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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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musste noch schlimmer aussehen.
    Ein feiner Nieselregen setzte ein und stimmte die Gefährten missmutig. Nur Grigán freute sich über den Regen, denn so konnten sie hoffen, das Tal der Krieger zu durchqueren, ohne in eine Schlacht zu geraten. Es regnete immer stärker, und nach wenigen Meilen waren die Erben bis auf die Haut durchnässt. Als sie die letzten Ausläufer des Rideau-Gebirges hinter sich gelassen hatten, ließ der Regen etwas nach.
    »Thalitt liegt im Osten«, sagte Rey und wies in die Richtung. »Warum reiten wir immer weiter nach Norden?«
    »Wir können nicht einfach ostwärts reiten. Ich kenne mich in dieser Gegend nicht aus«, sagte Grigán mürrisch. »Auf diesem Weg müssten wir früher oder später auf die goronischen Truppen stoßen. Die Goroner werden uns sagen können, wo die feindliche Armee ihr Lager aufgeschlagen hat.«
    Grigáns Unsicherheit beunruhigte die anderen. Sie hatten zwar gewusst, dass ihm die Länder des Ostens fremd waren, doch seine Hilflosigkeit nun unmittelbar zu erleben, war etwas völlig anderes. Sie waren es gewohnt, überall von ihm geführt zu werden, und kamen sich mit einem Mal verloren vor. Wie würde es ihnen erst in Thalitt ergehen, wo sie noch nicht einmal der Sprache mächtig waren?
    So ritten sie weiter gen Norden und achteten nun genauer
auf die Umgebung, da sie sich nicht mehr allein auf Grigán verlassen konnten.
    Die Gegend war einsam, denn die regelmäßigen Angriffe von Barbaren, die aus dem Osten über die Grenze einfielen, hatten sämtliche Bewohner in die Flucht geschlagen. Nur selten sahen sie ein paar windschiefe Hütten, die in einer Senke kauerten. Die umliegenden Felder waren vom Durchzug der Truppen verwüstet, und aus den Kaminen stieg kein Rauch auf. Sämtliche Zivilisten hatten das Kriegsgebiet verlassen, und so weitete sich der Landstrich, dem die Dichter den Namen »Tal der Krieger« gegeben hatten, immer mehr aus.
    Auf ihrem Weg nach Norden kamen die Erben an den Überbleibseln der Kriege vorbei, die den traurigen Ruf des Tals begründeten: rostige Rüstungen, verwitterte Burgruinen und sogar verblichene Knochen - stumme Zeugen von Schlachten aus einer Vergangenheit, die so weit zurückreichte, wie die Berge des Rideau in den Himmel ragten.
    Wie viele Kriege hatten dieses Tal verwüstet? Wie viele Männer hatten hier den Tod gefunden? Einer Legende zufolge, die bis ins Matriarchat vorgedrungen war, konnte man an jedem beliebigen Ort im Tal der Krieger ein Loch graben und würde dort einen Totenschädel finden. Wie oft hatten die Thalitten schon versucht, Goran zu erobern? Wie weit waren sie in das Kaiserreich vorgedrungen, bevor sie zurückgedrängt wurden?
    Je mehr Meilen sie zurücklegten, desto häufiger stießen die Gefährten auf Spuren des Todes. Lana betete um den Seelenfrieden der Krieger, deren Gebeine unter den Hufen ihre Pferde brachen. Wollte Saat tatsächlich Krieg führen? In den Oberen Königreichen herrschte seit zwei Generationen
Frieden. Würde er sie ins Chaos stürzen, so wie Usul es vorausgesagt hatte?
    Der Regen hatte nun endgültig aufgehört, und obwohl der Himmel noch immer wolkenverhangen war, hatten die Erben nun einen freien Blick über die verlassene Ebene am Fuß der Berge. So sahen sie den goronischen Grenzposten, lange bevor sie ihn erreichten.
    Auch die Soldaten hatten die Gefährten schon von weitem erblickt. Der Grenzposten bestand aus einer kleinen Festung, die von einer gerade einmal fünf Schritte hohen Palisade und einem flachen Graben umgeben war. Trotzdem schienen die Soldaten bereit, sie bis in den Tod zu verteidigen.
    Zehn Bogenschützen bedrohten Grigán, Corenn und die anderen, die langsam näher ritten und die Hände hoben, um ihre friedlichen Absichten zu signalisieren. Doch das reichte den Goronern nicht, um ihre Waffen zu senken.
    »Wir empfangen keine Zivilisten!«, rief ein Hauptmann vom Wehrgang herunter. »Setzt Euren Weg fort, wenn Ihr nicht vom Kaiser höchstselbst geschickt seid!«
    »So sei es, Meister Offizier«, rief Corenn mit lauter Stimme zu ihm hoch. »Aber wir haben Geschäfte in Sol zu erledigen und möchten den feindlichen Truppen aus dem Weg gehen. Würdet Ihr uns eine Auskunft erteilen?«
    »Ihr seid verrückt«, antwortete der Mann. »Oder Ihr führt etwas anderes im Schilde. Welche Geschäfte führen Euch denn zu den Wallatten?«, fragte er misstrauisch.
    »Unsere Absichten sind lauter, Meister Offizier. Der Grund, warum wir in so gefährlichen Zeiten die Grenze

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