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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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als dass Shaquess sein Gesicht hätte erkennen können. Aber doch nah genug, dass der Taissin mit Sicherheit sagen konnte, dass er diesen Gardisten noch nie zuvor gesehen hatte. Es musste sich um den neuen Jungen in Ausbildung handeln, bei dessen Aufnahmezeremonie Yanna gewesen war und den Shaquess bis jetzt nur vom Hörensagen kannte. Seit dieser neue Gardist vor ein paar Tagen seinen Dienst im Palast aufgenommen hatte, war er dem Taissin noch nicht über den Weg gelaufen.
    Shaquess zuckte mit den Achseln und setzte seinen Weg fort. Früher oder später würde er den Jungen schon zu Gesicht bekommen. Und selbst wenn nicht? Wen kümmerte es?
     
    Yanna stellte während der nächsten Wochen erstaunt fest, dass Georgas’ sympathische Seite seine Merkwürdigkeit um Längen schlug. Der Junge schien einen Narren an ihr gefressen zu haben. Er glich einem Hündchen, das seine Herrin nach Möglichkeit immer und überall hin begleitete. Pausenlos stellte er ihr Fragen über ihr Leben und ihre Freunde, schien jede Kleinigkeit über Yanna in sich aufzusaugen. Dabei sparte er auch nicht mit Erzählungen aus seinem eigenen Leben. Er berichtete offenherzig über die Fanatiker, über seine Kindheit und erzählte Details über seine Familie. Yanna begann, seine Gesellschaft zu schätzen.
    „Trefft Ihr Euch manchmal mit den Rebellen?“, fragte er eines Tages, nachdem er kurz zuvor noch von seinem Bruder erzählt hatte.
    „Ab und zu“, erwiderte Yanna zögernd. „Wieso?“
    „Ihr müsst vorsichtig sein.“
    In diesem Moment klang Georgas so sehr wie Shaquess, dass Yanna lachen musste. „Das bin ich“, beruhigte sie ihn. „Mach dir keine Sorgen.“
    „Wann trefft Ihr sie das nächste Mal? Wenn Ihr den Palast verlasst könnte ich die Wachen am Ausgang ablenken, so dass niemand etwas bemerkt.“
    „Das ist nicht nötig“, winkte Yanna ab und lachte noch mehr. Genau dasselbe hatte Shaquess ihr bereits vor ihrem ersten Treffen mit Thoran vorgeschlagen.
    „Doch, das ist es“, beharrt Georgas stur. „Stellt Euch nur vor, ein Gardist sieht Euch und erzählt es dem König. Ist wenigstens Euer Treffpunkt sicher? Er befindet sich nicht zu nah am Palast, oder?“
    „Nein“, schmunzelte Yanna. „Und nun hör auf, dich zu sorgen. Unser Treffpunkt liegt fernab des Palastes am Stadtrand und natürlich treffen wir uns nicht auf offener Straße. Es gibt dort ein heruntergekommenes Haus, welches uns perfekt von jeglichen Blicken abschirmt.“
    Georgas schien einigermaßen beruhigt. „Was ist mit den Wachen?“
    „Ich brauche deine Hilfe wirklich nicht. Konzentriere dich lieber auf deine Ausbildung. Wenn du mir hilfst und wir erwischt werden ist dein Traum, Gardist zu werden, hinüber.“
    Trotzig schob der Junge die Unterlippe vor. „Ich würde der Königsfamilie ohnehin nicht mehr dienen wollen, wenn König Rajatshas Euch wieder in den Kerker wirft.“
    Yanna seufzte. Sie rechnete es Georgas hoch an, dass er sich so hartnäckig um sie sorgte, doch manchmal wünschte sie, er hätte mehr Vertrauen. „Wenn ich mich morgen mit Ehliyan treffe, wird Shaquess die Wachen ablenken. Das hat er bisher immer getan und er macht seine Sache gut. Zufrieden?“
    „Shaquess… der oberste Taissin?“
    „Ja.“ Yanna sah den Jungen verwirrt an. „Kennst du ihn nicht?“
    „Ich habe ihn bisher noch nicht im Palast angetroffen. Aber ich kenne ihn.“
    Etwas an der Art, wie er das sagte, gefiel Yanna überhaupt nicht. „Wie meinst du das?“
    Ein Schatten von Bitterkeit legte sich über das junge Gesicht.
    „Wie kannst du ihn kennen, wenn du ihm noch nicht begegnet bist?“, hakte Yanna nach.
    „Ich kenne ihn… von früher.“
    Yannas Herz begann, unangenehm heftig gegen ihren Brustkorb zu hämmern.
    „Ihr steht euch nah“, stellte Georgas traurig fest. „Ich hätte es nicht erwähnen dürfen. Er wird es dir bestimmt irgendwann selbst erzählen.“
    Natürlich würde er das. Der Junge hatte Recht. Sie sollte diese Andeutung einfach ignorieren, sie vergessen. Sie wollte Shaquess’ Geheimnis nicht auf diese Weise lüften. Er sollte irgendwann genug Vertrauen zu ihr haben, dass er es ihr selbst erzählte. Doch sie konnte Georgas’ Anspielung nicht einfach übergehen. Sie musste zumindest wissen, ob der Junge das gemeint hatte, was sie befürchtete. „Sag es“, forderte sie.
    Als Georgas nicht reagierte, bohrte Yanna weiter: „Du hast gesagt, dass du ihn von früher kennst. Von deiner Familie, den Fanatikern?“
    Der Junge schwieg.
    Yanna

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