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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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gewesen.
    Nun aber trug er einen Namen. Seine Herrschaft war angebrochen. Sombre. Sombre. SOMBRE.

    Am Quint der Dekade der Erde machten die Erben in einer Herberge nicht weit vom Tal der Krieger Halt. Der schmale Landstrich zwischen den Bergen des Rideau und dem Spiegelozean war der einfachste Weg in die Königreiche des Ostens. Im Grunde genommen war es sogar der einzige, denn andernfalls hätten sie an der Insel Yerim vorbei über das Feuermeer segeln und sich dann zu Fuß durch eine Wüste namens Sandmeer schlagen müssen.
    Abgesehen vom Wirt und dessen Frau war das Gasthaus leer. Der drohende Krieg schien schlecht für das Geschäft zu sein. So wurden die Erben hofiert wie Könige, jedenfalls bis die Goroner erfuhren, wo sie hinwollten. Von da an verlangten sie für jeden Dienst bare Münze.
    »Ihr habt wohl kein Vertrauen in unsere Rückkehr«, sagte Rey. »Dabei scheint mir Eure Herberge ein guter Ausgangspunkt für Reisen in den Osten zu sein. Mit diesem Hintergedanken habt Ihr sie doch sicher eröffnet …«
    »Mein Herr, ich habe bereits mehreren Gästen, die ich seit Jahren kannte, Kredit gewährt. Sie reisten nach Thallos, Sol, Grelos und an andere fremde Orte. Dort betrieben sie Tauschhandel, lernten die Sprache, erforschten Sitten und Gebräuche und kehrten mit Andenken zurück. Dann brachen sie erneut auf, den Kopf voller Träume von Entdeckungen und schnellem Reichtum. Doch seit sechs Monden ist niemand mehr aus dem Osten zurückgekehrt. Es herrscht Krieg, müsst Ihr wissen. In einer Dekade sind mehr Soldaten an meiner Tür vorbeigezogen, als ich in meinem ganzen Leben zu Gesicht bekommen habe.«
    Mit diesen Worten kehrte der Wirt Rey den Rücken zu und gab ihm damit zu verstehen, dass das Gespräch beendet war. Da Rey die Frage ohnehin nur aus Neugier gestellt hatte, ließ er die Sache auf sich beruhen.

    Corenn fürchtete, dass Grigán nach den Worten des Wirts seine Meinung ändern könnte, und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Doch er hielt sich an ihre Abmachung. Er wusste auch so, wie gefährlich ihr Vorhaben war.
    Die Erben aßen in dem kleinen Gastraum der Herberge zu Abend, der mit Andenken aus den Ländern des Ostens geschmückt war. Waffen und Rüstungsteile, Teppiche, Werkzeuge, Jagdtrophäen und andere Kostbarkeiten zierten die Wände oder waren auf Regalen ausgestellt. Léti erkannte eine Pike und einen Gießer, denn diese Waffen hatte sie bereits im Eroberten Schloss in Junin gesehen. Doch damit war der kriegerische Einfallreichtums der Bewohner des Ostens noch längst nicht erschöpft: Die Klingen und Spitzen sämtlicher Waffen waren gezackt und mit Widerhaken versehen, damit sie dem Opfer besonders schlimme Wunden zufügten. Der Wirt zeigte ihnen auch ein yalamisches Schild, dessen Ränder messerscharf geschliffen waren.
    Später führte Bowbaq ihnen Miffs Fortschritte vor und ließ das Mausäffchen mehrere Kunststücke vollbringen. Es holte Gegenstände herbei, riss Brot vom Laib und füllte sogar ihre leeren Becher. Die Gefährten hatten viel Spaß, aber am glücklichsten war das Äffchen selbst, denn Bowbaqs Dressurmethoden gefielen ihm viel besser als Tonks.
    Seit dem Kampf gegen die Züu in der Heiligen Stadt hatte sich Yan nicht mehr als Erjak betätigt. In den Geist eines Affen einzudringen, war eins gewesen, doch im Eifer des Gefechts hatte Yan einen anderen Menschen kontrolliert. Schlimmer noch, einen Mörder. Diese Erinnerung hinterließ ein ungutes Gefühl. Er konnte es kaum erwarten, sich mit Bowbaq darüber auszutauschen. Allerdings fürchtete der Riese Corenns Tadel. Hatte sie ihm nicht befohlen,
die Sache mit dem Tiefen Geist auf sich beruhen zu lassen?
    Nach dem Essen zog sich Lana zurück. Die Erben wussten, dass sie nur eins im Sinn hatte: das Tagebuch ihres Ahnen zu entziffern. Bislang war sie an dieser Aufgabe gescheitert.
    Kurz darauf folgte Grigán ihrem Beispiel, sehr zum Erstaunen der anderen, die einen neuen Ausbruch seiner Krankheit fürchteten. Den Krieger machte ihre Sorge verlegen, und er beteuerte, es gehe ihm gut, aber die nächsten Tage versprächen anstrengend zu werden. Er riet ihnen, ebenfalls nicht zu spät schlafen zu gehen.
    Bowbaq, für den Grigáns Ratschläge Befehle waren, ging bald auf sein Zimmer und nahm Miff mit. Corenn und Rey schlossen sich ihm an, und so waren Yan und Léti zum ersten Mal seit langem allein.
    Angesichts der ungewohnten Zweisamkeit lächelten die beiden einander scheu an. Sie wollten den kostbaren Augenblick auf

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