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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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das halt mit der Wahrheit, nicht nur vor Gericht konnte sie einen ganz schön in die Bredouille bringen.
    Dann ging er zurück zum Haus. Vom Polizeiauto sah er nur noch die Rücklichter. Zum Glück hatte Dieter Wagner noch nicht mit der Befragung begonnen.
    Gilberto wurde noch immer von seiner Mutter beansprucht, die ihn, so hatte es den Eindruck, nie mehr loslassen wollte. „Oh Gil, ich bin ja so froh. Wenn du wüsstest, was ich Angst habe ausgestanden. Oh Gil, mein armer Junge. Haben sie dich gut behandelt? Bist du verletzt?“
    „Nein, Mamita. Nur ein bisschen am Ellenbogen, als sie mich aus dem Auto geworfen haben. Ist nicht schlimm, nur eine kleine Schwellung. Wo ist Vater?“
    Jetzt wird’s spannend, dachte Herr Schweitzer, der sich zu Schmidt-Schmitt und Sylvia Kravat ans Küchenfenster gesellt hatte. Krause war auch da. Woher der aber so plötzlich kam, war ihm schleierhaft. Vorhin war Krause jedenfalls nicht in der Wohnung gewesen.
    „Sie wissen nicht, wo Ihr Vater ist?“, fragte Wagner verdutzt.
    Gilberto Fornet sah den leitenden BKA-Beamten an, als habe dieser gerade von ihm verlangt, sich wieder in die Hände der Entführer zu begeben. Perplex war gar kein Ausdruck. „Nein, natürlich nicht. Ich bin doch entführt worden. Ist Vater denn nicht hier?“ Hilfe suchend sah er seine Mutter an.
    „Nein, Gil. Vater ist auch entführt. Nach dir. Ich dachte …“
    Als sich endlich der eiserne Griff seiner Mutter lockerte, drehte sich Gilberto aus der Umarmung und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Ihm war anzusehen, dass er die letzten zwei Nächte kaum oder überhaupt nicht geschlafen hatte. Schwere Schatten lagen unter seinen Augen. „Ist noch Bier im Kühlschrank?“
    Herr Schweitzer stand am nächsten. Er nahm zwei Flaschen heraus und reichte Gil eine davon. Bei der zweiten dachte er an sich. Uneigennützig, versteht sich, die anderen waren ja im Dienst.
    Gil öffnete sie mit seinem Feuerzeug und nahm einen kräftigen Schluck. „Puh, tut das gut.“
    „Haben sie dir nichts gegeben zu trinken. Und Essen?“, fragte die Mutter besorgt. „Soll ich dir was kochen? Hast du Hunger?“
    „Doch, Mamita, sie haben mich gut behandelt. Es ist alles okay. Nein, kein Hunger. Ich hab nur das Gefühl, ich fall gleich um.“ Und dann zu Dieter Wagner gewandt: „Und wann kommt mein Vater frei?“
    „Das wissen wir noch nicht. Wir warten noch auf einen Anruf, wann, wo und von wem das Lösegeld übergeben werden soll. Wenn ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen dürfte? Dauert nur zehn Minuten. Dann können Sie sich hinlegen, wenn Sie das möchten.“
    Fabiana: „Aber Herr Kommissar! Hat das nicht Zeit? Sie sehen, der Junge ist viel fertig. Was Gil alles hat durchgemacht!“ Sie trat hinter den Stuhl und legte die linke Hand auf seine Brust, während die rechte seine schwarzen Locken streichelte. „Armer Gil.“
    Wagner nickte mit dem Kopf zu Sylvia Kravat. Mehr brauchte es nicht. Die Psychologin ging auf Frau Fornet zu und sprach leise auf sie ein. Dann verließen sie die Küche.
    Herrn Schweitzers Flasche war immer noch zu. Seine Augen hatten ohne Erfolg die ganze Küche nach einem Öffner durchwandert. Er gehörte nicht zu der Sorte Mann, die es mit den Zähnen konnte. Mit dem Feuerzeug auch nicht. Er hatte keine andere Wahl, um an das Erfrischungsgetränk zu gelangen: „Gil?“
    „Ja?“
    „Könnten Sie mir bitte mal die Flasche aufmachen?“
    „Sind Sie nicht im Dienst?“
    „Hab gerade Feierabend.“
    „Ach so.“ Gilberto Fornet nahm die Flasche entgegen und öffnete sie. Wortlos reichte er sie ihm zurück.
    „Danke.“
    „Wann sind Sie entführt worden?“, begann Wagner ohne Umschweife. „Sie waren auf der Party bei Ihrem Freund Linus Stranz.“
    „Ja, bis Mitternacht, ungefähr. Sie mussten ja früh raus wegen … weil sie am nächsten Morgen in den Urlaub gefahren sind. Ich bin noch zur Tanke, um Tabak zu kaufen, meiner war alle.“
    „Mit dem Auto?“
    „Ja.“
    „Waren Sie betrunken?“
    „Na ja, nicht mehr ganz nüchtern. Ist ja nur ein paar Meter.“
    „Und dann?“
    „Als ich den Käfer abschließen wollte, standen plötzlich zwei maskierte Kerle da.“
    „Wie groß?“
    „Hm, schwer zu sagen. Der eine auf jeden Fall größer als ich. Der andere – weiß nicht. Der war hinter meinem Rücken und zwang mich auf den Rücksitz. Ich spürte eine Pistole im Genick. Sobald ich saß, haben sie mir so eine Art Sack übergestülpt.“
    „Konnten Sie die Pistole

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