Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
mit dir!«
»Zu Befehl, Commander!« Die Frau sprang auf und salutierte schneidig. »Wir sehen uns auf der Brücke.«
Und schon war sie zur Tür hinaus und zurück blieb nur der Hauch eines exotischen Parfüms, der vielleicht auch der Duft ihres Haares war.
Es war still in der Zentrale der Hemera , obwohl die gesamte Besatzung mit Ausnahme von Edward Chang anwesend war. Bei kritischen Manövern verließ sich der Triebwerkstechniker niemals ausschließlich auf die Instrumente, sondern überwachte seine Aggregate nach Möglichkeit vor Ort.
Die Gespräche im Raum waren schon vor Minuten verstummt. Das einzige Geräusch, auf das alle gespannt lauschten, war das Klicken des Dirac-Empfängers, der die Signale der Pfadfindersonde auffing, die vor sechzig Sekunden das Portal passiert hatte. Unmittelbar danach war auch das tödlich-elegante Sikhaner-Projektil in der Singularität verschwunden, das jedoch selbst keinerlei Ortungssignale ausstrahlte.
Zuvor hatten Masao und Koroljov Stunden damit zugebracht, die nachgerüstete Kamera- und Detektortechnik des »großen Bruders« zu justieren und auszutesten, und sich dabei mehrfach über den viel zu engen Zeitrahmen beklagt. Die Anspannung war den beiden Männern deutlich anzusehen, lag es doch in ihrer Verantwortung, dass die Waffe nicht durch ein Artefakt oder eine Fehlinterpretation der Messdaten ausgelöst wurde. Der Russe zuckte bei jedem Dirac-Klick regelrecht zusammen, während Masaos äußerliche Gelassenheit nur gelegentlich durch ein verräterisches Zucken seines rechten Mundwinkels konterkariert wurde.
Ortega und ihr Einsatzteam wirkten dagegen eher gelassen. Der Kommandant deutete das amüsierte Lächeln seiner Stellvertreterin wohl nicht zu Unrecht so, dass sie nach wie vor ein radikaleres Vorgehen bevorzugte. Die entspannte Haltung ihres Gefolges ließ zudem den Schluss zu, dass sie aus dieser Haltung ihren Untergebenen gegenüber keinen Hehl gemacht hatte. Layla und die Gepardenmänner trugen Midrangewaffen und Kampfanzüge, die sich bei Druckverlust mit ein paar Handgriffen hermetisieren ließen. Welchem Zweck der martialische Aufzug dienen sollte, wusste vermutlich Ortega allein, und Farr hatte nicht vor, dies zu hinterfragen.
Klick. Auf Koroljovs Gesicht standen Schweißperlen und Masaos Mundwinkel zuckte. Inzwischen waren knapp drei der fünf Minuten vergangen, die der Kommandant als Sicherheitsphase vorgegeben hatte. Wenn das Dirac-Signal in den nächsten 120 Sekunden nicht verstummte, würde die Hemera dem Vorauskommando folgen …
Klick. Das Geräusch zerrte an den Nerven wie das Tropfen eines defekten Wasserhahnes.
»Bitte verlassen Sie Ihre Plätze nicht mehr«, meldete sich in diesem Moment die unterkühlt-fürsorgliche Stimme der Schiffsintelligenz. »Ich aktiviere programmgemäß die Sicherheitsfelder.«
Jemand lachte. Farr musste sich nicht umschauen, um Annie Lefevre als Urheberin auszumachen. Vielleicht hätte er sie anweisen sollen, während des Manövers in ihrer Kabine zu bleiben. Ihr Nervenkostüm war Aufregungen nicht gewachsen.
Merkwürdigerweise klang Annies Gelächter jedoch weder schrill noch hysterisch und ging auch nicht in einen Wein- oder Schreikrampf über, wie er eigentlich befürchtet hatte. Daher drehte er sich nun doch zu ihr um und registrierte erstaunt, dass sich Annie tatsächlich zu amüsieren schien. Als sie seinen Blick bemerkte, hob sie sogar den Daumen, um ihm zu signalisieren, dass alles in bester Ordnung war.
Ich muss dringend mit ihr reden , dachte der Kommandant. Sobald hier etwas Ruhe eingekehrt ist …
Dabei kam ihm der etwas uncharmante Gedanke, dass es dem weiblichen Personal an Bord allesamt nicht an Eigenheiten mangelte. Die eine brach im unpassendsten Moment in herzliches Gelächter aus, die nächste wollte unprovoziert eine Massenvernichtungswaffe zünden und über die Hobbys der Kunstschützin mit dem Fledermausohr wollte er lieber gar nicht erst nachdenken. Es machte ihn bereits nervös, sie hier im Allerheiligsten an ihrer Waffe herumspielen zu sehen …
»Achtung, das Schiff befindet sich im Zielanflug auf das Portal und wird in dreißig Sekunden in den N-Raum eintreten«, meldete sich die Bordfürsorge mit weiteren Verhaltensmaßregeln: »Bitte nehmen Sie eine entspannte Haltung ein und halten Sie Abstand von Gegenständen mit Verletzungspotenzial.«
Der Kommandant verspürte ein Zucken in der Zwerchfellgegend, das jedoch im Moment des Übertritts verging wie sämtliche körperlichen
Weitere Kostenlose Bücher