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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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ganze Zeit schon in der Luft lag, wurde mit jedem Schritt stärker. Das Glucksen wurde lauter und hallte von den Wänden wider, beinahe wie Trommeln und Dröhnen.
    Würden die Golem-Kolosse durch diesen Schacht hindurchpassen? Marian dachte noch darüber nach, als der Taschenlampenschein auf den trüben Spiegel unter ihnen traf und sich in der glitzernden Schleimschicht brach, die wie ein Schleier über dem Auge lag. Die Brühe darunter schien zu brodeln, zu gären. Es gurgelte und gluckste und ein süßlich schwerer Geruch stieg von dem Tümpel auf.
    Marian schaute rasch nach links: Billa hatte ihr Schutztuch noch vor dem Gesicht. Damals vor drei Jahren hatte sie mit einem Stock in das Auge gestochen – und Sylvenia war aus der Brühe hervorgeschossen und hatte sie harpuniert.
    »Die Monster da draußen sind wirklich riesig«, sagte er. Seine Worte gaben Echos. Er drehte sich um und leuchtete auf den Schachtwänden herum. »Aber sie müssten gerade so hier durchpassen. Und wenn wir ein bisschen Glück haben, verkeilen sie für alle Zeiten dieses verdammte Auge.« Fragte sich nur, ob Billa es schaffte, die Golems überhaupt in die Höhe zu hieven. »Gehen wir zurück?«
    Billa beugte sich plötzlich nach vorn und presste sich eine Hand vor die Brust. »Ich spür das Biest«, sagte sie, »überall in mir drin.«
    Marian drückte ihre Hand fester. »Nicht mehr lange, versprochen.«
    Zurück vor dem Drachenmaul setzte sich Billa wieder auf den Steinklotz. »Also los, wir fangen gleich an.« Ihre plötzliche Munterkeit beunruhigte ihn. Das war schon Sylvenia, die sich in ihr regte. Aber sie mussten das Hexenbiest jetzt ein Stück weit von der Leine lassen, anders ging es nicht. Wenn überhaupt.
    Billa pflückte Amulette von sich runter. Drei Armbän der, zwei Halsketten, das Medaillon. »Stopp«, rief Mari an. »Wir wollten langsam anfangen, schon vergessen?«
    »Da wusste ich noch nicht, was für Brocken ich hochwuchten muss.« Ihre Stimme klang schon wieder gefährlich nach Rost und Scherben.
    »Fünf«, sagte Marian. »Du hast fünf Amulette abgelegt, und außerdem das Medaillon. Das reicht jetzt aber wirklich.«
    »Werden wir ja sehen.« Sie schmiss das ganze Zeug neben sich auf den Boden. Schob es sogar mit der Schuhspitze unters Laub, als ob sie den Anblick plötzlich nicht mehr ertragen könnte. Vor allem das Laura-Bild in ihrem Medaillon, mit den draufgeklebten Babyzähnen. »Lass mich jetzt. Ich muss mich konzentrieren.«
    Sie warf das Schutztuch zurück und Marian fuhr zusammen. Das Blau ihrer Augen loderte wie Herdflammen. Billa machte ihre Augen schmal und starrte den Golem an, der am nächsten bei ihr lag. Sie zog ihre Beine auf den Steinklotz hoch und verschränkte sie zu einer Art Yogihaltung. Ein Strom sonderbarer Töne kam aus ihrem Mund, den sie halb geöffnet hatte – ein Summen und Surren wie von einem ganzen Bienenschwarm. Sie stützte die Ellbogen auf ihren Beinen auf und hielt die halb geöffneten Hände nach oben. Das Summen wurde immer lauter, das Blau ihrer Augen brennender. Schweißtropfen perlten über ihre Stirn.
    Doch nach ein paar Minuten gab sie es auf. Sackte in sich zusammen, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und sagte: »Hat keinen Sinn. Wie schon gesagt.«
    Sie wollte von ihrem Platz aufstehen, aber Marian, der dicht neben ihr stand, hielt sie zurück. »Bleib sitzen«, sagte er. »Wir dürfen nicht aufgeben. Nicht jetzt schon. Nimm noch ein paar Amulette runter. Ich bleib die ganze Zeit bei dir – und wenn irgendwas schiefläuft, häng ich dir sofort wieder alles um. Die Amulette, das Tuch, das Medaillon.«
    Er bückte sich und raffte die Ketten und Anhänger zu sammen, die Billa auf den Boden geschmissen hatte. Als er sich wieder aufrichtete, traf ihn ihr brennender Blick.
    Sie hatte sich auch noch das Diadem abgenommen, außerdem die größte Kette um ihren Hals. »Wer redet denn von aufgeben!«, kreischte sie. Kupferne Funken sprühten aus ihren Haaren. Ein boshafter Ausdruck ver zerrte ihr Gesicht zu einer Fratze, die mehr schon Sylvenia als ihr selbst glich.
    »Okay, probier’s«, sagte Marian. Das Herz hämmerte ihm in der Brust. Er hatte ein äußerst hässliches Vorgefühl, aber noch war Sylvenia nicht außer Kontrolle. Nur fehlte jetzt wirklich nicht mehr viel.
    Billa nahm ihre vorherige Haltung wieder ein. Der summende Laut strömte aus ihrem Mund. Sie fixierte den Golem und mindestens so angestrengt wie sie starrte auch Marian auf den liegenden Koloss. Hatte den

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