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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Pforten lösten - und das würde ihnen vielleicht noch in dieser Nacht gelingen. Im Tiefen Turm.
    Schließlich suchte Corenn Hulsidor auf, weil sie sich von ihm einige Auskünfte erhoffte, die für ihre Recherchen nützlich sein könnten. Aber der Bibliothekar hatte sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt und weigerte sich, irgendjemanden zu empfangen. Seine Vorbereitungen seien kompliziert und zeitaufwändig, und er wünsche gefälligst in Ruhe gelassen zu werden, Potzdonner! Corenn bedrängte ihn nicht weiter.
    Am Abend kehrten Grigán, Léti und Rey sehr zufrieden von ihrem Ausflug in die Stadt zurück. Rey hatte einen Kollegen
getroffen, einen armen Schausteller, der seine Kunst mit Begeisterung ausübte und dem man voll und ganz vertrauen konnte. Die Gauklertruppe, zu der er gehörte, wollte in zwei Tagen nach Le Pont in Lorelien aufbrechen, um dort auf dem Jahrmarkt zum Tag der Erde aufzutreten. Als Grigán den Gauklern vorschlug, sie zu begleiten, waren diese sogleich einverstanden gewesen. Der Weg durch das Klamme Tal und die Nebelberge galt als nicht besonders sicher, weshalb Grigáns und Létis kämpferische Aufmachung ihnen mehr als willkommen war. Den Erben wiederum war daran gelegen, unerkannt zu bleiben, und unter so vielen Spielleuten, Jongleuren und Spaßmachern würden sie kaum auffallen.
    Außerdem hatte Rey neue Kleider für Lana besorgt. Ihre Robe mit den eurydischen Symbolen erregte in der Hauptstadt des Alten Landes viel zu viel Aufmerksamkeit. Daher hatte er etwas von seinem neuen Vermögen ausgegeben, um ihr neues Reisegepäck zusammenzustellen.
    Lana war das unangenehm - zum einen, weil sie es nicht gewohnt war, Geschenke zu bekommen, und zum anderen, weil sie die neuen Kleider sehr unschicklich fand. Sie erfuhr nie, dass Rey ohne den Einspruch von Grigán und Léti noch kürzere Modelle ausgesucht hätte. Sie dankte ihm aufrichtig, verschob die Anprobe aber auf später.
    Bei Einbruch der Nacht versammelten sich die Erben an einem Tisch im Dienstbotentrakt, in dem Sapone sie untergebracht hatte. Der Hausherr dachte nicht im Traum daran, sie auch noch zu bewirten. Wäre er nicht an ihre Vereinbarung gebunden gewesen, hätte er die lästigen Fremdlinge längst ins Gefängnis werfen lassen. Yan und Bowbaq erschienen nicht zum Essen, und auch Hulsidor blieb in seinem Arbeitszimmer. Die Stimmung bei Tisch war seltsam angespannt.

    Schließlich kam Yan mit vor Aufregung leuchtenden Augen angelaufen, um Corenn zu holen. Die Ratsfrau folgte ihm neugierig. Sie rechnete mit allem, nur nicht damit, dass ihr Schüler ihr etwas über Magie beibringen würde. Doch genau das geschah.
     
     
     
    Bowbaq sah Corenn an, die sich ihm gegenübersetzte, und wurde puterrot. Er war überzeugt, dass er und Yan seit dem Vortag über etwas sehr Unhöfliches gesprochen hatten.
    Corenn hatte gehofft, mehr zu verstehen, sobald sie das Zimmer sah, in das sich die beiden zurückgezogen hatten. Aber sie konnte nichts als die üblichen Möbel entdecken - und die Katze Frosch, die Léti ihnen überlassen hatte. Bowbaq und Yan hatten doch nicht etwa die ganze Zeit nur geredet? Und wenn ja, worüber?
    Yan beichtete der Ratsfrau, dass er sich auf den Geist Grigáns konzentriert hatte, erwähnte aber mit keinem Wort, warum. Die schockierte Reaktion der Magierin gab ihm recht.
    »Das war dumm und unüberlegt, Yan«, sagte sie beherrscht. »Was hast du dir dabei gedacht? Jede noch so kleine Manipulation, auch nur für kürzeste Zeit, hätte ihn töten können! Du musst noch so viel lernen … und hast schon Magie auf einen Menschen ausgeübt, was nicht einmal ich je versucht habe!«
    »Es tut mir leid«, versicherte er aufrichtig. »Ich weiß, dass ich es nicht hätte tun sollen. Aber heißt es nicht: Wenn ein Tölpel im Sand gräbt, stößt er auf Gold? Ich glaube nämlich, dass ich etwas entdeckt habe«, sagte er vergnügt.
    Corenn beschloss, sich den Rest ihrer Strafpredigt für später aufzuheben. Ihre Worte sollten Wirkung zeigen und
mussten daher wohlüberlegt sein. So kam ihr der Aufschub nicht ungelegen.
    »In meiner Konzentration habe ich etwas gesehen«, begann Yan. »Es war nicht Grigán, oder besser gesagt, es war Grigán in symbolischer Gestalt. Das ist schwer zu erklären … Bisher habe ich, wenn ich mich auf meine Münze konzentriert habe, nur eine recht unförmige Masse wahrgenommen, so etwas wie einen Berg Sand, auf den ich nach Belieben einwirken konnte. Bei Grigán war das viel komplizierter. Es sah aus wie …

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