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Götter des Meeres

Götter des Meeres

Titel: Götter des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Hand entgegen und wartet darauf, daß ich einschlage. Indes soll es dazu nicht kommen.
    Polternd stürzt eine der uralten Mauern in sich zusammen. Mannsgroße Gesteinsbrocken zerfetzen viele der Pflanzenfasern, die an ihnen wucherten. Sand wirbelt auf und trübt vorübergehend die Sicht.
    Der Pferch wird erschüttert. Immer mehr Wurzeln lösen sich, das ganze Gebilde beginnt heftig zu schwanken. Irgendwo strömt Wasser ein. Innerhalb weniger Augenblicke bedeckt es den Boden.
    »Du hast uns verraten!«
    In Cormins Augen steht ein irres Flackern, als er mich unverhofft anspringt. Instinktiv richte ich den Dreizack gegen ihn. Ich habe nicht die Absicht, ihn zu töten, doch er stürzt so unglücklich, daß ich nicht mehr ausweichen kann. Er stirbt schweigend, und mir scheint, als bedeute der Tod die Erlösung für ihn.
    Der Lärm ringsum schwillt weiter an. Ich begreife nicht, weshalb keiner der Jäger erscheint, um die Ursache herauszufinden, da stockt mir der Atem.
    Hinter den Überresten der zerstörten Mauer tobt ein düsterer Schatten. Ein Mörderfisch!
    Diese Ungeheuer der Tiefsee sind von allen gefürchtet, aber sie wagen sich nie bis in die flachen Gewässer des Nassen Grabes vor. Wenn dieser sich dennoch hierher verirrt hat, mag er doppelt gefährlich sein.
    Die Menschen schreien und wissen nicht, daß sie den Räuber damit nur anlocken. Ich versuche, ihnen klarzumachen, daß sie schweigen sollen, aber sie achten nicht auf mich.
    Mit einem einzigen Schlag seiner messerscharfen Schwanzflosse bringt der Fisch eine weitere Mauer ins Wanken. Die letzten Pflanzenstrünke lockern sich, von der langsam aufsteigenden Luftblase in die Höhe gezerrt.
    »Klammert euch irgendwo fest«, rufe ich den verängstigten Menschen zu. Einige verstehen. Nur so können sie an die Oberfläche gelangen, ohne zu ertrinken.
    Von allen Seiten strömt Wasser herein. Eine heftige Woge reißt mich mit sich, ohne daß ich dagegen anzukämpfen vermag. Inmitten des tosenden Wirbels sehe ich den Mörderfisch auf mich zukommen.
    Die Verzweiflung will mir die Kiemen abdrücken. Nur mit dem Dreizack bewaffnet, gibt es für mich kaum ein Entkommen. Ich suche Schutz hinter einigen der losgerissenen Mauerblöcke; der Fisch schwimmt so nahe an mich heran, daß ich nur die Hand auszustrecken brauche, um sein Maul zu berühren. Dennoch erreicht er mich nicht.
    Aber diese Bestien können hartnäckig sein. Tatsächlich rammt sie mehrmals mit voller Wucht gegen das Mauerstück. Ich bin gezwungen, meine Deckung zu verlassen, will ich nicht zerquetscht werden.
    Darauf hat das Tier gewartet. Im letzten Moment entgehe ich den zuschnappenden, mit nadelscharfen Zähnen bewehrten Kiefern. Wenn ich jetzt zu fliehen versuchte, käme ich nicht weit. Später begreife ich nicht mehr, welcher Dämon mich dazu treibt, die unmittelbare Nähe des Fisches zu suchen. Doch das ist die einzig sichere Zuflucht.
    Krampfhaft den Dreizack umklammernd, suche ich über den Augen des Tieres Halt zu finden. Fünf Schritte von mir entfernt ragt mannshoch die Rückenfinne auf, die kräftig genug ist, einem Okeazar schwerste Wunden zuzufügen.
    Der Mörderfisch wird schneller, versucht, mich abzuschütteln. Daß es ihm nicht sofort gelingt, treibt ihn zur Raserei. Nur mit Mühe kann ich mich halten, wage aber nicht, mit dem Dreizack zuzustoßen, weil ich dann Gefahr laufe, abzurutschen.
    Die Bestie schwimmt nach Westen.
    Erneut versucht sie, mich loszuwerden. Plötzlich, ich bin darauf nicht gefaßt, taucht sie steil ab. Die Schuppen des mächtigen Schädels entgleiten mir.
    Fünf Körperlängen ist der Mörderfisch schon von mir entfernt, dann kommt er zurück. Es geht zu schnell, als daß ich versuchen könnte, in einem der nahen Gebäude Zuflucht zu suchen. Dem Angreifer auszuweichen, ist unmöglich.
    Aleoch, schießt es mir durch den Sinn, du wirst nie mehr von mir hören.
    In dem Augenblick, da der Fisch nach mir schnappt, stoße ich mich kräftig ab. Gleichzeitig führe ich den Dreizack mit aller Wucht gegen ihn.
    Ich werde zur Seite geschleudert, der Räuber aus der Tiefsee bäumt sich auf. Für die Dauer einiger Herzschläge schwimmt er mit dem Bauch nach oben, läßt sich treiben, als wäre er tot. Mein eigenes Gewicht zerrt den Dreizack aus der Wunde, und ich falle. Ich versuche nicht, mich abzufangen. Heftige Flossenschläge lassen das Wasser ringsum brodeln.
    Da wirft sich der Fisch erneut herum. Eine seltsame Ruhe erfaßt mich.
    Unmittelbar über dem Grund erwarte ich den

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