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Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut

Titel: Goetheglut: Der zweite Fall für Hendrik Wilmut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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nicht klar, von wem er sprach.
    »Zunächst sei gesagt, dass beide
tot waren, als sie hier ankamen.«
    »Das dachten wir uns«, antwortete
Siggi.
    »Nun, Herr Hauptkommissar, da sollten
Sie sich nie zu sicher sein. Wir hatten schon einige Scheintote hier zur Obduktion,
die uns vom Tisch gesprungen sind.«
    »Was?«
    »Sicher. Unterkühlung, überforderte
Hausärzte …«
    »Entschuldigung, Herr Professor,
wir haben einen wichtigen Fall zu lösen, unsere Zeit ist leider begrenzt.«
    »Ja, ja, natürlich. Also der erste
Klient …«, er blätterte in seinen Papieren, »ein Herr Gegenroth … ja?«
    »Genau.«
    »Der war mausetot …«
    Siggi verdrehte die Augen.
    »… und hat uns vor einige Probleme
gestellt. Er ist an mangelnder Sauerstoffzufuhr gestorben, das zeigt die Augenstruktur,
auch der Zustand der Lungen und …«
    Siggi hüstelte.
    »Na gut: Er ist erstickt«, sagte
Schymski.
    »Okay. Und wo ist nun das Problem?«,
fragte Siggi.
    »Sein Kehlkopf wurde eingedrückt,
möglicherweise durch einen Schlag, beispielsweise mit der Handkante.«
    Siggi und ich nickten.
    »Nur, das passt überhaupt nicht
zum Polizeibericht«, fuhr der Professor fort, »dort steht, dass seine Frau im Nebenzimmer
schlief. Nun gut, manche Menschen schlafen fest, aber dieser Vorgang hätte einen
Riesenlärm verursacht. Herr Gegenroth wäre nicht sofort tot gewesen, er hätte sich
gewehrt, hätte um sich geschlagen, gehustet, geröchelt und so weiter …«
    »Verstehe.«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit: Der
Mörder muss ihn zuvor betäubt haben.«
    »Womit?«
    »Diese sophistische Frage haben
wir uns auch gestellt. Unsere Toxikologen haben keinerlei Pharmaka im Körper des
Klienten feststellen können.«
    Er machte eine Kunstpause, wahrscheinlich,
um seinen Triumph auszukosten. Ich sah auf die Uhr.
    »Wir haben aber etwas Auffälliges
festgestellt, das bisher überhaupt nicht ins Bild passte: Fingerabdrücke an beiden
Seiten des Halses unterhalb der Kieferknochen und am Nacken. Keine Stellen zum Ansatz
eines Würgegriffes, der die Luftzufuhr behindert. Aber Ansatzpunkte eines Arterienwürgegriffes.«
    Ich sah ihn verständnislos an.
    »Mit einem geübten Griff ist es
möglich, die Blutzufuhr der beiden Karotiden … äh, also der beiden Halsschlagadern
zu unterbrechen. Nach 10 bis 15 Sekunden wird das Opfer bewusstlos.«
    »So schnell?«
    »Ja, so schnell. Der Mörder muss
von hinten gekommen sein, wir haben Daumenabdrücke am Nacken gefunden. Anschließend
konnte er ohne Probleme mit einem gezielten Handkantenschlag den Kehlkopf und den
Zungengrund zertrümmern.«
    Mir lief es kalt den Rücken herunter.
    »Und noch etwas: Die Würgemale stammen
nicht einfach von normalen Fingern. Es haben sich dort Hämatome gebildet, die nicht
erklärbar sind, so als hätte der Mörder … Eisenhände gehabt.«
    »Wie bitte?«
    »Anders kann ich es nicht erklären,
der Rest ist Ihre Arbeit!«
    Siggi kniff die Lippen zusammen.
»Und Sie sind sich absolut sicher?«
    »Herr Hauptkommissar, ich bin einer
der erfahrensten Thanatologen in Deutschland, glauben Sie mir.« Er sagte das sehr
sachlich, ohne einen Unterton der Belehrung oder Überheblichkeit.
    »Entschuldigung, aber was ist ein Thanatologe ?«, fragte ich.
    »Jemand Verrücktes, der unbedingt
wissen möchte, warum und wie Leute ums Leben gekommen sind.«
    Siggi wiegte seinen Kahlkopf unschlüssig
hin und her. »Und wie ist es mit dem Todeszeitpunkt? Der ist relativ ungenau angegeben,
plus/minus zwei Stunden, können Sie das vielleicht etwas präzisieren?«
    »Schauen Sie, eigentlich können
wir den Todeszeitpunkt überhaupt nicht angeben. Alles, was Sie dazu aus Film und
Fernsehen kennen, ist Humbug.« Er richtete sich im Stuhl auf. »Wir benutzen die
Nomogramme nach Professor Henske, Leichenabkühlung, Sie wissen schon, aber je nach
Auffindesituation nützen die manchmal nicht viel. Seien Sie froh, dass mein Kollege
sich auf eine Genauigkeit von plus/minus zwei Stunden eingelassen hat, wohl wegen
der weitgehend konstanten klimatischen Situation im Wohnzimmer. Normalerweise beträgt
das Vorhersageintervall plus/minus drei Stunden.«
    Siggi hob unschlüssig die Hände,
wagte aber keinen Widerspruch.
    »Dann haben wir noch einen zweiten
Klienten …«
    »Daniel Baumert.«
    »Genau. Relativ klarer Fall: Genickbruch
durch stumpfe Gewalteinwirkung. Tatwaffe war ein runder, zylindrischer Gegenstand
mit etwa zwei Zentimeter Durchmesser. Bei dieser enormen Gewalteinwirkung kann es
sich nur um eine schwere

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