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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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St.-Gregory-Kathedrale im englischen Durham, könnte also namentlich eventuell
auf einen ›Gregory‹ beziehungsweise ›Gregor‹ verweisen. Kennst du jemanden, der
so heißt?«
    Ich überlegte. »Nein, da fällt mir
niemand ein.«
    »Das zweite ist ein Bild von Papst
Gregor IX.«
    »Schon wieder Gregor?«
    »Richtig.«
    Trotz intensiven Nachdenkens fiel
mir kein Mensch ein, der Gregor hieß, sodass wir unsere Nachforschungen erst einmal
unterbrechen mussten. Als wir uns verabschiedet hatten, klingelte ich nach der Schwester
und bat sie um einen Kaffee. Sie war nicht eben begeistert, was ich bei der enormen
Arbeitsbelastung des Pflegepersonals verstehen konnte. Mit einschmeichelnder Süßholzraspelstimme
schaffte ich es, sie von der Dringlichkeit eines Kaffees zu überzeugen. Schließlich
war ich schon seit drei Tagen auf Espressoentzug. Das überzeugte sie offensichtlich.
Der Kaffee war besser als derjenige in der U-Haft, trotzdem kein Vergleich mit meinem
Espresso.
    Kannte ich einen Gregor? Was wollte
der Mann im grünen Hemd von mir? Wer hatte Fedor Balow umgebracht? Wie waren meine
Fingerabdrücke in seine Wohnung gekommen? Fragen über Fragen. Ich dämmerte langsam
hinweg, träumte wirre Dinge, wachte wieder auf und schlief erneut ein.
    Es klopfte an meiner Tür.
    Ich hatte keine Kraft, etwas zu
rufen. Weder ›Ja‹ noch ›Herein‹. Doch Hanna wusste das. Sie weiß immer genau, wie
es mir geht. Als sie mich erblickte, ließ sie ihre Tasche fallen und stürzte auf
mich zu. Ich setzte mich auf, wir umarmten uns, sie weinte und ich küsste sie. Danach
weinte ich und sie küsste mich. Ich war glücklich, sie zu spüren, das gab mir Kraft
und Zuversicht.
    »Wir schaffen es!«, flüsterte ich.
    »Ja«, antwortete sie zärtlich, »wir
schaffen es!«
    »Danke«, sagte ich und hielt sie
fest in meinen Armen. Endlich hatte ich das sichere Gefühl, mich wehren zu können.
    Wir redeten eine Weile über ihren
Kurs, das neue Diabetes-Medikament von Maropharm, überhaupt über ihre berufliche
Situation, und ich war froh, etwas abgelenkt zu sein und ein anderes Gesprächsthema
zu haben.
    Später, als mein Abendessen kam,
fiel mir ein, dass wir eigentlich mit Cindy und John zum Pizzaessen verabredet waren.
Doch wie so oft hatte Hanna an alles gedacht und den Termin bereits abgesagt, zum
Glück – ich hatte das vergessen. Irgendwann kam Sophie herein. Sie begrüßte Hanna,
die beiden kannten sich beruflich und waren darüber hinaus privat befreundet. Sophie
erklärte ihr den gesamten medizinischen Sachverhalt meiner Verletzung mit Worten,
die ich höchstens zur Hälfte verstand. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass es
mir gut ging, verließ sie uns wieder.
    Obwohl ich das eigentlich nicht
sollte, stand ich auf und machte mich etwas frisch, kämmte mir notdürftig die Haare
und zog einen Bademantel über. Es war einer aus der Klinik, der mir natürlich zu
klein war. Auf Männer über 1,90 Meter waren sie fast nirgendwo eingerichtet. Hanna
lächelte. Ich bat sie, den Inhalt des blauen Beutels auf der Bettdecke auszubreiten.
Meine Kleidung kam heraus, mein Duschgel und mein Handy. Hanna nahm das Mobiltelefon
in die Hand und begutachtete es halb kritisch, halb belustigt. Es sah nach sechs
Jahren schon recht verbeult und mitgenommen aus. »Ich glaube, ich werde dir zum
Geburtstag mal ein neues schenken, es gibt doch inzwischen so schicke, kleine Dinger.«
    »Das ist lieb von dir, aber ich
hänge an diesem Telefon, ich habe es damals während der Arbeit am Goetheruh-Fall
gekauft, weißt du noch, bei dem jungen Mann in der Schillerstraße.«
    »Ja, ich erinnere mich, der mit
den grünen Haaren und dem gleichfarbigen Handy …«
    »Genau, deshalb verkaufte er mir
auch ein graues Telefon.«
    Sie strich mir zärtlich durch die
Haare. »Ich liebe deine grauen Haare«, sagte sie.
    In diesem Moment fiel mir der Kassiber
wieder ein. »Schau doch mal bitte, ob du einen zusammengefalteten Zettel in dem
blauen Beutel findest.«
    Hanna nickte und begann, alles zu
durchsuchen. Doch der Kassiber blieb verschwunden. »Was war denn das für ein Zettel?
War der wichtig?«
    Natürlich war er wichtig. Ich kramte
in meiner Nachttischschublade. Auch der Brief von gestern Abend war verschwunden.
Aufgeregt durchwühlte ich erneut meine Sachen, um kurz darauf enttäuscht ins Bett
zu sinken. Klar – der Kerl ließ die Beweise verschwinden. Er wollte mich fertigmachen.
    Ich erzählte Hanna die gesamte Geschichte
des Kassibers, von der Schlägerei im

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