grinste sie spitzbübisch an. Er zückte eine Fernbedienung und drückte darauf. In seinem »Wohnzimmer« gingen daraufhin einige flackernde Lichter an. »Nach euch«, sagte der Professor und genoss sichtlich die Verblüffung seiner Besucher.
    Tatsächlich fiel Marian vor Erstaunen fast der Unterkiefer runter. Das Wohnzimmer des Professors glich von vorn bis hinten einer Steinzeithöhle. In Mauernischen flackerten elektrische Fackeln. Mitten im Raum waren Aststücke und Reisig für ein Lagerfeuer aufgeschichtet. Holzspeere mit steinernen Spitzen lehnten an der Wand oder lagen kreuz und quer am Boden. Krakelige Gemälde , direkt auf den Fels gemalt, stellten Jagdszenen dar – Steinzeitmänner, die mit Speeren und Blasrohren Jagd auf Mammuts und andere Urzeitviecher machten. Stein zeitleute, die um ein Lagerfeuer saßen und gewaltige Ha xen brieten.
    Das größte Gemälde aber zeigte die neun modrigen Brüder, wie sie in ihren Baumsärgen auf einer Lichtung standen. Der Vollmond schien zwischen den Wipfeln hindurch, und mitten in dem Oval saß ein zottiger Zauberpriester auf dem Boden und blies auf seiner Knochenflöte – genau so, wie es vorhin der Professor in seinem Hof gemacht hatte.
    »Setzt euch doch.« Er deutete auf kniehohe Fellstapel, die rings um die Feuerstelle aufgehäuft lagen. »Schau dir bitte mal dieses Bild an«, forderte er Marian auf, nachdem sie Platz genommen hatten. Er zeigte auf die Darstellung der magischen Zeremonie. »Was ist da anders als bei den Brüdern vor meiner Tür?«
    Marian sah sich das Steinzeitbild noch einmal aufmerksam an. In Gedanken verglich er es mit der Anordnung der Baumsärge draußen auf dem Hof. »Warum glauben Sie, dass irgendwas nicht stimmt?«, fragte er. »Ich kann überhaupt keinen Unterschied erkennen.«
    »Dann geht es dir wie mir.« Der Professor fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht. »Schade, wirklich sehr schade. Ich hatte mir so viel von deinem Urteil ver sprochen. Denn diese Höhle hier …« Er breitete die Arme aus. »Das ist sozusagen mein Lebenswerk. Ich ha be sie am Anfang meiner Laufbahn entdeckt und mein Leben lang erforscht. Als ich in Pension geschickt wurde, habe ich sie hier originalgetreu rekonstruiert und mich daran gemacht, genau so viele modrige Brüder aus dem Moor auszugraben, wie auf dem Gemälde dargestellt sind. Die Knochenflöte, auf der ich vorhin gespielt habe, ist sogar ein Originalfund aus der Höhle – ohne Zweifel hat vor ungefähr 7000 Jahren ein Zauberpriester auf die ser Flöte eine magische Tonfolge gespielt, um die neun Toten in einer Vollmondnacht wieder zum Leben zu er wecken.«
    »Und Sie versuchen, es ihm nachzumachen?«, fiel ihm Billa ins Wort. »Tja, Professor, vielleicht hätten Sie mich fragen sollen, was Sie da draußen verpatzt haben.« Ihr Gesicht war kalkweiß und ihre Stimme klang wieder ge fährlich nach zerbrochenem Glas. Sie sprang auf und sah Bußnitz zornig an. Blaue Flämmchen loderten in ih ren Augen. »Aber auf meine Meinung legen Sie offen bar keinen Wert. Also kann ich genauso gut draußen war ten.« Sie ging zur Tür, fegte das Fell, das zur Tarnung davor hing, beiseite und stieß sie auf. »Beeilst du dich, Marian? Sonst bin ich nämlich weg, wenn du da rauskommst.«

54

    Nachdem Billa die Tür wieder zugeknallt hatte, schauten sich der Professor und Marian betreten an. »Da habe ich wohl nicht gerade eine neue Freundin gewonnen«, sagte Bußnitz. Ein Zucken überlief sein Gesicht, und Marian sah schon voraus, dass der Professor gleich wieder von einem seiner schrecklichen Heiterkeitsanfälle überrollt werden würde.
    »Bitte, Professor«, sagte er schnell, »auch wenn ich Ihnen eben leider überhaupt nicht helfen konnte – ich brauche dringend Ihren Rat. Sie kennen sich doch be stimmt mit Dämonen aus? Besessenheit und solche Sa chen?«
    Die Augen des Professors wurden schmal. Seine ganze Haltung änderte sich schlagartig – auf einmal wirkte er hellwach, ja geradezu alarmiert. »Nun, der Dämonismus gehört natürlich zu meinem Forschungsgebiet«, sagte er. »Wenn auch eher am Rande. Warum fragst du, Marian?«
    Was war plötzlich mit dem Wanderer los? Eben noch hatte Marian vorgehabt, mehr oder weniger offen mit ihm zu reden. Doch jetzt beschloss er blitzschnell, seine Strategie zu

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