Götterbund (German Edition)
endlich mit Shaquess reden. Und dabei auf alles vorbereitet sein.
„Du bist bei den Fanatikern aufgewachsen. Ich habe deine Mutter kennen gelernt, deshalb kann ich wirklich verstehen, dass du dich an ihr und den anderen Fanatikern rächen willst, indem du als Taissin arbeitest.“ Obwohl Yanna sich alle Mühe gab, ruhig zu klingen, konnte sie das heftige Zittern nicht aus ihrer Stimme verbannen.
Shaquess wollte etwas einwerfen, doch die junge Frau hob die Hand, um ihn davon abzuhalten. „Allerdings verstehe ich nicht, warum du es mir nicht erzählt hast. Außer… du hattest einen Bruder, richtig? Was ist mit ihm geschehen?“ Beinahe traute sich Yanna nicht, Shaquess weiter ins Gesicht zu sehen. Sie hatte Angst, was sie in seinen Augen lesen würde.
„Woher weißt du das?“, fragte Shaquess gefährlich leise. Sein Blick bohrte sich in Yannas Augen.
„Beantworte meine Frage.“
„Ich will wissen, woher du das weißt.“
„Ist das nicht völlig unwichtig?“, rief Yanna, den Tränen nahe.
„Es ist das einzig Wichtige.“
Die junge Frau sprang auf. „Ich will, dass du mir sagst, was mit deinem Bruder passiert ist!“
Im nächsten Augenblick stand Shaquess plötzlich direkt vor ihr. Er packte sie an den Oberarmen und starrte sie an. „Ich meine es ernst, Yanna. Du musst mir sagen, wer dir das erzählt hat und ob sich diese Person im Palast aufhält.“
Wütend schüttelte sie den Taissin ab. „Hörst du mir überhaupt zu?“
Doch Shaquess starrte sie nur weiterhin eindringlich an.
„Erst verheimlichst du mir, dass du bei den Fanatikern aufgewachsen bist und jetzt willst du mir nicht einmal meine Fragen beantworten?“ Aufgebracht stürmte die junge Frau an dem Taissin vorbei.
„Yanna!“, hörte sie Shaquess noch rufen, dann fiel die Zimmertür krachend hinter ihr zu. Tränen schossen Yanna in die Augen, als sie die Palastflure entlang eilte. Zornig wischte sie sie weg. Wenn sie gleich mit verquollenen Augen in dem heruntergekommenen Haus auftauchte, würde Ehliyan sicher wissen wollen, was passiert war. Und auf ein „Ich habe es dir ja gleich gesagt“ konnte sie im Moment wirklich verzichten.
Shaquess ballte die Hände und löste sie wieder. Das wiederholte er einige Male, bis seine innere Anspannung ein wenig nachgelassen hatte. Er hatte einen Fehler gemacht, das wusste er. In seiner Sorge hatte er übersehen, dass Yanna momentan nicht in der Lage war, die Zusammenhänge zu begreifen. Ihr Vertrauen in ihn war erschüttert worden. Sie konnte gerade nicht verstehen, dass es jetzt in erster Linie nicht um sie beide ging. Sondern darum, dass sich möglicherweise ein Spion der Fanatiker im Palast aufhielt. Denn wer immer Yanna über seine Vergangenheit aufgeklärt hatte, konnte keine guten Absichten haben.
Shaquess fluchte. Er hätte Yanna nicht gehen lassen dürfen. Andererseits wusste er, dass sie nun auf dem Weg zu einem weiteren Treffen mit Ehliyan war. Er konnte ihre Abwesenheit nutzen, selbst ein wenig im Palast nachzuforschen. Der erste, auf den Shaquess’ Verdacht fiel, war der neue Gardist, den er bis heute noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Schon allein dieser Umstand machte ihn verdächtig. Wenn er ihn jetzt suchte und zur Rede stellte, könnte er die Gefahr gebannt haben, noch bevor Yanna in den Palast zurückehrte. Doch etwas hielt ihn zurück. Es war nicht mehr als eine Ahnung, eine Unruhe, die es Shaquess unmöglich machte, seinem eigenen logischen Entschluss zu folgen.
Ohne einen weiteren Moment zu verlieren, verließ er Yannas Zimmer und machte sich auf den Weg, die junge Frau einzuholen. Zuerst musste er sicherstellen, dass es Yanna gut ging. Dann würde er sich um den Spion kümmern.
Rajatshas musste zugeben, dass seine Entscheidung, einen Teil der Gardisten zu entlassen, die richtige gewesen war. Nie hatte er sich im Palast so frei gefühlt. Seit er denken konnte waren ständig Wachen um ihn herum gewesen. Sicherstellend, dass er nicht wie seine Großmutter einem Attentat zum Opfer fiel. Rajatshas erlebte zum ersten Mal, was Privatsphäre bedeutete und wie wunderbar sie sich anfühlte. Genau das würde er auch Dashamien sagen. Sich bei ihr dafür bedanken, dass sie sein Denken erweitert hatte. Natürlich erst, nachdem sie selbst zu Wort gekommen war und den Grund für dieses Treffen angesprochen hatte. Die schriftliche Nachricht, die Dashamien ihm hatte zukommen lassen, war nicht besonders aufschlussreich gewesen.
Bitte komm sofort in mein Gemach. Ich
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