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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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kommt.« Ihre Augen leuchteten durch das Wehrtuch hindurch. Ganz schwach nur, aber es war das Brennen der Hexenflämmchen, und es würde bald noch sehr viel stärker werden.
    »Wir schaffen das«, sagte Marian. »Los jetzt.«
    Hand in Hand stiegen sie zum Drachenmaul hinauf.

73

    Die Golems waren viel größer als in seiner Erinnerung. Zehnmal so groß, wenn nicht noch mehr. Marian ging von einem Koloss zum anderen und kämpfte gegen die Verzweiflung an, die in ihm aufstieg. Waren die Golems im Bannschlaf etwa weiter gewachsen? Zwar langsamer als im Wachzustand, aber immerhin 333 Jahre lang? Jetzt jedenfalls waren sie schon im Liegen mindestens doppelt so hoch wie er.
    Er ging an einem der Riesen entlang und machte dabei möglichst große Schritte. Die Golems waren mit Efeu überwuchert und mit armdicken Ranken, die sich wie Seile um ihre mächtigen Arme und Schenkel schlangen. Viel leicht waren diese Fesseln Teil des Hexenbanns, den Bari xa und ihre Gehilfin damals über die Golems gelegt hatten.
    Von den Füßen bis zum Schädel brauchte er nicht we niger als 17 Schritte. Mit Sylvenias Hexenkraft hatte es Billa immerhin geschafft, zwei der Baumsärge von Professor Bußnitz durch die Luft zu manövrieren. Aber das hier war etwas ganz anderes. Jeder dieser Riesen musste Tonnen wiegen.
    Er ging zu Billa zurück, versuchte sich einzureden, dass schon alles gut gehen würde. Sie saß auf einem Steinbrocken vor dem Drachenmaul und die Flämmchen in ihren Augen tanzten.
    Echsenhäutige Blutspeier schlichen, krochen, taumelten zwischen den Golems herum, doch Marian achtete kaum mehr darauf. So wenig wie auf die halb vermoder ten Leichen, die unaufhörlich aus Rissen im Lehmboden aufstiegen und gurgelnd herumschrien.
    »Zeigst du mir, wo’s zum Auge geht?«, fragte er.
    »Einfach da rein.« Billa drehte den Kopf ein wenig nach links, zur Öffnung des Drachenmauls. Aber sie machte keine Anstalten, aufzustehen. »Hat sowieso kei nen Sinn, oder?«
    Marian sah sie nur an. Er wusste genau, dass er ihr jetzt widersprechen und irgendwelches aufmunterndes Zeug faseln sollte. Aber er fühlte sich kaum weniger mutlos als sie.
    »Ich meine«, fuhr Billa fort, »diese Dinger sind so gigantisch. Passen die denn überhaupt durchs Drachenmaul – und dann erst durch den Gang runter zu diesem Tümpel?«
    »Das wollte ich gerade nachschauen gehen.«
    »Dann geh halt«, sagte Billa. »Ich probier schon mal, ob ich diese Monster überhaupt hochwuchten kann.«
    »Mach das nicht, Billa – bitte.« Er sah sie eindringlich an. »Das haben wir doch alles besprochen. Du musst ein paar von den Amuletten ablegen, damit Sylvenia in die Gänge kommt. Und dabei muss ich unbedingt in deiner Nähe sein – falls irgendwas schiefgeht.«
    Sie sah mit ausdrucksloser Miene zu ihm auf. Die Flämmchen in ihren Augen tanzten. »Okay«, sagte sie schließlich und erhob sich. »Dann also erst mal da rein.«
    Er hielt ihre Hand fest umklammert, als sie durch das Drachenmaul in den uralten Tempel gingen. In seiner Rechten trug er die kleine Taschenlampe, die Billa heute früh noch aus ihrem Rucksack hervorgewühlt hatte. Er schaltete das Lichtchen ein, aber die Dunkelheit hier drinnen saugte es fast vollständig auf.
    Diese urzeitliche Ruine musste ungeheuer groß sein. Halb Halle, halb Höhle, eine heilige Stätte, die Hunderten Menschen Platz geboten hatte. In der Steinzeit, im Mittelalter oder wann auch immer. Bei Opferritualen, magischen Kulthandlungen oder was sonst sie hier veranstaltet haben mochten. Professor Bußnitz wäre bestimmt begeistert, dachte Marian, wenn er diesen Ort erforschen könnte.
    Glühende Augenpaare tauchten im Dunkel auf und er loschen wieder. Die Luft war von Seufzen und Stöhnen erfüllt – unklar, ob vom Wind, der durch Felslöcher strich, oder von irgendwelchen Spukgestalten. Der zähe Schlamm unter ihren Füßen schien jedenfalls echt zu sein. Genauso wie die halb verwesten Kadaver, Ratten oder sonst was, in die man bis zu den Knöcheln einsank, wenn man nicht schnell genug seinen Fuß zurückzog.
    Mit flappendem Flügelschlag wirbelte vor ihnen eine Wolke lederhäutiger Fledermäuse empor. Im Lichtkegel sah Marian ihre Augen rötlich funkeln, Zähne und Krallen blitzen. Dann das Glucksen von Wasser. Billa zog ihn zu einer dunklen Öffnung in der Felswand. Dahinter ging es steil bergab. Glitschige Stufen, vom Wasser in den Fels gewaschen oder vor Urzeiten mit Steinhämmern hineingeschlagen. Der feucht-faulige Geruch, der die

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