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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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will das nicht, dachte er. » … silat … Mabrosilat«, murmelte er gleich darauf, obwohl er immer noch nicht wollte. Aber er konnte nicht anders und dann hob der Bursche da drüben seine Lider und Julian fiel im selben Augenblick auf sein Bett und schlief ein.
    »Mann, Marian, du hast ja einen Schlaf wie ein Toter! Und was hast du da Komisches in der Hand?«
    »Äh, das?« Er hatte Mühe, seine Augen aufzukriegen. »Gar nix«, murmelte er. »Nur so ein Souvenir.« Er wollte das Talmibro in seine Jeanstasche stecken, aber da trat gleich das nächste Problem auf: Er hatte überhaupt keine Jeans an. Nur seine Boxershorts plus T-Shirt – und jetzt fiel ihm auch wieder ein, wo er war und wo er gewesen war. »Kleinen Moment, Billa.« Er sprang auf und verschwand nach nebenan.
    Unter der Dusche kämpfte er gegen den überwältigenden Drang an, Billa alles zu erzählen. Auf der Stelle. Von Meister Justus, dem Talmibro und dem Golem-Fluch. Denn zugleich kamen ihm doch auch wieder die allergrößten Bedenken. Marthelm hatte es verboten, und Billa würde ihm nicht glauben, oder viel schlimmer noch: Sie hing irgendwie in dieser Sache mit drin, das spürte er doch. Und solange er nicht wusste, welches Spiel sie hier spielte, konnte und durfte er ihr nicht wie ein Idiot all diese schrecklichen Geheimnisse offenbaren.
    Als er wieder in ihr Zimmer kam, hatte er seine Jeans samt Pumaschuhen an und das Talmibro in der Hosentasche verstaut. Das eine Jeansbein, von dem er gestern den Moorschmier runtergeschrubbt hatte, war noch feucht und längst nicht so sauber, wie das gestern Abend den Anschein gehabt hatte. Aber egal.
    »Zeigst du mir das Ding noch mal?« Billa lag jetzt auf dem Bett, wo eben noch er selbst gelegen hatte. »Na, dieses Souvenir«, fügte sie hinzu, weil er sie nur verständnislos ansah.
    »Andermal«, sagte er. »Sorry, Billa, aber ich hab total verpennt – ich muss jetzt los.«
    Sie schaute tief enttäuscht zu ihm auf. Ihre Haare wie kupferne Sonnenstrahlen um ihr Gesicht ausgebreitet. Mitten drin der brennend blaue Doppelstern ihrer Augen.
    Mann, Marian, du wirst ja richtig poetisch. Er musste grinsen – über Billa, Julian, sich selbst. Aber er wollte jetzt einfach nur noch weg. Nachdenken. Kopf klar kriegen.
    »Wo gehst du hin?«, fragte Billa. Sie sah ziemlich sauer aus. »Willst du gar nicht wissen, was ich heute erlebt habe – mit meinen drei Hexenweibern?«
    »Doch, klar«, sagte er, eine Hand schon auf der Türklinke. »Aber erst muss ich unbedingt noch mal in die Bibliothek der Logenbrüder.«
    Sie setzte sich aufrecht hin. »Was willst du denn bei denen schon wieder?«
    »Erklär ich dir heute Abend. Versprochen«, sagte er. »Wir können uns ja treffen – so um acht Uhr? Ich warte an der Ecke auf dich – du weißt schon, wo der Weg zu eurem Hexenhof von der Straße abgeht.«
    Sie nickte mit mürrischem Gesichtsausdruck. Im nächsten Moment war er aus der Tür. Heller Tag. Die Sonne brannte vom Himmel – vollkommen unwirklich, nachdem er eben noch in Julians Nacht herumgetappt war. Umso wirklicher fühlte sich das Loch in seinem Magen an. Er hatte seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Vielleicht würde ihm ja Torgas ein Sandwich machen? Unwahrscheinlich, dachte er, dass diese Brüder irgendwelches normales Essen zu sich nahmen. Wahrscheinlich löffelten sie bloß so ein Pulver, durch das man unsterblich wurde.
    Kurz darauf joggte er den Pfad zwischen Wald und Moor entlang. Auf dem Hexenhof hatte die alte Klotha ihm wieder heisere Verwünschungen hinterhergeschrien, aber er hatte sich nicht mal nach ihr umgedreht. In Gedanken war er bei Julian.
    Der Famulus hatte natürlich recht – mit den paar dunklen Sätzen, die Elisha Asmol den Golems gewidmet hatte, war wenig anzufangen. Er konnte bloß hoffen, dass er in Marthelms Bücherbeständen noch irgendwelche konkreteren Hinweise finden würde. Laut Asmol konnte nur derjenige, der einen Golem erschaffen hatte, dieses Ungeheuer auch wieder zerstören. Also mussten Julian und er unbedingt verhindern, dass Justus Hegendahl die Golems überhaupt erst zum Leben erwecken konnte – es war ihre einzige Chance. Wenn die Monster am 9.9. erst zu sich kämen, wäre ihr Schöpfer selbst schon seit Jahrhunderten zu Staub und Asche zerfallen. Und dann gäbe es auf der ganzen weiten Erde niemanden mehr, der die Golems wieder unschädlich machen könnte.
    Doch bis zum 9.9. war ja glücklicherweise noch etwas Zeit. Im Laufen rechnete Marian nach: Heute war der 29.8.

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