Götterbund (German Edition)
erleichtertes Aufseufzen durch den Raum.
„Den Götter sei Dank!“, hörte Yanna ihren Großvater ausrufen.
„Ein Glück!“, schloss sich Amjen an.
Ehliyan fiel ihr um den Hals. Im nächsten Moment stieß er sie wieder von sich und funkelte sie wütend an. „Wo bist du gewesen? Hast du eine Vorstellung davon, was für Sorgen wir uns gemacht haben?“
Yannas Blick schweifte durch den Raum. Niemals hatte sie so viele Menschen hier versammelt gesehen. Amjen und Niquos hielten sich im Hintergrund, ebenso wie Malyn. Lyza tat es in diesem Moment Ehliyan gleich und zog Yanna an sich. „Du verstehst etwas von dramatischen Auftritten“, flüsterte die ehemalige Gardistin ihr ins Ohr. Als sie sie wieder losließ, zwinkerte sie ihr zu.
Das entlockte Yanna ein Lächeln, welches jedoch in dem Moment gefror, in dem Niquos das Wort ergriff. „Was ist geschehen?“
Thoran warf dem anderen Ratsmitglied einen bösen Blick zu und legte Yanna einen Arm um die Schulter. „Nun lass sie doch erst einmal wieder zu sich finden.“
„Wie bitte?“, empörte sich Ehliyan. Die Hände in die Hüfte gestemmt baute er sich vor Thoran auf. „Wir warten hier stundelang voller Sorge und nun sollen wir sie zu sich finden lassen ?“ Sein Blick richtete sich wieder auf Yanna. „Beantworte Niquos’ Frage!“
Yanna sah unsicher von einem Gesicht zum nächsten. Sie hatte es verdient, das wusste sie. Ihre Reaktion, nach der Auseinandersetzung mit Rajatshas davon zu laufen, konnte man wahrlich nur als egoistisch bezeichnen. Da war eine Erklärung nicht zu viel verlangt. „Ich habe es nicht getan“, kam sie sofort zum Punkt.
„Tatsächlich?“, fragte Ehliyan voller Ironie. „Stell dir vor: Das dachten wir uns bereits. Wäre Rajatshas tot, hätte das die Glocke verkündet. Aber wieso hast du es nicht getan?“
Yanna dachte einen Moment lang gründlich über ihre Antwort nach. „Weil ich es nicht konnte“, sagte sie schließlich. Als der abwartende Ausdruck auf den Gesichtern der anderen nicht verschwand, fügte sie hinzu: „Es wäre, als würdet ihr von jemandem verlangen, seine Mutter oder sein Kind zu töten. Nur noch unmöglicher.“ Sie hoffte, damit endlich eine Erklärung gefunden zu haben, die alle nachvollziehen konnten. Tatsächlich herrschte kurzzeitig Stille. Jeder der Anwesenden schien über ihre Worte nachzudenken.
„Ich würde meine Mutter oder mein Kind töten, wenn es ein grausamer Herrscher wäre, der ein ganzes Volk leiden lässt“, sagte Niquos schließlich.
Yanna seufzte. Doch wenn sie ehrlich zu sich war, hatte sie von Niquos nichts anderes erwartet. Aber es konnte ihr gleichgültig sein, was er dachte. Prüfend musterte sie die Gesichter der anderen.
„Ich verstehe dich sehr gut“, flüsterte Thoran an Yannas Ohr. Sie wandte den Kopf. Die Augen ihres Großvaters waren voller Emotionen und sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er mit den Gedanken bei Schelash war.
Amjen nickte nur.
„Ich werde versuchen, es nachzuvollziehen“, knurrte Ehliyan.
Malyn sagte nichts. Er stand nur da, die Augen auf sie gerichtet und schien mit den Gedanken weit weg zu sein.
„Vielleicht solltet ihr jetzt gehen“, sagte Thoran an Amjen und Niquos.
„Dieses Thema ist noch nicht beendet“, fauchte letzterer.
„Wenn du noch etwas dazu zu sagen hast, kannst du das gerne in der morgigen Ratsversammlung ansprechen“, sagte Thoran liebenswürdig.
Niquos verkniff sich jeden weiteren Kommentar und schritt zur Tür. Amjen folgte ihm, jedoch nicht ohne Yanna im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter zu legen und sie anzulächeln. „Vielen Dank, dass du es versucht hast.“ Dann verließen er und Niquos das Haus.
Kaum war die Tür hinter ihnen zugefallen, wurde Yanna von Thoran zu einem Stuhl geschoben. Verwirrt ließ die junge Frau sich darauf nieder und beobachtete, wie ihr Großvater sich neben sie setzte. „Und nun würde ich gerne wissen, wo du gewesen bist, nachdem du festgestellt hast, dass du Rajatshas nicht töten kannst.“
Yanna sah Ehliyan aus den Augenwinkeln heftig nicken.
Dies war der Moment, vor dem sie sich am meisten gefürchtet hatte. Sollte sie lügen? „Ich war verwirrt“, begann Yanna zögernd. „Und ich hatte Angst, was ihr dazu sagen würdet, dass ich Rajatshas nicht töten konnte. Ich musste meine Gedanken ordnen und mir überlegen, wie es weitergehen soll.“ Dies war keine Lüge, aber die volle Wahrheit war es ebenfalls nicht. Doch ihre Freunde schienen mit dieser
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