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Gößling, Andreas

Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tzapalil - Im Bann des Jaguars
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auf den Hund ein. Aber der bellte nur umso aufgeregter und sprang mit wilden Sätzen im Boot hin und her.
    Der Großvater beugte sich vor, packte Pedros Rucksack und warf ihn in hohem Bogen ins Wasser. Das Handy verstummte. Im selben Moment hörte auch Yeeb-ek auf zu bellen und hockte sich ganz ruhig ins Boot.
    »Verdammt, Pedro, das war bestimmt Maria! Oder dein Vater!«
    Carmen schossen die Tränen in die Augen. »Und wie soll ich denn jetzt Georg anrufen?« Durch einen wässrigen Schleier sah sie, wie der Großvater sein Blasrohr an den Mund hob.
    Wie verrückt paddelten sie und Pedro wieder los.

11
     
    Pedro machte ihr Boot an einem Wurzelstrunk fest, der über dem Wasserspiegel aus der Kraterwand ragte. Apathisch sah Carmen ihm einen Moment lang zu. Dann glitt ihr Blick an der senkrechten Kraterwand bis zur Mondsichel empor, die wie eine Riesenschaukel über den Bäumen schwebte. Auf einmal fühlte sie sich ganz schwindlig vor Hunger und Müdigkeit.
    Anscheinend waren sie den ganzen Tag lang durch das Felsenlabyrinth gepaddelt. Jedenfalls war es schon wieder tiefe Nacht. Sie würden ein paar Stunden Pause machen, dann in die Unterwelt zu-rückkehren und die ganze Nacht lang weiterfahren. So hatten es die Zwillinge beschlossen und so hatte es Kanaas verkündet, der ihnen überhaupt nicht dankbar schien. Im Gegenteil: Kaum hatten er und Ixom aufgehört Flusswasser zu husten, da hatten sich die Zwillinge wieder mal in ihrer Schnalz-und Zwitschersprache beraten. So leise, dass auch Pedro nichts mitbekam, obwohl die beiden zwischen ihnen im Boot hockten. Ixom wirkte verängstigt, Kanaas zornig – und zwar immer ängstlicher und immer wütender, je länger sie sich besprachen. Dabei hatten Pedro und sie den beiden doch das Leben gerettet! Auch den Großvater hatten sie vollkommen abgehängt. Wie die Weltmeister waren sie den Fluss hinuntergepaddelt. Mit Müh und Not hatten sie Kanaas ab und zu einen Hinweis entlockt, welchen Weg sie nehmen sollten. Unmengen von Haupt-und Seitenkanälen zweigten in diesem Labyrinth nach allen Seiten ab. Jedenfalls müsste der Großvater schon wirklich Zauberkräfte haben, wenn er sie noch mal einholen wollte. Aber das schien Kanaas egal zu sein. Oder vielleicht kannten die Maya so etwas gar nicht: Dankbarkeit?
    Neben ihrem Boot lief wieder eine schmale Treppe an der Kraterwand hoch. Winzige Stufen, in den Kalkstein geschlagen, glitschig vor Moos und Feuchtigkeit. Hinter Kanaas kraxelte Carmen die Stufen hoch. Es sah alles ganz genau so aus wie in dem Cenote, in dem sie vor Ewigkeiten in die Boote gestiegen waren. Wenn jetzt da oben die Hütten von Yax-kech stehen, dachte sie, krieg ich aber wirklich einen Schreianfall.
    Doch als sie über den Kraterrand trat und endlich wieder auf festem Boden stand, klappte ihr vor Staunen fast der Mund auf. Sie hatte mit einem kleinen, unscheinbaren Platz gerechnet, ähnlich dem Dorfplatz von Yax-kech. Aber dieser Cenote lag inmitten eines riesigen Trichters, dessen Wände nach allen Seiten hin terrassenförmig anstiegen. Viele dieser Terrassenstufen waren zerbrochen oder eingestürzt und überall wuchsen Büsche, Schlingpflanzen und sogar riesige Bäume aus dem Gemäuer hervor. Aber es war offensichtlich eine von Menschen errichtete Anlage. Eine uralte Ruine, dachte Carmen und drehte sich langsam um sich selbst. Im silbrigen Mondlicht waren die Umrisse jedes einzelnen Baums oder Steins unwirklich klar zu erkennen. Carmen glaubte niemals etwas so Großartiges gesehen zu haben. Zum ersten Mal konnte sie nachfühlen, warum Maria so besessen war von solchen Ruinenstätten. Die Steine schienen wahrhaftig zu leben. Eine geisterhafte Kraft ging von diesem Ort aus.
    »Was ist das hier denn früher mal gewesen?« Zwischen Pedro und den Zwillingen ging sie auf einen besonders großen Baum zu, der neben dem Cenote aus einer Terrassenstufe wuchs. »Ein Amphitheater oder so was?«
    Pedro zuckte mit den Schultern. »Eine Opferstätte, nehm ich an.
    In diese Wasserlöcher haben sie immer alles reingeschmissen, was sie den Göttern opfern wollten.«
    Alles an dieser Anlage war riesig und einschüchternd. Sie setzten sich auf die unterste Terrasse, die wie eine Treppenstufe für Giganten wirkte. Wo der Baum durchs Mauerwerk gewachsen war, hatte er die Steine buchstäblich zerbröselt. Seine Wurzeln sahen wie monströse Klauen aus, die Rinde schimmerte silbergrau. Selbst zu viert hätten sie den Baumstamm bei weitem nicht umspannen können. Die Äste waren wie ein

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