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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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auf den Boden und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Gehetzt blickte sie über ihre Schulter. Was, wenn ihr jemand folgte? Ob die Rebellen schon festgestellt hatten, dass sie ihren Auftrag abgebrochen hatte? Wenn sie den richtigen Schluss zogen und ihr in den Wald hinein folgten… Entsetzt hielt Yanna den Atem an. Sie war die ganze Zeit geradeaus gerannt! Es wäre ein Leichtes, ihr zu folgen.
    Sie musste weiter! Musste schnellstens die Richtung wechseln, Haken schlagen und ihre Spuren verwischen!
    Doch Yanna blieb am Boden sitzen, lauschte auf ihr eigenes, laut pochendes Herz und das Gezwitscher der Vögel in den Bäumen. Da! Hatte sie nicht gerade Zweige knacken gehört? Es könnte nur ein Reh gewesen sein, aber vielleicht… vielleicht war es auch Ehliyan, der nach ihr suchte.
    Yanna lauschte gespannt. Doch sie hörte nichts mehr. Keine Schritte, keine Stimme, die sie ansprach. Es war wohl doch nur ein Reh gewesen.
    Kurz gab sich Yanna der Vorstellung hin, was passiert wäre, wenn tatsächlich Ehliyan auf einmal hinter ihr gestanden hätte. Wäre er erleichtert gewesen, sie gefunden zu haben? Oder hätte er ihr seine Wut darüber, dass sie Rajatshas nicht hatte töten können, ins Gesicht geschrieen? Yanna wusste es nicht. Thoran wäre sicher einfach glücklich gewesen, dass ihr nichts passiert war. Und Malyn? In letzter Zeit war er kein großer Freund der Meinungsäußerung.
    Ihre Gedanken schweiften zurück zu Ehliyan. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie er hinter den Bäumen hervortrat und sie hier sitzen sah. Yanna lächelte, als ihr plötzlich klar wurde, wie der junge Mann reagieren würde. Sie sah ihn ganz deutlich vor sich, wie er auf sie zustürzte und sie so stürmisch umarmte, dass sie beinahe hinten über fiel. Und dann, nachdem er sich von ihr gelöst hatte, schrie er sie an. Nicht, weil sie es nicht über sich gebracht hatte, Rajatshas zu töten. Sondern weil sie weggelaufen war. Weil sie ihn und die Rebellen hatte im Stich lassen wollen. Weil sie ihn, Thoran und Malyn – ihre Familie – ohne ein Wort des Abschieds hatte verlassen wollen. Zu einem Leben in Ungewissheit verdammt, nicht wissend, warum sie diese Entscheidung getroffen hatte und ob es ihr gut ging.
    Yanna ließ sich nach hinten ins Gras fallen und bedeckte ihre Augen mit ihren Händen. Was war in sie gefahren? Schön einfach hatte sie es sich gemacht, einfach glauben zu wollen, dass die Rebellen ihr Versagen nicht verzeihen würden. So hatte sie eine perfekte Ausrede gehabt, gehen zu können. Und sich ihrem eigenen schlechten Gewissen nicht stellen zu müssen. Aber eigentlich wusste sie nicht, ob sie sich selbst verzeihen konnte. Vor allem, wenn sie Malyn und Ehliyan jeden Tag im Haus sitzen sah. Nicht imstande, sich der Hauptstadt zu nähern, aus Angst, von einem Gardisten festgenommen zu werden.
    Vielleicht würde es Yanna tatsächlich besser gehen, wenn sie es nur schaffte, weit genug wegzulaufen. Vielleicht würden die Schuldgefühle ihrer Familie gegenüber nachlassen, vielleicht würde die Sehnsucht nach Rajatshas abnehmen. Aber glücklich könnte sie auf diese Weise ebenfalls nie werden, dessen war sie sich auf einmal sicher. Und in der Ferne gab es keinen Großvater, der sie tröstete. Keinen Ehliyan, der mit ihr lachte und stritt. Keinen Shaquess, der sie verstand.
    Langsam erhob sich Yanna. Sie wollte sich gerade umdrehen und sich auf den Weg zurück zu ihrem Haus machen, als sie plötzlich abermals Zweige knacken hörte. Sie lauschte mit klopfendem Herzen. Blätter raschelten. Dann hörte sie ein dumpfes, rhythmisch klopfendes Geräusch. Schritte, die sich ihr näherten.
     
     
    Kapitel 11
     
    „Du hast dich also gegen die Flucht entschieden?“
    Yanna wirbelte herum.
    Shaquess musterte sie mit blitzenden Augen. Eine sanfte Windböe zerzauste sein dunkles, welliges Haar und blies ihm eine Strähne ins Gesicht.
    Yanna brauchte einen Moment, bis sie wieder sprechen konnte. „Was machst du hier?“
    Shaquess antwortete nicht. Stattdessen griff er in die Innentasche seiner Taissinuniform und zog ein Stück Pergament hervor. Er hielt es ihr entgegen.
    Doch Yanna musste es nicht an sich nehmen, um zu wissen, worum es sich handelte: Die Nachricht, die sie unter Shaquess’ Tür hindurch geschoben hatte.
    Die junge Frau wich seinem Blick aus. „Wie lange bist du schon hier?“
    „Eine Weile.“
    Was das für ein Bild gewesen sein musste. Erst hinterließ sie ihm diesen Brief und rannte wie eine Besessene in den

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