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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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Stefanie Feinert. Ein mir bekannter
Name. Zufall?
    Als sie
pünktlich um 14 Uhr in mein Büro eintrat, wusste ich sofort, dass es kein
Zufall war. Sie sah ihrem Vater sehr ähnlich.
    »Guten
Tag, Herr Dr. Wilmut, darf ich reinkommen?«
    »Natürlich,
Frau Feinert, bitte nehmen Sie Platz!«
    Sie
ließ ihren bunten Rucksack zu Boden fallen und setzte sich auf die vordere
Stuhlkante. Auf die Schnelle zählte ich drei Piercings.
    »Also,
ich möchte gar nicht lange rumreden …« Sie zögerte.
    »Das
gefällt mir«, sagte ich.
    Sie
lächelte. »Ich bin die Tochter von Martin Feinert.«
    Ich
lächelte meinerseits. »Das dachte ich mir schon.«
    »Sehe
ich ihm so ähnlich?«
    »Ja,
das ist mir sofort aufgefallen. Trinken Sie auch so viel Kamillentee?«
    Sie
lachte. »Nein, er ist der Einzige in unserer Familie mit dieser …
Leidenschaft.«
    »Was
kann ich für Sie tun?«
    »Ich
studiere hier Literatur- und Theaterwissenschaften. Am liebsten möchte ich
einmal Dramaturgin werden. Eigentlich wollte ich in Jena studieren, aber dort
bekam ich keinen Studienplatz. So musste ich nach Frankfurt gehen. Inzwischen
bin ich sehr froh darüber, hier ist viel mehr los, dagegen ist Jena total das
Provinznest.«
    Ich
nickte, lächelte innerlich und wartete.
    »Entschuldigung
… ich rede immer total viel, wenn ich nervös bin, eigentlich geht es ja um Dana
Hartmannsberger.«
    Sofort
hatte sie meine volle Aufmerksamkeit.
    »Vater
hat mir erzählt, dass sie in Weimar als Marie im ›Clavigo‹ eingesprungen ist
und die Partie total vergeigt hat.«
    Ich
wiegte meinen Kopf hin und her. »Könnte man so sagen, ja …«
    »Obwohl
sie angeblich die Rolle kurz zuvor am Frankfurter Schauspiel gegeben haben
soll.«
    Ich
wusste nicht genau, ob ich sie richtig verstanden hatte. »Sagten Sie
angeblich?«
    »Ja,
denn es stimmt nicht. Sie hat gelogen. Ich habe die Spielpläne der letzten drei
Spielzeiten durchgesehen, der ›Clavigo‹ wurde zwar letztes Jahr im Bockenheimer
Depot gegeben, aber sie hat gar nicht mitgespielt.«
    »Sind
Sie sicher?«
    »Total
sicher. Ich habe in der Dramaturgie ein Praktikum gemacht und bin noch mal hin,
um alles durchzusehen. Kein Zweifel.«
    Ich sah
aus dem Fenster. »Wie sind Sie auf die Idee gekommen, mir das zu sagen?«
    »Mein
Vater hat mich darum gebeten. Deswegen habe ich mich heute früh für die
Sprechstunde eingetragen, um sicher zu sein, dass ich auch drankomme.«
    »Und
warum ist Ihr Vater damit nicht zur Polizei gegangen?«
    »Na ja,
er wollte sich nicht lächerlich machen, dachte, das sei vielleicht total
unwichtig.« Und schnell fügte sie an: »Aber Ihnen vertraut er.«
    Ich
lächelte. »Grüßen Sie ihn bitte von mir, und herzlichen Dank, es ist gut, dass
Sie sich gemeldet haben. Kann ich im Gegenzug etwas für Sie tun?«
    »Nein,
danke, im Moment nicht. Aber falls ich mal Ihren Rat bräuchte, darf ich dann
wiederkommen?«
    »Natürlich,
gerne!« Ich gab ihr meine Visitenkarte. »Hier ist meine Handynummer.« Sie
betrachtete zunächst ehrfurchtsvoll meine Karte und begann dann ziemlich
unkoordiniert, in ihrem bunten Rucksack herumzuwühlen, wobei einige Sachen auf
den Boden fielen. Das war ihr sichtlich peinlich, sie sah mich entschuldigend
an. Schließlich hatte sie ihr Portemonnaie gefunden, steckte die Visitenkarte
hinein und kramte den restlichen Inhalt ihrer ›Handtasche‹ zusammen.
    »Auf
Wiedersehen!« Mit einer etwas ungeschickt wirkenden Handbewegung verabschiedete
sie sich. Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss.
    Ich
hatte einen szenenhaften Eindruck davon bekommen, wie es wäre, eine Tochter zu
haben. Es war ein schöner Eindruck.
     
    Stefanie Feinert war die
einzige Studentin in der heutigen Sprechstunde, sodass ich einige Büroarbeit
erledigen konnte. Nicht eben meine Lieblingsbeschäftigung, aber notwendig. Als
ich eine Stunde später mein Büro verlassen wollte, sah ich unter dem
Besucherstuhl einen knallbunten Taschenkalender liegen. Ohne dass ich wusste,
warum, schlug ich ihn an einer wahllosen Seite auf. ›Liebrich, Reinhardt‹ stand
dort an oberster Stelle.

11. In Klein-Amsterdam
     
    Meine Mutter wohnte auf dem
ehemaligen Offenbacher Hafengelände, das vor ein paar Jahren komplett neu
aufgebaut worden war, so einmalig, dass es bundesweiten Modellcharakter erlangt
hatte. Es bestand aus einem Kreativzentrum mit der bekannten Offenbacher
Hochschule für Gestaltung als Mittelpunkt, kombiniert mit energiesparenden
Wohnhäusern, von denen man einen beeindruckenden Blick

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