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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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anderes erwartet. Der ist ja in der Szene kein Unbekannter.“
    Der solcherart Geschmeichelte: „Und mein Kumpel?“
    „Schmidt-Schmitt, richtig?“
    Schmidt-Schmitt: „Richtig. Schmidt-Schmitt. Mischa mit Vornamen.“
    „Schmidt-Schmitt ist ja mal dermaßen was von daneben, dass es schon wieder was hat. Den Namen haben dir hoffentlich deine Eltern gegeben. Oder sag bloß, du warst mal mit einer Frau Schmitt liiert und dir geht bei Doppelnamen einer ab.“
    „Ist aber schon länger her“, wiegelte der Oberkommissar schnell ab. Nicht dass der Engel namens Sylvia noch auf den Gedanken kam, er suche gerade eine Art Mutterersatz, weil er, Schmidt-Schmitt, die Trennung noch nicht verarbeitet habe und sich an irgendeiner fremden – Sylvias? – Schulter auszuweinen gedachte. „Momentan stecke ich aber in keiner Beziehungskiste.“
    Sylvia Kravat wollte gerade nachhaken, wen das interessiere, da tauchte Dieter Wagner im Türrahmen auf. „So! Schluss mit lustig. Die Pflicht ruft. Mischa und Herr Schweitzer, wenn ihr bitte mit in unser mobiles Büro kommen würdet. Es geht auf Mitternacht zu. Und, Sylvia, du schaukelst das Kind hier drinnen?!“
    „Schaukeln ist gut. Fabiana wiegt über siebzig Kilo“, witzelte die Kravat.
    „Na und? So wie ich dich kenne, würdest du locker-leicht auch Obelix stemmen.“
    Herr Schweitzer war froh, diesmal ausnahmsweise nicht als Beispiel für, sagen wir mal, korpulent-muskulös herhalten zu müssen.
    Über Frankfurt wölbte sich eine klare und kalte Nacht, als sie in Wagners Schlepptau die mobile Einsatzzentrale durch die rückseitige Tür betraten. Gleich am Eingang befand sich ein Klapptisch. Auf den dazugehörigen olivgrün gepolsterten Sitzbänken war Platz für höchstens vier Personen, aber auch nur dann, wenn man’s kuschelig mochte. Durch die Scheiben konnte man nach draußen gucken. Das klingt erst einmal sehr logisch, dass man durch Scheiben gucken kann, dazu waren sie ja erfunden worden, doch hier verhielt es sich dergestalt, dass man von draußen nicht nach innen gucken konnte.
    Der Rest war bis unter die Decke mit technischen Geräten vollgestopft, an denen zwei BKA-Beamte saßen, einer von ihnen mit Kopfhörer von der Umgebung abgeschottet, der andere starrte auf einen kleinen Bildschirm, über den hellgrüne Wellen unterschiedlicher Frequenzen flatterten.
    „Ist ja wie in einem Raumschiff“, kam es Herr Schweitzer über die Lippen, der sich irgendwie deplatziert fühlte. Schon seit jeher hatte er große Hochachtung vor Menschen, die mit kompliziertester Technik umzugehen wussten. Nur die Sendung mit der Maus hätte ihm all diese Gerätschaften näherbringen können.
    „Wo sind eigentlich die anderen der Truppe?“, fragte er neugierig.
    Dieter Wagner: „Die durchkämmen gerade mit reichlich Verstärkung unauffällig die Kleingartenanlage. Die stecken bestimmt hier irgendwo in der Nähe.“
    So weit waren wir auch schon, dachte Herr Schweitzer, behielt es aber wohlweislich für sich. Nicht dass die ihn noch rekrutierten. Vier Wochen sein Bett nicht mal aus der Ferne riechen, diese Worte Schmidt-Schmitts hallten noch in seinen Ohren wider. Sie klangen nach grausamsten Perversitäten, noch perverser wäre bereits Archipel Gulag. Oder zumindest die Zugfahrt dorthin in einem Viehwaggon.
    „So, jetzt können wir nur noch hoffen, dass die erst mal Gilberto Fornet freilassen. Der nächste Anruf ist ja mit Morgen nur unzureichend definiert.“
    Herr Schweitzer überlegte kurz, ob er dem Wagner seine dahingehenden Gedanken mitteilen sollte, dass das aber das erste Mal war, dass sich die Entführer so vage ausgedrückt hatten. Davor waren sie nämlich immer ganz schön präzise gewesen mit ihren Ansagen. Er sah davon ab, weil er nicht einschätzen konnte, ob er damit vielleicht ins Fettnäpfchen treten würde. Ich kann doch hier schlecht dem Wagner seine Aufgaben erklären, rechtfertigte er vor sich sein Schweigen.

Noch größere Verwirrung
    Just als in einem Dorf 30 Kilometer nordwestlich von Xiangtan in der chinesischen Provinz Hunan ein Sack Reis umfiel, um 0.23 Uhr MEZ, meldete sich einer der Techniker zu Wort, nachdem er sich den Kopfhörer abgenommen hatte: „Ich hab’s. Eine Streifenwagenbesatzung hat gerade in der Nähe des Kaiserleikreisels eine desorientierte Person aufgegriffen, die behauptet, Gilberto Fornet zu sein.“
    „Verbinde mich mit deren Dienststellenleiter“, lautete Wagners Befehl. „Und du, Mischa, sag der Kravat schon mal Bescheid. Frau

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