Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
mit mir? Ich glaube, etwas frische Luft würde dir gut tun.«
    Das verblüffte Schweigen am anderen Ende zeigte ihr, dass ihn die Bitte so aufschrecken ließ, wie sie es erhofft hatte. Nur durfte er nicht zu lange zögern. Zum ersten Mal, seit ihr Vater ihr die Indiskretionen ihres Jugendschwarms vorgelegt hatte, war sie sich in dieser Sekunde bewusst, dass die hauseigenen Kommunikationssysteme in unregelmäßigen Abständen überwacht wurden.
    »Warum nicht«, antwortete er langsam.
    Sie hatten sich bereits ein gehöriges Stück vom Hauptgebäude entfernt, als Beatrice fragte: »Wusstest du, dass Warren mich heute um die Mitarbeit an einem DNA-Datenbank-Projekt gebeten hat? Einem seiner Regierungsprojekte?«
    »Was hast du ihm geantwortet?«, fragte ihr Vater sofort zurück.
    »Dass ich es mir überlegen würde. Zuerst klang es großartig, aber er ging mir etwas zu leicht über die problematische Seite hinweg. An den Möglichkeiten einer solchen Datenerfassung gefiel mir einiges nicht. Und an den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Dad, was weißt du über Pandora?«
    Ihr Vater blieb stehen und fluchte auf Spanisch. Das war so selten, dass es Beatrice trotz der kühlen Nachtluft heiß wurde. Sie hatte sich nicht geirrt, hatte keine falschen Schlussfolgerungen aus den Daten von Warren Mear gezogen.
    »Ich kann nicht glauben, dass ihm Pandora freigegeben wurde«, erklärte ihr Vater. »Noch, dass er die Stirn hat, dich dafür einspannen zu wollen. Dios. Ich habe einen ausführlichen Negativbericht an die Konzernleitung geschickt, als er das Konzept nach dem 11. September das erste Mal vorlegte, und Mr. President selbst angerufen, um sicherzugehen, dass der Bericht auch von den richtigen Leuten gelesen wurde.«
    »Es geht um Kampfstoffe, nicht wahr?«, fragte sie. Ihre Kehle fühlte sich wie ausgedörrt an.
    »Ja und nein. Was er damals vorgeschlagen hat, war die Entwicklung eines künstlichen Virus, für das nur eine spezifische ethnische Gruppe anfällig oder resistent sein soll.«
    »Also dazu braucht er die Daten«, stellte Beatrice heiser fest und unterdrückte die Versuchung, zum Laborgebäude zurückzuschauen. »Vergleichende Daten. So viele wie möglich, von allen Bevölkerungsschichten. Und wenn ihm der Zugang auf die neue nationale Gesundheitsdatenbank freigegeben wird, bekommt er die auch.«
    Ihr Vater konnte immer noch nicht fassen, dass sein Bericht ignoriert worden war.
    »Ich habe ausdrücklich daraufhingewiesen, dass so ein Projekt auf eine Katastrophe hinauslaufen würde. Der menschliche genetische Code ist weltweit inzwischen zu sehr vermischt, um bei einer solchen Waffe nicht gleichzeitig auch einen riesigen Teil der eigenen Bevölkerung in Lebensgefahr zu bringen. Selbst der skrupelloseste Diktator würde nicht Zeit und Geld auf die Entwicklung einer solchen Biowaffe verwenden, die sich gegen die eigene Bevölkerung richten kann und einfach nicht kontrollierbar ist. Damit besteht auch kein Grund, warum Amerika sie entwickeln sollte. Ein brauchbares Schutzmittel gegen ein fremd entworfenes künstliches Virus ist bei den Milliarden von Möglichkeiten ohnehin nicht vorstellbar.«
    »Warren hält es für möglich.« Daten. Jede Menge vergleichende Profile. Ein Mann, der wusste, wonach er suchen musste. Sie konnte nicht länger still stehen bleiben. Wir müssen die Welt vor dem Terrorismus retten, um jeden Preis. Das Schlimmste war, dass Mears an das glaubte, was er gesagt hatte.
    »Bist du wirklich sicher?«
    »Ja«, sagte Beatrice und ging weiter. »Die Kombinationen, die er abfragt, sind da eindeutig. Dad, ich bin nicht naiv. Er benutzt sogar einen Rechner außerhalb des Labors, vermutlich den von Los Alamos, und das kommt teuer. Das kann er nur machen, wenn er die Rückendeckung der Firmenleitung dafür hat.«
    »Nein, das ist völlig unmöglich«, erwiderte ihr Vater und straffte die Schultern. »Egal, welchen Ansatz er wählt, er wird die ethnischen Merkmale der Weltbevölkerung niemals genau genug spezifizieren können, und solange er das nicht fertig bringt, wird kein Militär der Welt so eine idiotische Waffe benutzen wollen. Das wäre purer Wahnsinn.«
    Heftig fuhr er sich durch das Haar, das einmal pechschwarz gewesen war. »Durchmischt, wie wir selbst sind.«
    »Warren würde vermutlich argumentieren, dass es eben darum geht, sie nicht zu benutzen, dass er sie nur als Druckmittel fabrizieren würde, weil es auch nie zu einem Atomkrieg gekommen ist, da alle Beteiligten wussten, dass dabei

Weitere Kostenlose Bücher