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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Story an, die Matt als die wahrscheinlichste bezeichnet hatte, und reicherte sie mit einigen sensationsheischenden Schlussfolgerungen an, die er schon Rafe Eddington gegenüber benutzt hatte: Livion beabsichtige, mit einer auf Klonen von embryonalen Stammzellen ausgerichteten Entwicklung auf den Markt zu kommen.
    »So weit, so gut. Ist nicht unwahrscheinlich, sogar plausibel, bei dem Geld, was die in ihre Werbespots gesteckt haben. Und weiter?«
    »Sie werden nicht warten, bis die Gesetze geändert werden. Sie kontrollieren das Verfahren jetzt schon, dank einer Forschungsserie, die außerhalb der staatlichen Kontrolle in Alaska betrieben wurde. Das Einzige, was sie noch brauchen, ist die gesetzliche Regelung für die Markteinführung. Mehr noch, sie haben ihre Aktionäre betrogen und falsche Projektberichte über angebliche neue AIDS-Mittel und Proteinchips vorgelegt, um eine Kapitalerhöhung an der Börse durchzubringen und ihre Stammzellenforschung zu finanzieren.«
    Seine Gesprächspartnerin pfiff durch die Zähne.
    »Das ist allerdings… und du hast mehr als eine Quelle dafür?«
    »Drei Quellen innerhalb von Livion«, entgegnete Neil, »eine an der Börse, und eine, sagen wir mal, in der Legislative.«
    »Die an der Börse kann ich mir denken. Was die Legislative angeht… ich dachte nicht, dass du mit deiner Ex noch auf so gutem Fuß stehst.«
    »Sie darf als Quelle nicht zitiert werden, sonst verliert sie ihren Job«, sagte Neil, und obwohl er technisch gesehen damit nicht bestätigte, Deirdre habe ihm derartige Auskünfte erteilt, wusste er, dass es so verstanden werden würde. Deirdre würde ihm das nie verzeihen.
    »Und die Livion-Quellen?«
    »Du verstehst, dass ich da auch diskret sein muss.«
    »Klar. Aber Neil, so eine Sache ist ein heißes Eisen. Die christlichen Vereine werden Feuer spucken und wollen Köpfe rollen sehen, aber wenn Livion nachweisen kann, dass es sich um eine Verleumdung handelt, dann rollen unsere. Ich will nicht dabei draufgehen. Also, wer?«
    »Dr. Victor Sanchez, Beatrice Sanchez und Dr. Warren Mears.«
    Er kannte seine Pappenheimer. Wenn die Redakteurin die Namen überprüfte, würde sie feststellen, dass sich keiner von ihnen telefonisch erreichen ließ, aber zwei von ihnen eine dokumentierte und nachweisbare Verbindung zu Livion hatten. Trotz aller Beteuerungen, keine Quellen namentlich zu nennen, würden dann zumindest die Namen der Livion-Angestellten in dem Artikel auftauchen, der im Übrigen nicht unter »Neil LaHaye« erscheinen würde. Schließlich galt er als notorischer Querschläger. Sie würde den Text annehmen, die Namen hineinschreiben und drucken. Und bei den unweigerlichen Dementis würde Livion hoffentlich gezwungen sein, alle genannten Angestellten der Öffentlichkeit zu präsentieren.
    Als Nächstes rief er bei seinem Anwalt an.
    »Neil, was diese Sache mit dem Naturschutzgebiet in Alaska betrifft…«
    »Vergessen Sie das mit dem Naturschutzgebiet«, unterbrach ihn Neil sofort, und seine Überlegungen in Sachen Beatrice, Sanchez, AIDS und Livion brachen aus ihm hervor.
    »Wenn ich nun die Hinterbliebenen der Opfer, die Sanchez damals behandelt hat, dazu bekäme, eine Sammelklage gegen Livion einzureichen, würde das den Konzern doch zumindest unter Druck setzen, oder? Ihnen an so vielen Fronten wie möglich einzuheizen, erscheint mir als die beste Taktik, um rasche Ergebnisse zu erzielen.«
    Am anderen Ende herrschte Schweigen. Dann hörte er, wie sein Anwalt tief Atem holte.
    »Sind Sie völlig verrückt geworden? Was Sie mir da unterbreitet haben, sind bestenfalls vage Indizien. Wie viel haben Sie denn auf der Bank, dass Sie es unbedingt bei einem Prozess gegen Livion rausschmeißen wollen?«
    »Es wäre nicht nur meine Klage, sondern eine Sammelklage.«
    »Vergessen Sie das mit der Sammelklage. Bis die so weit ist, eingereicht zu werden, hat Livion Sie schon wegen Verleumdung fertig gemacht, und das setzt voraus, dass die Angehörigen überhaupt willens sind, zu klagen. Wenn ich die Leute zu beraten hätte, würde ich ihnen dringend empfehlen, die Finger davon zu lassen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ihre Anwälte ihnen andere Ratschläge geben werden. Hören Sie, Neil, um mal beim Allersimpelsten anzufangen - haben Sie irgendeine Ausbildung, die Sie als Fachmann für Virologie oder Biogenetik qualifiziert?«
    »Nein, aber…«
    »Aber Sie fühlen sich berufen, Theorien auf einem Gebiet aufzustellen, von dem selbst die meisten Mediziner herzlich

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