Götterbund (German Edition)
habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.
Sonst nichts. Schon heute Morgen hatte sie sich eigenartig verhalten. Sie hatte kaum etwas gesagt, war mit den Gedanken offensichtlich ganz woanders gewesen. Ob sie unglücklich war? Doch das konnte Rajatshas sich nicht vorstellen. Das Band zwischen ihm und Dashamien war mittlerweile so stark, dass er manchmal glaubte, ihre Empfindungen spüren zu können. Sicher, da waren hin und wieder Zweifel, die er jedoch auf ihr Geheimnis mit Shaquess zurückführte. Er wusste, dass sie glücklich war. Ebenso wie er selbst.
Laut klopfte er an Dashamiens Zimmertür. Er wartete einen Moment und lauschte, doch es kam keine Antwort. Er klopfte abermals und, als Dashamien nicht reagierte, ein drittes Mal. Dann öffnete er vorsichtig die Tür. „Dashamien? Ich habe deine Nachricht erhalten.“ Er lugte in den Raum hinein, doch das Gemach schien leer zu sein. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als er die Tür ganz aufstieß und das Zimmer betrat. „Dashamien?“, konnte er noch ein zweites Mal rufen, bevor ihm ein schwarzer Schatten entgegen sprang.
Auf dem Weg zu dem heruntergekommenen Haus, in dem sie sich mit Ehliyan treffen wollte, hatte sich Yannas Traurigkeit in Wut verwandelt. Diesmal allerdings nicht auf Shaquess, sondern auf sich selbst. Was war nur in sie gefahren? Die ganze Zeit über hatte sie gewusst, dass Shaquess ein Geheimnis hatte. Und sie hatte stets steif und fest behauptet, dass sie dieser Umstand nicht störte. Weil sie Shaquess vertraute und wusste, dass er ihr davon erzählen würde, wenn er bereit dazu war. Und jetzt, da sie zufällig davon erfuhr, warf sie ihm genau das vor. Schlimmer: Sie hatte es gar nicht zur Aussprache kommen lassen, weil sie einfach aus dem Zimmer gestürmt war. Wenn Shaquess darauf bestand, dass sie ihm sagte, wer ihr von seiner Vergangenheit erzählt hatte, musste er einen guten Grund dafür haben. Sie hätte ihm einfach sagen sollen, dass es Georgas gewesen war. Dann hätte sich bestimmt alles aufgeklärt. Auch die Sache mit Shaquess’ Bruder. Sie wusste doch, dass er diese schreckliche Tat nicht begangen haben konnte. Es passte einfach nicht zu dem Shaquess, den sie kannte.
Als Yanna die Tür des heruntergekommenen Hauses aufstieß nahm sie sich vor, noch einmal mit Shaquess zu sprechen. Und diesmal würde sie auf ihn eingehen, ihm zuhören und seine Sorgen ernst nehmen. Ihm beweisen, dass sie ihm vertraute.
Sie trat durch die Tür und bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Doch bevor sie auch nur einen Muskel rühren konnte, traf sie ein heftiger Schlag gegen den Kopf. Alles wurde schwarz.
Rajatshas warf sich zur Seite. Die Klinge, die auf sein Herz gezielt hatte, durchlöcherte nur seinen Umhang. Während Rajatshas aufsprang zog er seinen Dolch aus der Scheide. Der Angreifer stach ein zweites Mal zu. Als sich die beiden Klingen trafen, hatte Rajatshas zum ersten Mal Zeit, seinem Attentäter ins Gesicht zu sehen. „Du?“, spie er aus, als er in die Augen des neuen Gardisten sah.
„Stirb!“, schrie der Junge, als er sich von dem König löste und ein drittes Mal mit dem Schwert ausholte.
Rajatshas nutzte den Moment und rammte seinem Angreifer den Dolch tief in den Bauch. Mit vor Schreck geweiteten Augen ließ der Junge seine Waffe fallen und ging zu Boden. Röchelnd presste er seine Hände auf die blutende Wunde.
Rajatshas wusste, dass der Stich nicht tödlich war. Zumindest nicht sofort. Er brauchte den Jungen noch. Dashamien hielt sich nicht in diesem Zimmer auf, dessen war der König sich mittlerweile sicher. Und der neue Gardist hatte das gewusst, sonst hätte er Rajatshas nicht ausgerechnet hier her gelockt. Der König ging neben dem Jungen auf die Knie. „Wo ist Dashamien?“
Das schmerzverzerrte Gesicht brachte ein Lächeln zustande. „Du kannst sie nicht mehr retten.“
Rajatshas packte den Jungen am Kragen. „Wo ist sie?“
Der Gardist lachte nur. „Du willst sie retten, obwohl sie dich betrügt? Aber du bist ohnehin zu spät. Jeden Moment wird sie ihr Leben aushauchen. Zumindest ein Mitglied der Königsfamilie weniger.“
Blind vor Zorn griff Rajatshas nach dem blutverschmierten Dolch und stieß ihn dem Jungen tief ins Herz.
Als Yanna wieder zu sich kam, hatte sie schreckliche Kopfschmerzen. Stöhnend öffnete sie die Augen. Sie erkannte das Innere des heruntergekommenen Hauses am Stadtrand. Der Ort, wo sie sich immer mit Thoran oder Ehliyan traf. Sie saß am Boden und lehnte mit dem Rücken
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