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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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– also blieben ihm hier noch elf Tage. In Julians Welt war allerdings schon der 30. August. Aber auch dort waren es immer noch zehn Komma soundso viel Tage, bis die grässliche Beschwörung stattfinden sollte. Denn wenn Marthelm geschrieben hatte, dass die Golems 333 Jahre später wieder zu sich kommen würden, dann hieß das doch hoffentlich, nach genau 333 Jahren – und nicht etwa plus oder minus was auch immer?
    Beinahe wäre er am ehemals Hegendahl’schen Gutshaus vorbeigejoggt, so tief war er in Gedanken. Aber es machte auch keinen Unterschied – er drückte auf den Klingelknopf, wartete, läutete noch mal, doch niemand machte ihm auf.

39

    »Dafür, dass dein Filius frisch verliebt ist, sieht er aber ziemlich durch den Wind aus.« Babsi, die Tropenfrau, zwinkerte Marian mit kitschigem Grinsen zu. »Tja, keine Rose ohne Dornen.«
    Marian verschwand hinter seinen Haaren. Er bereute schon wieder heftig, dass er sich von Linda hatte breitschlagen lassen, mit den beiden zusammen zu essen. Obwohl die Bratfischplatte, die ihm der »Moorgrafen«-Wirt gebracht hatte, umwerfend roch und noch hundertmal besser schmeckte. Aber wenn er das Gesülze von Lindas neuer Urlaubsfreundin noch länger mit anhören musste, würde er bald keinen Bissen mehr runterkriegen.
    »Redest du nicht mit uns?«, fragte Linda in beleidigtem Tonfall.
    »Klar doch, Mutter. Kein Fisch ohne Gräten.« Er pulte in seinem Mund rum und zeigte den Damen, was er meinte.
    Babsi kicherte. Es klang leicht hysterisch. »Und keine Hexen ohne Voodoozauber, ha!« Sie rammte ihre Gabel in ein Chicoree-Herz. »Was hast du denn, Linda?«
    Marians Mutter rollte beschwörend mit den Augen. Es sah aus, als ob sie selbst von einer Voodoogottheit besessen wäre – na gut, nicht wirklich, dachte Marian. Wenn ein Voodoodämon wie beispielsweise der Todesgott Gèdè von einer Person Besitz ergriff, dann war es mit ein wenig Augenrollen nicht getan. Nicht im Geringsten, verehrte Damen. Und aus allen Büchern, die er über Zauberei und Geisterbeschwörung gelesen hatte, ging jedenfalls eines klar hervor: Magie und Hexerei funktionierten überall auf der Erde so ziemlich gleich – ob in Croplin vor dreihundert Jahren oder heutzutage im karibischen Voodoo.
    »Ich wollte eigentlich nicht davon anfangen«, sagte Linda. Sie wandte sich Marian zu und holte tief Luft. »Aber Babsi hat recht – was wir heute da draußen im Moor gesehen haben, solltest du wohl wirklich besser wissen.«
    Der Bratfisch schmeckte plötzlich nach Schwefel. Ma rian hörte auf zu kauen und schlang alles, was er im Mund hatte, mit einem großen Schluck Cola runter. »Was meinst du damit – was ihr gesehen habt? Moorleichen à la Hanno Bußnitz, oder was?« Er schaute von Linda, die seinem Blick auswich, zu Babsi, die wieder abgedreht kicherte.
    »Du musst jetzt ganz tapfer sein, Söhnchen«, flötete die Tropenfrau.
    »Deine Billa war draußen im Moor. Vielleicht hat es ja auch nichts weiter zu bedeuten.« Linda hob die Schultern und vergaß beinahe, sie wieder runterzulassen. »Oder wir haben da was völlig falsch verstanden.«
    Mittlerweile platzte Marian fast vor Ungeduld. Gleichzeitig war er überhaupt nicht sicher, ob er hören wollte, was die beiden da draußen gesehen hatten. Billa und die drei Hexen mit der Kalesche bei der sogenannten Marieneiche – so weit konnte er es sich zusammenreimen. Aber was sonst war da noch passiert? Außer, dass Klotha den zwei Wanderinnen mit der Faust gedroht, Birta sie mit ihrem klatschroten Kussmaul erschreckt und Sina ihnen heisere Beschimpfungen hinterhergeschrien hatte?
    »Also, es war wirklich Billa – leider«, sagte seine Mutter. »Ich hätte mir so sehr gewünscht, mich zu irren. Deshalb bin ich sogar noch näher rangegangen. Obwohl Babsi mich zurückhalten wollte, weil ihr das alles zu gefährlich wurde. Und die eine Alte hat ja auch wirklich nach uns geworfen.«
    »Sie hat nach euch geworfen?« Oh, Shit, dachte Mari an, das gibt’s doch gar nicht. Dabei spürte er nur zu genau, dass es genauso gewesen sein musste. »Womit denn – ich meine, womit hat sie geworfen?«
    »Mit Ästen, Steinen, Händevoll Dreck – was sie gerade zu packen bekam.« Babsi spießte ein Radieschen auf und zermalmte es krachend zwischen ihren ziemlich schiefen Zähnen. »Es waren drei alte … Also, ich verwende das Wort ungern, aber wenn es jemals gepasst hat, dann hier.« Sie machte schmale Augen und peilte Marian damit an. »Hexen, verstehst du? Drei unglaublich

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